Kontrollamtsbericht zur LIVA
"Das Brucknerhaus ist das Problemkind"

Erst vergangenes Wochenende lud die LIVA zum "Sommerfest für Linz" in und rund um das Brucknerhaus ein. | Foto: LIVA/Oliver Erenyi
2Bilder
  • Erst vergangenes Wochenende lud die LIVA zum "Sommerfest für Linz" in und rund um das Brucknerhaus ein.
  • Foto: LIVA/Oliver Erenyi
  • hochgeladen von Silvia Gschwandtner

Gestern, am 3. Juli, wurde der Bericht des Linzer Kontrollamts zur Linzer Veranstaltungsagentur (LIVA) publik. Geprüft wurden die Veranstaltungshäuser Brucknerhaus, Posthof, KinderKulturzentrum Kuddelmuddel, TipsArena Linz, Linzer Stadion und die Sportparks Lissfeld, Auwiesen und Pichling. Zusammengefasst kristallisierte sich eindeutig ein Sorgenkind heraus: das Brucknerhaus.

LINZ. "Die wirtschaftliche Entwicklung des Hauses erfordert tiefgreifende Maßnahmen", so das Kontrollamt in seinem aktuellen Bericht zum Brucknerhaus. Nicht nur sinken die Abozahlen und damit die Einnahmen, sondern im Prüfzeitraum ab 2017 sind Personal- und Veranstaltungskosten laufend gestiegen. Auch die Repräsentationsaufwände hätten sich ab 2017 um 64 Prozent erhöht. "Während in allen anderen LIVA-Bereichen die deutlich geringeren Erlöse in den Jahren 2020 und 2021 nicht nur ausgeglichen, sondern deutlich verbessert wurden, ist das Brucknerhaus das Problemkind", fasst der Vorsitzende des Kontrollausschusses und Neos-Linz Fraktionsvorsitzender Georg Redlhammer die Situation zusammen.

Betriebsergebnis der LIVA seit 2017 um 15 Prozent schlechter

Der 86-Seiten starke detaillierte Bericht fördert zutage: Das Betriebsergebnis der LIVA hat sich im Zeitraum von 2017 bis 2022 um 15 Prozent von minus 12,8 Millionen Euro auf minus 14,7 Millionen Euro verschlechtert und prognostiziert für 2023 gar ein Minus von 17,6 Millionen Euro. Über zwei Drittel der Gesamterträge 2023 werden durch Subventionen der Stadt Linz (überwiegend), dem Land OÖ und dem Bund bestritten. Die Ursachen für die kontinuierlich sinkenden Betriebsergebnisse der LIVA liegen dem Bericht zufolge im Brucknerhaus. "Seit 2020 kann nicht einmal der Personalaufwand durch Umsatzerlöse gedeckt werden", so Redlhammer.

Kritik an undurchsichtiger Auslastungs-Berechnung

Auch hinsichtlich der öffentlich kommunizierten Auslastungen sieht das Kontrollamt auch Handlungsbedarf. Das Kontrollamt stellt fest: "Die Berechnung von Auslastungsquoten folgt keiner einheitlichen Zahlenbasis. Die Kapazitäten ein und derselben Säle sind unterschiedlich angegeben und ausgegebene Freikarten (Aktionskarten) werden ungeachtet ihrer tatsächlichen Inanspruchnahme automatisch als auslastungssteigernd eingerechnet. Für die Vergabe von Freikarten (Aktionskarten) an Sponsoren und sonstige Dritte besteht kein internes Regulativ." Weiters kritisiert das Kontrollamt auch die fehlenden Pläne, Strategien und die undurchsichtigen Berichte des Brucknerhauses sowie den "Abo-Wildwuchs".

Keine Vollzeitstelle für kaufmännische Leitung

Dietmar Kerschbaum, seit 2017 Brucknerhaus-Chef und aktuell künstlerischer Vorstandsdirektor der LIVA, wird von Rainer Stadler, kaufmännischer Vorstandsdirektor unterstützt. Hier wird von mehreren Seiten Kritik laut, dass letztere Stelle lediglich mit 15 Stunden besetzt ist. "Die Kritikpunkte des Kontrollamtsberichts müssen ernst genommen werden und seitens der LIVA umgesetzt werden", so Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP), "es ist wichtig, dass der kaufmännische Direktorsposten eine Vollzeitbeschäftigung ist, das muss rasch geändert werden." "Es ist unverständlich, wie ein Millionenbetrieb wie die LIVA einen kaufmännischen Geschäftsführer mit nur 15 Wochenstunden angestellt hat, pflichtet Redlhammer bei.

Dietmar Kerschbaum, künstlerischer Vorstandsdirektor der LIVA betont: "Die LIVA hat als gemeinnützige Organisation einen Kulturauftrag zu erfüllen." | Foto: LIVA/Oliver Erenyi
  • Dietmar Kerschbaum, künstlerischer Vorstandsdirektor der LIVA betont: "Die LIVA hat als gemeinnützige Organisation einen Kulturauftrag zu erfüllen."
  • Foto: LIVA/Oliver Erenyi
  • hochgeladen von Silvia Gschwandtner

"LIVA hat Kulturauftrag zu erfüllen"

Keinen Handlungsbedarf sehen die beiden Vorstandsdirektoren. In einem Statement, unterzeichnet von Kerschbaum und Stadler heißt es: "Die LIVA hat als gemeinnützige Organisation einen Kulturauftrag zu erfüllen. Ihre Aufwendungen sind in der Regel höher, als eine sozial verträgliche Kartenpreis-Gestaltung einspielen kann. Jede Opern-, Theater- oder Konzertkarte wird daher subventioniert, ebenso jeder Museums-, ja sogar jeder Bäderbesuch." Ein „ausgeglichenes Erlös-Aufwandverhältnis“, wie im Bericht gefordert, sei für jegliche Konzerthäuser in keinen Fällen erreichbar. 

Stadt steht hinter LIVA-Gschäftsführung

„Unser Zugang ist, dass Kultur- und Sportstätten vom Wesen her Zuschussbetriebe sind. Ansonsten wäre die moderate Preisgestaltung bei den Tickets nicht möglich, bei einer Kostendeckung könnte sich niemand mehr die Eintrittspreise leisten“, so der SPÖ-Fraktionsvorsitzende Stefan Giegler zur Kontrollamtskritik „wir sehen die Sicherung eines breiten kulturellen Angebots als städtische Aufgabe." Redlhammer stellt abschließend fest: "Die Kunst muss jede Freiheit in Linz haben und hat sie auch. Die LIVA darf keinen Gewinn machen. Das ist festgeschrieben. Aber es kann nicht sein, dass es heißt, koste es was es wolle und die Stadt zahlt eh.“

Erst vergangenes Wochenende lud die LIVA zum "Sommerfest für Linz" in und rund um das Brucknerhaus ein. | Foto: LIVA/Oliver Erenyi
Dietmar Kerschbaum, künstlerischer Vorstandsdirektor der LIVA betont: "Die LIVA hat als gemeinnützige Organisation einen Kulturauftrag zu erfüllen." | Foto: LIVA/Oliver Erenyi
Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.