„Geld ist bei vielen ein Tabu-Thema“

Jugendliche müssen lernen, das Geld, das ihnen zur Verfügung steht, auch richtig einzusetzen. | Foto: Panthermedia.net/dolgachov
  • Jugendliche müssen lernen, das Geld, das ihnen zur Verfügung steht, auch richtig einzusetzen.
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In vielen Familien wird der Umgang mit Geld kaum thematisiert. „Jeder will mehr darstellen, als er ist. Daher darf man auch nicht sagen, wenn sich eine Anschaffung nicht ausgeht. Schließlich will man dazugehören“, weiß Ferdinand Herndler von der Schuldnerhilfe in Linz. Kein Wunder, dass immer mehr Jugendliche ab 18 Jahren – also ab dem Alter, in dem sie geschäftsfähig werden – Schulden anhäufen. „19 Prozent jener Klienten, die jedes Jahr neu zu uns kommen, sind unter 25 Jahre alt. Da viele erst sehr spät professionelle Hilfe suchen, sind die Schulden meist dementsprechend hoch. Bei jungen Menschen unter 25 Jahren sind 25.000 bis 30.000 Euro keine Seltenheit“, so Herndler. Die Klassiker der Schuldenfallen sind dabei laut dem Experten „das Gratis-Handy, das es nie gratis gibt, der Kontoüberzug und Ratengeschäfte bei Versandhäusern“.

Thema bewegt

„Dass Jugendliche von sich aus über ihr Konsumverhalten diskutieren, kommt eher selten vor. Meist braucht es einen Initialzünder. Dann geht ihnen das Thema jedoch sehr nahe“, sagt Stefan Robbrecht-Roller, Regionalstellenleiter von Südwind Oberösterreich. Die entwicklungspolitische NGO (Nichtregierungsorganisation) ist einer der Veranstalter des ersten Österreichischen Jugend-Konsumgipfels. Dieser findet am 7. Februar ab 9.30 Uhr im Cardijnhaus statt (Programm siehe rechts). Zielgruppe sind vor allem Multiplikatoren im Jugendbereich, also etwa Leiter von Jugendzentren, aber auch alle Interessierten. Thema ist dort nicht nur das Zuviel an Konsum, sondern auch, wie kritisch Jugendliche konsumieren. „Für viele sind Konsumgüter wichtig für die Schaffung der Identität. Produktionsmethoden werden kaum hinterfragt. Verbreiten sich aber über soziale Netzwerke Geschichten wie jene der drei Modebloggerinnen, die für eine Doku in eine kambodschanische Nähfabrik geschickt wurden (Trailer auf http://youtu.be/-SCHfV97D7I, Anm.), bewegt das die Jugendlichen sehr stark. Gerade bei diesem Thema sind viele äußerst motiviert, auch dagegenzusteuern.“

Konsumkritik

Die Organisatoren des Gipfels haben sich zum Ziel gesetzt, Multiplikatoren zu zeigen, was man tun kann, um mit Jugendlichen das Thema Konsum kritisch zu besprechen. Am besten funktionieren Initiativen mit Praxisbezug: „Zugangsweisen über das Kochen oder Repaircafés kommen sehr gut an. Kleidertausch-Märkte funktionieren zwar bei Erwachsenen super, bei Jugendlichen aber kaum, weil sie nichts Abgetragenes wollen. Da ziehen sie lieber etwas Selbstgenähtes an. Eine einfache Methode ist auch ein Verzichtsexperiment. Dabei verzichten die Teilnehmer einen Monat lang auf die Playstation, den Fernseher oder auf Make-up und berichten einander von ihren Erfahrungen. Jugendliche brauchen das Gefühl, etwas Konkretes getan und gelernt zu haben und müssen das Ergebnis sofort sehen können.“ Für Ideen, wie man zu ökologischem, sozial fairem und nachhaltigem Konsum motivieren kann, wurde auch ein Wettbewerb ausgerufen, bei dem es Fördergelder gibt: www.ishopfair.net

Programm am Gipfel:
Soziokratie:
Neue Mitbestimmungsmodelle ermöglichen es, Verantwortung für die Gestaltung der Welt zu übernehmen.
Clean Clothes:
Der Weg der Bekleidung von der Baumwollpflanze bis zum fertigen Kleidungsstück.
Make Chocolate Fair:
Referat, Ausstellung und Methoden ausprobieren.
VOlxKÜche vegan:
Gemeinsam vegan kochen.
Street Credibility:
Autor Klaus-Werner Lobo gibt eine Einführung in Aktionsformen, um Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum zu generieren.
Methoden-Karussell:
Konsumkritik spielerisch vermitteln.
Workshop Upcycling & Grüne Kosmetik:
Die Do-it-yourself-Session zeigt, wie wertvoll Müll sein kann und wie „grüne“ Kosmetik-Alternativen hergestellt werden können.
Mehr Infos zum Gipfel unter www.ishopfair.net/jukogi

Tipps für den Umgang mit Geld

„Der Umgang mit Geld muss gelernt werden. Dazu gehört auch die Erfahrung von Grenzen. Wenn man einen Taschengeld-Betrag ausmacht, darf man nicht nachschießen, wenn die Kinder das Geld schon in der Mitte des Monats ausgegeben haben“, rät Ferdinand Herndler, Geschäftsführer der Schuldnerhilfe. Um die Finanzkompetenz der Jugendlichen zu verbessern, organisiert die Schuldnerhilfe daher Veranstaltungen in Schulen und bietet eine E-Learning-Plattform für alle Interessierten sowie einen „Finanzführerschein“ an. „Gemeinsam mit den Jugendlichen sieht man sich etwa an, was jemand künftig verdienen wird, was ein Moped, ein Auto, eine Wohnung kostet und wie hoch vor allem die Folgekos-ten sind. Viele können sich gerade eben ein Moped leisten und bedenken nicht, dass dann auch Versicherung, Benzin und Reparaturen zu zahlen sind“, so Herndler. Der Experte rät: „Je früher man lernt, mit Geld umzugehen, desto geringer ist der finanzielle Schaden. Dazu muss man wissen, dass man oft auch auf etwas verzichten muss, wenn man sich etwas Größeres leisten will.“ Infos: www.finanzkompetenz.at oder www.schuldner-hilfe.at

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