Leerstand
Franckviertler wollen Pavillon wiederbeleben
Im Franckviertel steht ein kleiner Pavilon größtenteils leer. Die umtriebigen Grätzelbewohner wollen ihn wiederbeleben und für ein Gemeinschaftszentrum nutzen.
LINZ. Im Franckviertel, dort wo die Ebenhochstraße auf die Stieglbauernstraße trifft, findet sich ein interessantes Überbleibsel aus einer anderen Zeit. Zwischen den Wohnblöcken steht ein vermutlich in den 1950er-Jahren erbauter, niedriger Pavillon mit Flachdach. Er bietet Platz für vier kleine Geschäfte. Bis 2010 war hier eine Filiale der Fleischhauerei Lackinger, daneben gab es Obst und Gemüse und auf der anderen Seite ein Geschäft namens "Bingo" mit Bastelbedarf, Haushaltswaren und ähnlichem. Bis heute gehalten hat sich lediglich die Trafik, der Rest steht seit Jahren leer.
Relikt eines Arbeiterviertels
Vor allem ältere Bewohner des Viertels verbinden mit dem Pavillon viele Erinnerungen. Für die Kinder gabs Süßigkeiten oder eine Wurstsemmel, ältere Damen haben sich hier ihre Wolle besorgt. Um Nostalgie geht es aber nicht. Viele Franckviertler sehen in dem renovierungsbedürftigen Bau ein enormes Potenzial für die Gemeinschaft, wie uns Anne Janssen erzählt, die seit 15 Jahren im Viertel lebt, drei Gehminuten vom Pavillon. "Der Kiosk ist mir schon früh ins Auge gefallen, denn sowas steht ja kaum noch", erzählt sie. Es sei ein Relikt aus der Zeit vor den Supermärkten, dezentrale Infrastruktur im Stil des Arbeiterviertels.
Nährboden für Initiativen
Janssen ist Sprecherin einer Gruppe von Vereinen, Organisationen und Anrainern, die sich für den Erhalt und eine gemeinschaftliche Nutzung des Gebäudes einsetzen. Bedarf gebe es genug, sagt sie. Kaum ein Linzer Viertel ist so ein guter Nährboden für Bürgerinitiativen, Nachbarschaftsaktivitäten und kleine Vereine. Da wäre das Kulturzentrum Schlot, die Einkaufsgemeinschaft Franck Kistl, den Tauschmarkt, die Lerntafel, das Café Franck und vieles mehr. "Diese Art sich zu organisieren und zu wirtschaften zieht sich an", erklärt Janssen.
Viele Ideen, kein Platz
Die ersten Gespräche über eine Nutzung des Pavillions fanden im Rahmen der Sozialplattform statt, einem Netzwerk von Vereinen, Institutionen und Unternehmern aus dem Grätzel. Bei einem weiteren Treffen kamen noch viel mehr Interessierte, erzählt Janssen. Ideen gibt es im Franckviertel genug, Platz aber nicht. Im Volkshaus sind die Kapazitäten eingeschränkt, man muss sich vorher anmelden und es kostet etwas. "Das muss einfach unkomplizierter gehen", ist der Tenor. Auch das Stadtteilzentrum, wo sich die Sozialplattform trifft, hat keine geeigneten Räumlichkeiten. Bereits bestehende Initiativen leiden entweder unter Platzmangel oder einer Randlage. Der Pavillon liegt perfekt, sagen sie. Auch für Neues wäre Platz. Manche wollen ein Repair-Café einrichten, andere eine Nähwerkstatt. Viele wünschen sich einfach einen offenen Treffpunkt. Wie oft bei solchen Prozessen ist die Dynamik ansteckend. So hat beispielsweise ein Maler erklärt, sich in eine etwaige Renovierung einbringen zu wollen. In kurzer Zeit wurden mehr als 600 Unterschriften gesammelt.
Corona-Pause im Franckviertel
Dann funkte die Corona-Krise dazwischen. Ein bereits avisiertes Treffen einer Kerngruppe musste aufgrund der Beschränkungen abgesagt werden. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben – gerade im Franckviertel.
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