Initiativen machen Linz zur essbaren Stadt
Öffentlicher Raum in der Stadt soll in Zukunft stärker mit essbaren Pflanzen begrünt werden.
LINZ (jog). Lange galt die Stadt als Ort, an dem die Bewohner glücklich waren, endlich keine Feldarbeit mehr verrichten zu müssen. Heute entstehen zwischen Asphalt und Beton immer mehr Projekte, die den öffentlichen Raum in Linz für Gemeinschaftsgärten nutzen. Was vor einigen Jahren unter dem Begriff „Garten Labor“ des Vereins urbanfarm als Kunstprojekt in Leonding begonnen hat, gedeiht nun an vielen Standorten in der ganzen Stadt. So wird zum Beispiel Brachland im Hafen vom Verein „Schwemmland“ bewirtschaftet. Der Donaugarten Alt-Urfahr ist eine Gemeinschaftsfläche an der Oberen Donaustraße und Schiffgasse. Er wird von der Initiative „Garten für alle – Donaugarten Alt-Urfahr” betrieben und soll Kindern und Erwachsenen, Nachbarn und interessierten Laien eine fruchtbare Gemeinschaft bieten. „In den letzten Jahren haben sich viele Initiativen gegründet. Das Spannende daran ist die Vielfalt, die dabei entstanden ist. Jede dieser sozialen Begegnungszonen hat andere Voraussetzungen und bringt unterschiedlichste Menschen zusammen“, sagt Christoph Wiesmayr, Landeskoordinator für „Urban Gardening“ des Bodenbündnis Oberösterreich. „Den Leuten wird die Gelegenheit gegeben, sich wieder mal die Hände schmutzig zu machen“, sagt Johanna Klement, Mitbegründerin des Pilotprojektes „Urban Farm“. Vorbilder für die Stadt Linz gibt es in dieser Hinsicht viele. Beispiel: Andernach in Deutschland hat sich in den letzten Jahren zu
einer „essbaren Stadt“ entwickelt. An jeder Ecke finden sich Gemüsebeete und Obstbäume, die der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Auch Gemeinschaftsgärten in Linz haben den Anspruch, Lebensmittel auf öffentlichen Flächen anzubauen, die gleichzeitig niemandem und allen gehören.
Projekt „Wachstumsphase“
Johannes Mayr hat gemeinsam mit anderen Interessierten auf dem Gelände der Tabakfabrik ein eigenes Gartenprojekt gestartet. „Heuer pflanzen wir 20 verschiedene Tomatensorten an“, sagt Mayr. Er engagiert sich dafür, dass im Verein „Wachstumsphase“ interessante und seltene Sorten erhalten werden und vor allem, dass das Know-how für die Gartenarbeit in der Stadt weitergegeben wird. „Am Anfang hatten wir natürlich unsere Probleme. Es fehltendie Anschlüsse und auch der Boden ist hier nicht wirklich fruchtbar.“ Etwa 20 Menschen verschiedenster Herkunft und sozialer Schichten haben deshalb Hochbeete errichtet. Heuer im Herbst werden sie zum zweiten Mal ernten. „Wir organisieren eigene Erntefeste, wo wir die Erträge auch gleich verwerten und einkochen“, sagt Mayr. In der „Wachstumsphase“ stehen anders als beim Pilotprojekt in Leonding alle Beete frei zur Verfügung, die Anbaufläche wird also nicht zugeteilt. Ein kleiner Jahresbeitrag zwischen 20 und 30 Euro wird eingehoben. „Die Projekte müssen langsam wachsen. Man kann Linz nicht auf einen Schlag das Konzept Essbare Stadt überstülpen“, sagt Klement. „Wichtig ist, dass man erkennt, dass brache Flächen in Linz sinnvoll genutzt werden können“, sagt Mayr. Die Stadt Linz erkennt dieses Potenzial und stellt Siedlungsbewohnern in den letzten Jahren immer mehr Grünflächen zur Verfügung.
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