Menschen im Gespräch
"Bäume möglichst lange erhalten"

Für Elise Speta (Baumrettungsinitiative Linz) werden Bäume im Stadtgebiet zu rasch gefällt. | Foto: Bernd Speta
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  • Für Elise Speta (Baumrettungsinitiative Linz) werden Bäume im Stadtgebiet zu rasch gefällt.
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Elise Speta von der Baumrettungsinitiative Linz kritisiert dramatische Baumverluste in der Stadt. 🌳

LINZ. Elise Speta von der Baumrettungsinitiative Linz denkt, dass der Magistrat bei Fällungen „übervorsichtig“ vorgeht. Im Interview erklärt sie, warum das Verschwinden großer Bäume sich über Jahre negativ auf das städtische Mikroklima auswirkt.

Warum werden Ihrer Meinung nach Bäume in der Stadt zu rasch gefällt?
Elise Speta: Bäume werden vor allem für Bauvorhaben, etwa die drei Brücken oder für Tiefgaragen gefällt – aber manchmal auch aus einem überzogenem Sicherheitsbedürfnis.

Finden die Anliegen der Baumrettungsinitiative Gehör?
Mit der Fachabteilung der Stadt besteht eine Vereinbarung, dass vor Fällung der Initiative Gelegenheit zur Besichtigung und allenfalls Beibringung eines Gegengutachtens gegeben wird. Dies wird in der Regel auch eingehalten. In einzelnen Fällen wird eine Fällung so kurzfristig vorgenommen, dass die Initiative nicht mehr reagieren kann.

Ihre Initiative kritisiert, dass bei Baumfällungen das angekündigte Ausmaß von Fällungen überschritten wird.
Oft stecken dahinter rationelle Überlegungen, um nicht mehrmals am selben Ort tätig werden zu müssen. Das Eschensterben oder der Borkenkäfer werden zum Anlass genommen, auch gesunde Bäume zu fällen, da diese „ja sowieso auch über kurz oder lang“ befallen werden. Bei Bauprojekten bleibt es oft den Antragstellern überlassen, hinderliche Bäume zu entfernen. Fremdfirmen lassen oft die erforderliche Sorgfalt hinsichtlich Baumfällungen vermissen.

Was entgegnen Sie Kritikern, die mit dem Sicherheitsaspekt argumentieren?
Bei „Gefahr in Verzug“ ist die Fällung selbstverständlich hinzunehmen. Mitarbeiter des Magistrates gehen ihrem Auftrag gemäß sehr gewissenhaft vor. Oft wird der Eindruck erweckt, als wäre man übervorsichtig.

Es werden Bäume auch an Stellen beseitigt, an denen sie ohne Schaden anzurichten belassen werden könnten. Da muss sich bei der Gesetzeslage dringend etwas ändern. Glücklicherweise sind schwere Unfälle durch abbrechende Äste oder umfallende Bäume äußerst selten. Dass jemand vom Blitz getroffen wird ist siebenmal wahrscheinlicher. 

Außerdem zeigen Beispiele aus anderen Ländern (mit Baumschutzgesetzen), dass schon verschiedene Sicherheitsvorkehrungen möglich wären und man auch die Eigenverantwortung von Menschen im Umgang mit der Natur auch in der Stadt mehr ansprechen müsste.

Welchen Wert haben alte Bäume für die Stadt?
Großkronige Bäume haben einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität; sie wirken als Staubfilter, sie kühlen im Sommer, erzeugen Sauerstoff und speichern CO2. Um die Funktion eines 25 Meter hohen Baumes zu erreichen, müssten 5.400 junge Bäume gepflanzt werden. Bei den derzeitigen dramatischen Baumverlusten sieht es daher für die Grünbilanz der Stadt eher besorgniserregend aus. Im Jahr werden allein durch die Stadt Linz hunderte Bäume verschiedenen Alters entfernt, aber nicht in vollem Umfang nachgepflanzt.

Wie viele „Hundertjährige“ gibt es eigentlich im Stadtgebiet?
Zahlen können wir keine nennen, aber viele dürften es nicht sein. Da spielen auch finanzielle Aspekte eine Rolle, denn das Fällen eines alten Baumes ist billiger als aufwendige Pflegemaßnahmen. Und das bedeutet das Aus für so manchen attraktiven Baumriesen.

Wie kann ein naturschonender Weg aussehen?
Da sind vor allem die Wohnungsgenossenschaften gefordert. Leider wird diese Arbeit oft Fachunkundigen überlassen, die durch Kappungen die Bäume nachhaltig schädigen. Über diese großen Schnittstellen können holzzersetzende Pilze eindringen, das natürliche Gleichgewicht zwischen Wurzeln und Krone wird beeinträchtigt. Dabei schreibt die ÖNORM L1122 ausdrücklich vor, solche Kappungen zu unterlassen. Es ist traurig genug, dass so viele Bäume durch Schädlingsbefall oder Bautätigkeit verloren gehen, da sollte man doch wenigstens die verbliebenen vor dieser stümperhaften „Pflege“ schützen.

Welche Fällungen in Linz empfinden sie als besonders unnötig?
Fällungen in der Gleißnerallee sind schon einige Jahre her, schmerzen aber immer noch ebenso wie die Fällungen bei Errichtung der Straßenbahnschleife gegenüber dem Gasthof Lindbauer. Bei sorgfältigerer Planung wäre das mit wesentlich weniger Baumverlusten möglich gewesen. In jüngster Vergangenheit haben Fällungen am Ufer des Haselbaches, Einzelentnahmen aus der Allee in der Muldenstraße verärgert. Die Beseitigung des Bannwaldes im Bereich des Kürnbergerwaldes am südlichen Donauufer und auch die Rodungen gegenüber durch die Staßenmeistereien sind in diesem Umfang schmerzlich. Ebenso die ständigen Abholzungen entlang von Bundesstraßen und Autobahnen, die immer größere Ausmaße annehmen. 
Baufirmen, die Asfinag oder Straßenmeistereien gehen meist äußerst unsensibel vor. Die Einhaltung von Auflagen ist schwer kontrollierbar, etwa was Wurzelverletzungen betrifft. Auch viadonau und Gewässerbezirke gehen mit den Bäumen entlang der Flüsse oft brutal um.

Was wünschen Sie sich in Zukunft von der Stadt?
Wir wünschen uns, dass die enormen Baumverluste durch Schädlingsbefall und unvermeidliche Fällungen nicht nur durch Ersatzpflanzungen ausgeglichen werden, sondern dass man auch Bäume möglichst lange erhält und Möglichkeiten sucht, Grünoasen im Innenstadtbereich zu schaffen.
Wir hoffen, dass die Abteilung Stadtgrün und Straßenbetreuung auch weiterhin mit unserer ehrenamtlichen Initiative in Kontakt bleibt und konstruktiv zusammenarbeitet – zum Wohl der Linzer Bäume.

Mehr Infos zu den Aktivitäten der Baumrettungsinitiative finden Sie HIER.

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