Menschen im Gespräch
"Die Menschen sind künstlicher Intelligenz weit voraus"

Günter Klambauer vom Institut für Machine Learning der JKU Linz. | Foto: Klambauer
  • Günter Klambauer vom Institut für Machine Learning der JKU Linz.
  • Foto: Klambauer
  • hochgeladen von Christian Diabl

Wir haben mit Günter Klambauer über Chancen und Risiken von künstlicher Intelligenz gesprochen.

LINZ. Günter Klambauer studierte in Wien Mathematik und Biologie. Er promovierte bei Sepp Hochreiter an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz in Bioinformatik und forscht zum Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI).

Können Sie uns künstliche Intelligenz einfach erklären?
Ich würde sagen, es ist die Fähigkeit einer Maschine, Entscheidungen zu treffen, für die sie nicht explizit programmiert oder konzipiert wurde. Man denke zum Beispiel an das Spiel Tic-Tac-Toe: Wenn man einem Computerprogramm für alle möglichen Spielpositionen sagt, was es in diesem Fall tun soll, gilt das für mich nicht als KI. Wenn das Computerprogramm die Regeln selbst herausfindet, schon.

Was ist der Unterschied zu menschlicher Intelligenz?
Die menschliche Intelligenz ist der heutigen künstlichen Intelligenz weit voraus. Menschen haben ein umfassenderes Weltverständnis und allgemeine Problemlösefähigkeiten. Heutige KIs sind hingegen darauf spezialisiert, eine bestimmte Aufgabe gut zu können.

Wo wird KI eigentlich jetzt schon eingesetzt?
Am häufigsten kommen wir wahrscheinlich durch unser Smartphone mit KI in Kontakt. Wenn ich eine Nachricht schreibe und mir mein Handy die nächsten Buchstaben oder das nächste Wort vorschlägt, steckt dahinter eine KI. In sozialen Medien oder beim Einkaufen auf Internet wird KI verwendet, um Beiträge auf sie zuzuschneiden. E-Mail-Filter, Chatbots und Smarthome-Devices nutzen auch oft KIs.

Wo sehen Sie die Chancen, durch KI das Leben der Menschen zu verbessern?
Ich sehe die Chancen vor allem in der Optimierung von Transport und Logistik: etwa 50 Prozent der produzierten Lebensmittel verderben oder werden weggeworfen. Eine gute KI könnte Transportwege optimieren, Bedarf vorhersagen und somit Lebensmittel besser und schneller verteilen. Das ginge ebenso beim Strom. Im Gesundheitswesen leisten KIs schon sehr gute Arbeit bei der Unterstützung von Ärzten, um Krankheiten früher und genauer zu erkennen und die Versorgung zu verbessern.

Müssen wir uns davor fürchten, dass die Maschinen die Macht übernehmen?
Nein, momentan sind wir sehr weit von diesen Horrorvisionen entfernt. Die KIs sind alle sehr spezialisiert, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, wie zum Beispiel Krebszellen zu erkennen oder ein Brettspiel zu spielen. So eine KI wird sich nicht selbstständig machen und sprechen lernen.

Spielt Ethik unter KI-Forschern eine Rolle?
Ja, natürlich. In unserer Community gibt es sogar eigene Forschungsgebiete, die sich mit fairen und interpretierbaren KIs beschäftigen. Auch Themen von neuen Forschungsprojekten werden bei uns zuvor genau geprüft und können dann aus ethischen Überlegungen natürlich auch abgelehnt werden.

Braucht es gesetzliche Regelungen, wie zum Beispiel bei der Stammzellenforschung?
Gesetzliche Regeln braucht es meiner Meinung nach auf jeden Fall. Mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist schon einiges abgedeckt, wobei hier sicher vieles nicht optimal ist.

Woran arbeiten Sie und das Institut konkret gerade?
Ich entwickle unter anderem KIs, die in der Medikamentenentwicklung eingesetzt werden, zum Beispiel, um neue Wirkstoffe gegen Krankheiten zu finden. Diese KIs suchen nach Mustern in biologischen Daten und verbinden diese mit Wirkstoffen.

Nutzen Sie selbst privat künstliche Intelligenz? Haben Sie zum Beispiel eine Alexa zu Hause?
Nein, ich habe zwar ein Smartphone, versuche aber möglichst wenig Dienste zu nutzen, um wenig Daten über mich freizugeben. Das Problem liegt nicht bei den KIs, sondern daran, dass wir den IT-Unternehmen schon sehr viele Daten über uns gegeben haben. Auch sehr einfache KIs können daraus Muster erkennen und Schlüsse ziehen.

Anzeige
Karin befördert mit Begeisterung Fahrgäste. | Foto: OÖVV/Kneidinger-Photography
4

Für den OÖVV am Steuer
Quereinsteiger im Bus: Ein neuer Job mit vielen Vorteilen

Es gibt Menschen, die von Kindheitstagen an auf das Buslenken als Traumberuf hinarbeiten. Die meisten Buslenkerinnen und Buslenker entdecken diesen abwechslungsreichen und krisensicheren Job aber erst im Laufe der Zeit für sich.Wir stellen heute vier Beispiele vor: Karin ist gelernte Konditorin, Kathrin war Tischlerin – beide hatten vorher auch Lkw-Erfahrung –, und Bernadette und Michael tauschten ihre Gastrovergangenheit mit einem Platz hinter dem Buslenkrad.  Übers Lkw-Fahren zum...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.