LehrlingsRundSchau 2022

"Hier ist man eine große Hip Hop-Familie"

Mit Rappern wie K.S. Kopfsache will Linz wieder zur stolzen "Rap-Hochburg" Österreichs werden. Lehrlingsredakteur André J. Wimhofer ist selbst in der Szene aktiv und hat mit dem Linzer Rapper K.S. Kopfsache ausführlich darüber philosophiert, warum Linz – zum Glück – "oldschool" ist.

LINZ. Die Musiklandschaft der oberösterreichischen Landeshauptstadt brachte bereits viele große Musiker hervor. Vom weltbekannten Komponisten Anton Bruckner bis hin zu modernen Stars wie Mavi Phoenix reicht das Spektrum. Eine Szene sticht dabei besonders hervor: die Linzer Hip-Hop-Szene. In den späten 90ern und frühen 2000ern wurde Linz gerne mal die "Rap-Hochburg" genannt. Nicht nur im Inland waren die damals aktiven Künstler des lokalen Hip-Hop-Milieus bekannt. Crews wie "Texta" oder "Da Staummtisch" bekamen im gesamten deutschsprachigen Raum Respekt. Im Lauf der Zeit verlor Linz seinen Hochglanz und wirkte auf andere rap-affine Städte wie ein Opa, der von der guten alten Zeit schwärmt. Als die Beats "trappiger" wurden und immer mehr Effekte die Stimmen der MC´s schmückten, schien in Linz die Zeit stehen geblieben zu sein. Aber ist das unbedingt schlecht?

"Linz ist Oldschool"

K.S. Kopfsache, Rapper und eine zentrale Schlüsselfigur im Stahlstadt-Rap, meint dazu: "Linz ist Oldschool, Linz ist BoomBap, Linz ist Real-Rap und Linz mag das auch. Selbst die jüngeren Kids, die den gehyped Trap-Rap feiern, integrieren sich mit zunehmendem Alter auch genre-technisch in der Szene." Neben seinem Label COC-Cabinet of Curiosities und eigenem Studio, dem "Kollapz-Studio", managt K.S. auch einige lokale Künstler. Als selbstständiger Video- und Fotograf hat er nicht nur heimische Hip-Hopper vor der Linse. Von gesampeltem BoomBap-Rap über New-School bis hin zu Trap hat K.S. Kopfsache alles miterlebt. Letzterer läuft heutzutage häufig im Radio. Ein Paradebeispiel hierfür ist das Lied "Beautiful Girl" vom deutschen Rapper Luciano. Der Trap-Hit führte stolze sechs Wochen die deutschen Single-Charts an. Um Bekanntheit zu erlangen, sollte man also auf den Trap-Zug aufspringen?

"Linz ist eine große Hip-Hop-Familie"

Nicht die Linzer Rapper – sie haben eine ganz andere Methode, um Zuhörer zu gewinnen. "Linzer haben Hunger", antwortet K.S. auf die Frage, was die lokalen Künstler antreibt, ihre Musik zu machen, "und diesen Hunger teilt sich die ganze Szene. Hier greift man auch als bekannterer Künstler unter die Arme von kleineren Artists und pusht sich gegenseitig immer weiter." In Linz gäbe es dieses Konkurrenzdenken nicht. "Hier ist man eine große Hip-Hop-Familie", betont K.S. Der Hunger, der kollektiv geteilt wird, muss nur noch gestillt werden. Die Künstler aus der 200.000 Einwohner-Stadt sind auf dem besten Weg. Die größte Hürde hierbei liegt anscheinend an der Lokalität.

Linz – "Rap-Hochburg" der Zukunft?

Diese sei Fluch und Segen zugleich. Die Locals ziehen daraus jedoch auch Vorteile. "Sie haben nichts zu verlieren", ist K.S Kopfsache überzeugt. Genau deswegen würden viele "All-In gehen und schauen, wer mitgeht.“ Künstler wie Snessia, KGW3 oder Bluntkartell seien dafür in den letzten Jahren Vorreiter gewesen. In Zukunft könnte Linz sich vielleicht wieder mit Stolz "Rap-Hochburg" nennen, hofft die Szene.