Andentiere fühlen sich auch in Linz wohl

- Künftig will Familie Friesenecker auch Trekkingtouren mit Lamas und Alpakas anbieten. Diese tragen dabei etwa den Proviant.
- Foto: Friesenecker
- hochgeladen von Nina Meißl
Alpakas – eine domestizierte Kamelart – sind für gewöhnlich in den südamerikanischen Anden beheimatet. Dank Martina und Gerold Friesenecker laufen mehrere Exemplare auch in Linz herum, fühlen sich pudelwohl und ziehen die Blicke von Fußgängern auf sich.
"Eigentlich waren wir auf der Suche nach einem biologischen Rasenmäher", sagt Gerold Friesenecker. Gemeinsam mit seiner Frau Martina übernahm er vor einigen Jahren die Pflege des kleinen landwirtschaftlichen Anwesen der Schwiegereltern in Pichling. Schafe, Ponys oder Ziegen kamen in Betracht, wurden jedoch rasch wieder verworfen – sie sind laut und zerstören über kurz oder lang die Grasnarbe. In umliegenden Zoos suchten die Frieseneckers nach einer Lösung und stießen schließlich auf Alpakas.
Gutmütig und sanft
"Schau einem Alpaka nicht zu tief in die Augen, du könntest dich verlieben", lautet ein bekanntes Sprichwort. Auch um Martina und Gerold Friesenecker war es rasch geschehen. "Die Tiere strahlen Ruhe und Frieden aus. Sie sind extrem scheu, aber auch gutmütig, sanft und sehr intelligent", sagt Friesenecker. Aufgewachsen auf einem Bauernhof im Mühlviertel, dachte sich der Linzer: "So schwierig kann das schon nicht sein." Doch das Ehepaar wurde in seinem Enthusiasmus rasch gebremst. "Alpakas sind sehr teuer. Sie haben einen ganz anderen Organismus und andere Krankheitsbilder als heimische Tiere. Die Einzeltierhaltung ist verboten und für ein Alpakapaar muss man mindestens 1000 Quadratmeter Grundfläche zur Verfügung stellen", erklärt Friesenecker.
Kurs für Tierhaltung
Um überhaupt Alpakas halten zu dürfen, muss daher ein Kurs besucht werden. In Wieselburg bei Österreichs bekanntestem "Lamero", Gerhard Rappersberger, lernte das Ehepaar alles über die richtige Haltung der Andentiere. Im Frühjahr 2013 zogen auf der Weide in Pichling schließlich die drei Alpaka-Stuten Luna, Stella und Beauty sowie zwei Lama-Wallache ein. Stella und Beauty brachten im August je ein gesundes Junges zur Welt. Martina und Gerold Friesenecker waren bei der Geburt dabei: "Die ganze Herde hat die Kleinen begrüßt, ein tolles Erlebnis." Inzwischen ist auch Alpaka-Hengst "Bärli" auf der Weide eingezogen, um künftig für weiteren Nachwuchs zu sorgen.
Kein Spucken auf Menschen
Die ungewöhnlichen Tiere sind inzwischen zur Attraktion für die Nachbarn geworden: "Am Zaun sieht man immer viele Kinder und auch einige Bewohner aus dem nahen Altersheim kommen gerne vorbei." Viele fragen dann, ob die Tiere auch spucken. "Ja, aber normalerweise nicht auf Menschen", sagt der Alpakazüchter dann. "Wenn Alpakas auf einen Menschen spucken, sehen sie ihn als Konkurrenten an. Das passiert nur bei einem Berserker-Syndrom, einer Fehlprägung, die nur dann vorliegt, wenn man sich in der Kinderstube zu früh mit dem Tier beschäftigt. Alpakas sollten möglichst wild und ohne Berührung mit dem Menschen aufwachsen", weiß Friesenecker, der bei dem Nachwuchs besonderen Wert darauf legt.
Trekkingtour
Künftig will das Ehepaar, das derzeit in der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg in der Pflege arbeitet, auch Trekkingtouren mit den Tieren anbieten. "Neuweltkameliden (Lamas und Alpakas, Anm. d. Red.) tragen 20 bis 30 Kilogramm in Packtaschen und ein Marsch von 16 Kilometern am Tag ist für sie kein Problem." Schon jetzt sind die Tiere das Highlight vieler Spaziergänger, die die ungewöhnliche Wandergruppe treffen. Andere setzen Alpakas zur Tiertherapie ein. "Sie sind sehr feinfühlig, wirken beruhigend auf den Menschen und man kommt rasch zu einem Ergebnis, wenn man mit ihnen arbeitet. Ähnlich wie die Delphintherapie wird die Therapie mit Alpakas bei Kindern mit Beziehungsstörungen oder bei Menschen mit Behinderungen eingesetzt."
Wolle spinnen
Bis auch der Alpaka-Nachwuchs am Halfter mitgeht und für Trekkingtouren eingesetzt werden kann, hat sich Gerold Friesenecker ein weiteres Hobby zugelegt. "Die Tiere müssen einmal im Jahr geschoren werden. Das möchte ich heuer erstmals selber machen." Das Fell der Tiere ist seidenweich, ohne Linol (Fett) und dafür hyperallergen. Um es nicht wegwerfen zu müssen, hat der Krankenpfleger einen Spinnkurs besucht. Auf seinem Spinnrad wird aus dem Fell der Tiere Wolle, die dann zu Handschuhen oder Hauben weiterverarbeitet und am Weihnachtsmarkt verkauft wird.
In den vergangenen Jahren ist die Liebe der Familie zu den Tieren ständig gewachsen. "Unsere Herde soll noch größer werden. Demnächst bekommen wir eine schwangere Alpaka-Stute aus Tirol, im August erwarten wir die nächsten zwei bis drei Tiere."
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