Filialschließungen in Linz
Ist die klassische Bank bald Geschichte?
Immer mehr Banken reduzieren ihre Filialen. Aufgrund wachsender Online-Angebote sinkt dort die Frequenz. Anfang Oktober zieht sich etwa das letzte Geldinstitut aus dem Franckviertel zurück. Wird es bald gar keine Bankschalter mit persönlicher Beratung mehr geben und welche Alternativen gäbe es? Wir haben nachgefragt.
LINZ. Immer mehr Banken reduzieren ihre Filialen. Auch in Linz gibt es schon Stadtteile, die gar keine persönliche Anlaufstelle für Finanzangelegenheiten mehr haben. So schließt etwa im Franckviertel mit Anfang Oktober dort mit der Sparkasse OÖ die letzte Bank. Alarm schlug deshalb bereits im Sommer SPÖ-Gemeinderat Florian Koppler: „Ich bin der Meinung, dass auch Banken einen Versorgungsauftrag haben und es nicht sein kann, dass 7.000 Menschen im Stadtteil keine einzige Bankfiliale mehr vor Ort haben, gerade ältere Menschen brauchen persönliche Ansprechpartner vor Ort.“
Sparkasse OÖ plant keine weiteren Zusammenlegungen
Aber nicht nur das Franckviertel steht vor diesem Problem. Die Sparkasse OÖ plant Anfang Oktober auch Schließungen im Biesenfeld und der Ziegeleistraße. "Wir haben uns die Entscheidung in Bezug auf die Schließung der Filialen nicht leicht gemacht – sind aber ein Unternehmen und zur Wirtschaftlichkeit verpflichtet", so Sparkasse OÖ-Vorstandsdirektor Herbert Walzhofer auf Nachfrage, "unser Netz an Filialen in Linz ist sehr engmaschig, sodass der persönliche Betreuer oder die persönliche Betreuerin nach wie vor nur wenige Minuten entfernt sein wird." Mit den Bankfilialen verschwinden dort auch die Bankomaten. In der Nähe gäbe es eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Bargeldbehebung. Weitere Zusammenlegungen seien derzeit seitens der Sparkasse OÖ in Linz nicht geplant.
Kunden bevorzugen digitale Angebote
Grund für die Schließungen sei die rückläufige Frequenz um rund 30 Prozent in den Filialen. Die Kunden würden häufiger die digitalen Angebote nutzen. "Waren früher für die persönlichen Bankangelegenheiten ausschließlich unsere Filialen die Anlaufstellen, so stehen heutzutage zusätzlich E-Mail, Video, Telefon oder unser modernstes Internetbanking George dafür zur Verfügung", so Walzhofer. Die Sparkasse OÖ hätte in den letzten Jahren viel in diese Kontaktformen investiert. Die Raiffeisenlandesbank OÖ (RLB OÖ) betreibt in Linz derzeit 14 Filialen. Schließungen seien aktuell keine geplant. Aber auch bei der RLB OÖ setzt man verstärkt auf das digitale Angebot. "Das hängt mit dem Verhalten der Kunden zusammen, die ihre alltäglichen Bankgeschäfte, wie Überweisungen, Daueraufträge, etc. zu weit über 90 Prozent online erledigen", sagt RLB OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller.
VKB erweitert Beratungszeiten in Filialen
Bei der VKB spürt man ebenfalls den Digitalisierungs-Trend. Viele Bankgeschäfte können mittlerweile bequem von zu Hause aus erledigt werden. "Dennoch legen wir großen Wert auf persönlichen Kontakt mit unseren Kunden, gerade in Zeiten der Digitalisierung. Daher haben wir erst kürzlich die Beratungszeiten in unseren Filialen sogar erweitert", betont Markus Auer, Vorstandsdirektor der VKB, "zudem steht das Team Digital, unsere neue Vertriebseinheit, die aus spezialisierten Finanzexperten besteht, unseren Kunden telefonisch zur Verfügung." Filialschließungen in Linz plant die VKB daher nicht.
FPÖ schlägt "Share-a-Bank"-Modell vor
Mit einem Vorschlag ging FPÖ-Fraktionsobmann Wolfgang Grabmayr kürzlich an die Öffentlichkeit. Er appelliert an die Banken, sich neue Konzepte zu überlegen und wies auf das „Share-a-Bank"-Modell hin. Dieses sei in vielen deutschen Städten bereits Usus. Dabei teilen sich verschiedene Banken eine Räumlichkeit zu unterschiedlichen Zeiten. „Insbesondere ältere Bankkunden haben dadurch die Möglichkeit, sich innerhalb bestimmter Zeiträume direkt beraten zu lassen", so Grabmayr. Auf Nachfrage der BezirksRundSchau hatte aber weder die Sparkasse OÖ, die RLB OÖ oder die VKB derzeit an solchen Konzepten Interesse.
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