Streit zwischen Gemeinde und ÖBB
Bahnhofsareal als Schandfleck in Steyregg
Seit 2021 hat Steyregg einen neuen Bahnhof. Das Areal rundherum liegt seit der Fertigstellung im Sommer 2021 allerdings brach. Ein Streit zwischen der ÖBB und der Gemeinde über die Kosten der Platzgestaltung führte zum Stillstand. Nun will Vizebürgermeister David Lackner (SBU) wieder Bewegung in die verfahrene Situation bringen.
STEYREGG. Als die ÖBB vor einigen Jahren an die Gemeinden entlang der Summerauerbahn-Strecke herantraten und ihre Pläne zur Erneuerung der Bahnhöfe vorstellte, war man in Steyregg noch positiv eingestellt. Heute kann man die Situation nur als "verfahren" bezeichnen. Das Areal rund um den Bahnhof sollte eigentlich zur Park & Ride-Anlage samt moderner Infrastruktur mit Radabstellanlagen, WC und Begrünung werden. 2020 wurde dafür laut Vizebürgermeister David Lackner (SBU) noch unter dem ehemaligen Bürgermeister Franz Würzburger (SPÖ) Vorverträge mit den ÖBB geschlossen.
Kosten der Platzgestaltung verdoppelt
Damals lag die Kostenschätzung bei insgesamt 400.000 Euro. Die Hälfte davon würden die ÖBB übernehmen, ein Viertel das Land OÖ und den Rest die Gemeinde. Mit dem Beitrag in Höhe von 100.000 Euro zeigte sich Steyregg einverstanden. Mit 1. Jänner 2021 präsentierten die ÖBB einen neuen Vertrag zur Vorplatzgestaltung. Die Kosten darin waren auf insgesamt 605.000 Euro gestiegen. Zusätzlich sollten für Planung und Baubegleitung nochmals 95.000 Euro aufgewendet werden und eine Nutzungsgebühr für das Grundstück – der Vorplatz befindet sich im Besitz der ÖBB – in Höhe von 180.000 Euro entrichtet werden. Der Anteil, den Steyregg nun stemmen sollte, lag mit 200.000 Euro doppelt so hoch, wie erwartet. Die laufenden Kosten – Winterdienst, Reinigung und ähnliches würde zusätzlich 25.000 Euro jährlich ausmachen. Der Vertrag blieb seitens der Gemeinde deshalb ohne Unterschrift.
Lackner: "Kein Bahnhof, sondern Haltestelle ohne WC"
Seitdem herrscht Stillstand. Durch die Wahlen haben sich die Steyregger Akteure mittlerweile geändert: Vizebürgermeister Lackner möchte jetzt wieder Bewegung in die Sache bringen. Ihn ärgert die aktuelle Situation: "Wir haben zurzeit keinen Bahnhof, sondern nur mehr eine Haltestelle ohne WC und Warteraum." Zudem sei die Station nicht zu hundert Prozent barrierefrei. "Es müssen sogar die Schienen gequert werden", so der Lokalpolitiker. Er wünscht sich für den Bahnhofsvorplatz die moderne Radabstellanlage und Infrastruktur, die in den ersten Gesprächen zugesagt wurde. Von der geplanten Park & Ride-Anlage hält er auch nicht viel. "Der Steyregger Bahnhof liegt mitten im Ort. Durch die Anlage würden wir unnötig Verkehr ins Zentrum bringen", führt Lackner aus. Er fände als Standort das benachbarte Pulgarn besser geeignet.
Leerstehendes "Lagerhaus" weiterer Schandfleck
Ein weiteres Ärgernis sei laut Lackner das bereits lange leerstehende "Lagerhaus"-Gebäude neben dem Bahnhof und ebenfalls mitten im Zentrum. Auch dieses befindet sich im Besitz der ÖBB. "Hier verfallen tausend Quadratmeter Fläche, in das sich Betreibe einmieten würden", so Lackner. Die Anfragen würden bei der ÖBB allerdings auf taube Ohren stoßen. Grund dafür sei der geplante zweispurige Ausbau der Summerauerbahn. "Seit 30 Jahren herrscht deshalb Stillstand", so Lackner, "alle Schandflecken in Steyregg gehören den ÖBB."
ÖBB: "Bereit, Gespräche wieder aufzunehmen"
Trotzdem würde er die Gespräche mit den ÖBB bezüglich Bahnhofsplatz gern wieder aufnehmen. "Ein Grundkonsens zum Ursprungsvertrag besteht nach wie vor", betont Lackner. Die ÖBB zeigen sich zumindest gesprächsbereit: Auf Anfrage der BezirksRundSchau heißt es: "Im Zuge des Umbaus beim Bahnhof Steyregg gab es mehrere Versuche, eine gemeinsame Lösung bezüglich einer Finanzierung der Park+Ride-Anlage zu finden. Wir sind gern bereit, die Gespräche über eine Umsetzung wieder aufzunehmen." Wir werden darüber berichten.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.