Die Bevölkerung ist im Fluss


Keine Entwicklung ohne Migration

Weltweit leben derzeit 232 Millionen Menschen außerhalb ihres Herkunftslandes. Viele erhoffen sich durch die Auswanderung ein besseres Leben. Entwicklungspolitisch kommt der Migration eine wesentliche Bedeutung zu. Auch Europa profitiert von der Zuwanderung. Wer Mauern zum Schutz der eigenen Vorteile errichtet, setzt der Entwicklung ein Ende. Davon betroffen sind wir alle.

Die Bevölkerung ist im Fluss. Das war schon immer so. Neu ist jedoch, dass bis vor 60 Jahren mehr Menschen aus Europa emigrierten, als zuwanderten. Heute ist es umgekehrt. Die Gründe für Migration sind vielfältig. Viele Menschen erhoffen sich im Aufnahmeland eine bessere Ausbildung und einen Job. Bedingt durch demographische Faktoren, wirtschaftliches Ungleichgewicht, sowie klimatisch bedingte Einflüsse ist mit weiteren Abwanderungen zu rechnen. Vielmehr wird Migration künftig ein wichtiger Faktor zur Anpassung an Umweltveränderungen sein.

Mehr als die Hälfte der 232 Millionen Migranten kommt aus entwickelten Staaten. Unter ihnen sind 552.300 Österreicher/innen, die derzeit im Ausland leben. Weltweit zählt die USA die meisten Migranten (46 Mio), gefolgt von Russland (11 Mio), Deutschland (10 Mio) und Saudi-Arabien (9 Mio). Sehr viele Menschen migrieren auch zwischen den Entwicklungs- und Schwellenländern. Entgegen verbreiteter Meinung ist Migration nicht immer dauerhaft. Viele der Migranten kehren nach einiger Zeit wieder in ihre Heimat zurück, pendeln zwischen den Staaten oder ziehen weiter, in ein anderes Land. Eine Studie zeigt, dass von den deutschen „Gastarbeitern“, die zwischen 1960 und 1999 in Deutschland beschäftigt waren, 70% das Land wieder verlassen haben. (Quelle: Martin Philip, 2004)

Migration und ihre entwicklungspolitische Bedeutung

Während die Abwanderung von talentierten und qualifizierten Fachkräften, insbesondere aus Entwicklungsländern, kurzfristig durchaus negative Auswirkungen auf das Herkunftsland haben kann, zeigen Erfahrungen von enormen Potentialen für eine nachhaltige Entwicklung.
Migranten leisten finanzielle Unterstützung an ihre Familien in ihrer Heimat, womit Lebensunterhalt, medizinische Versorgung und Schulgeld für Kinder finanziert werden.
Die Weltbank schätzt den Geldtransfers durch die Diaspora auf das dreifache der internationalen Entwicklungshilfe. In Krisenzeiten sogar noch mehr. Neben Geldtransfers gelangen aber auch Fachwissen, politische Ideen und Meinungen in die Herkunftsländer. Darüber hinaus engagieren sich Migranten häufig für gemeinnützige Aktivitäten und Kooperationen mit Universitäten, wodurch der Wissenstransfer als auch der kulturelle Austausch gefördert werden.

Inzwischen zeichnet sich ein neuer Trend ab, indem immer mehr Afrikaner mit Universitätsabschluss aus Nordamerika und West-Europa, in ihre Heimat zurückkehren, und dort ihr eigenes Unternehmen gründen. Zum Beispiel: Ghana. Tendenz steigend. Während die einen in ihrer afrikanischen Heimat neue Marktchancen erkennen und diese nutzen wollen, leiden andere darunter, in der westlichen Gesellschaft in vielen Lebensbereichen benachteiligt zu sein. Diese Rückkehrer sind bestens ausgebildet, kennen die Sprache und Kultur beider Länder und knüpfen neue Geschäfts- und Handelsbeziehungen. Einige von ihnen investieren in den Aufbau von Firmen und schaffen damit neue Arbeitsplätze, andere arbeiten als hochqualifizierte Fachkräfte in verschiedenen Bereichen.

Migration als Wirtschaftsfaktor

Eine gut geregelte Migration stellt eine wichtige Triebkraft für die Wirtschaft dar, von der auch Aufnahmeländer profitieren. Auch Europa war und ist auf Migration angewiesen. Gerade mit Hinblick auf die alternde Gesellschaft werden zur Aufrechterhaltung der Produktivität und diverser Dienstleistungen, sowie zur Sicherung der Pensionszahlungen ausländische Arbeitskräfte benötigt. In der Tourismusbranche sind sie nicht mehr wegzudenken.

Die Forschung zeigt, dass Migration die wirtschaftliche Entwicklung nicht verhindert, sondern erst möglich macht. In China wäre dieser enorme Wirtschaftsaufschwung ohne den 260 Millionen Binnenmigranten undenkbar gewesen. Die Schattenseite, nämlich die beispiellose Ausbeutung dieser Wanderarbeiter, soll allerdings in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Weltweit leiden viele Migranten unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und bekommen Löhne, die weit unter dem Landesdurchschnitt liegen.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass menschliche Entwicklung untrennbar mit menschlicher Mobilität verbunden ist. Weder gibt es eine Entwicklung ohne Migration, noch eine Migration ohne Entwicklung. Ebenso müssen wir uns vom Gedanken befreien, Migration ausschließlich als Problem zu sehen. Vielmehr sollten wir unseren Blick auf die Potentiale schärfen, die uns die Zuwanderung bietet. Um die Migration mittel- und langfristig in den Griff zu bekommen, wäre es sinnvoll, sich anstatt auf Grenzsicherung verstärkt auf entwicklungspolitische Maßnahmen zu konzentrieren.

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