Predigtgedanken
Zum "weißen Sonntag" aus der Pfarre Linz-St. Leopold
Seine Gedanken zum "weißen Sonntag", dem Sonntag nach Ostern, sendet uns Pater Dominik Nimmervoll aus der Pfarre Linz-St. Leopold.
LINZ. Thomas war – so wie wir – nicht dabei, als den übrigen verschreckten Jüngern völlig unerwartet der auferstandene Herr erschienen ist. Seine Reaktion auf diese Kunde ist uns wohl allzu verständlich: "Wenn ich nicht sehen und berühren kann, dann glaube ich nicht!" Das ist eine Maximalposition, die Gott im Grunde vorschreiben will, wie er sich zu verhalten hat. Das ist einerseits vermessen, andererseits aber zutiefst menschlich. Hinter der Bedingung des Thomas steht kein Hochmut, sondern eine tiefe Verunsicherung. Hier ist ein Mensch, der verzweifelt nach Sicherheit sucht.
Begegnung auf Augenhöhe
Jesus begegnet dem Thomas auf Augenhöhe. Er geht auf seine Glaubensbedingung ein: "Hier Thomas, berühre mich, fühle mich!" Dadurch sucht er Thomas am äußersten Punkt seiner Verunsicherung auf und zeigt sich mit ihm solidarisch: "Hier bin ich Thomas, mein Freund. Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!"
Die Innere Wandlung
Die innere Wandlung des Thomas vollzieht sich in der Intimität der Begegnung. Thomas nimmt nämlich den in Aussicht gestellten Beweis gar nicht mehr an. Er braucht ihn nicht mehr. Und: Thomas bekennt vor allen seinen Glauben: "Mein Herr und mein Gott!". Für Thomas hat sich der Leitsatz "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" also durch diese Begegnung mit dem Auferstandenen grundlegend relativiert und sogar umgekehrt: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.
Sich dem eigenen Zweifel stellen
Die Geschichte vom ungläubigen Thomas ist auch heute aktueller denn je: "Wie kann ich glauben, ohne zu sehen?" Selbst bei naturwissenschaftlichen Beweisen sind wir auf das Vertrauen zu Wissenschaftlern angewiesen. Die Geschichte vom "gläubig gewordenen Thomas" soll Mut machen, sich dem eigenen Zweifel zu stellen und ihn auch beherzt auszusprechen. Es gibt hier keine göttliche Zensur, wohl aber eine unendliche göttliche Geduld jedem Menschen gegenüber. Denn Gott will ja, dass jeder Mensch durch den Glauben, das Leben in Fülle empfängt.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.