Ostumfahrung: Linz will runden Tisch mit Land

Diese Übersicht zeigt die aktuell vorgeschlagenen Varianten.
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  • Diese Übersicht zeigt die aktuell vorgeschlagenen Varianten.
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Die westlichen Trassenverläufen der geplanten Ostumfahrung auf Linzer Stadtgebiet bedeuten gravierende und erhebliche Belastungen für die betroffene Bevölkerung sowie für die geplante Siedlungsentwicklung eintreten. Laut Zeitplan des Landes Oberösterreich soll am 8. Mai eine Variantenempfehlung erfolgen. „Es sollten sich die Verantwortlichen von Stadt und Land vorher zusammensetzen und die bestehenden Lösungsansätze und –möglichkeiten diskutieren bzw. überdenken, um diese Belastung von der Stadt Linz abzuwenden“, schlagen Bürgermeister Klaus Luger und Vizebürgermeisterin Karin Hörzing einen runden Tisch vor. Teilnehmen sollen der Straßenbaureferent, der Raumordnungsreferent und der Umweltreferent des Landes OÖ sowie der Planungsreferent, die Verkehrsreferentin und die Umweltreferentin der Stadt Linz. Im kommenden Gemeinderat am 6. März 2014 wird diesbezüglich eine Resolution eingebracht werden.

„Westvarianten“ würden Menschen und Umwelt enorm belasten
Im Auftrag des Landes Oberösterreich arbeitet ein externes Planungsteam an einer Korridorstudie für eine Ostumfahrung von Linz, mit dem Ziel, die dafür notwendige Trasse zu sichern. Für die Umsetzung des Projektes Ostumfahrung Linz liegt noch kein konkreter Zeitplan vor. Im Rahmen mehrerer Regionskonferenzen (bisher sechs, zwei sollen noch folgen) wurden die Variantenausarbeitungen vorgestellt, detaillierter ausgearbeitet und auf ihre Auswirkungen untersucht. Zuletzt bleiben auf Grund der Ergebnisse der Regionskonferenzen vier Varianten übrig, wobei zwei Varianten über das Linzer Stadtgebiet führen. Diese „Westvarianten“ haben wesentliche Auswirkungen auf die Stadt Linz vor allem im Bereich der geplanten A1 Anschlussstelle in Ebelsberg. Die umstrittene Routenführung würde vom Knoten Ebelsberg großteils unterirdisch durch das Siedlungsgebiet führen und an der Voest vorbei Richtung Steyregg verlaufen.

Teurer Tunnel unterm Siedlungsgebiet
Zum einen besteht dabei jedoch die Befürchtung, dass letzten Endes bei der Realisierung eine unterirdische Trassenführung zu teuer kommt und dann eine oberirdische Trasse durch das Wohngebiet führt. Zum anderen würden auch im Rahmen der bestehenden teils unter- und teils oberirdischen Projektierung Naherholungsräume in Ebelsberg bedroht und bereits existierende sowie geplante Wohngebiete wären von Staub und Lärm betroffen. Aus Sicht der Stadt Linz ist also eine derartige „Lösung“ über eine „Westvariante“ oder eine der „Untervarianten“ auszuschließen. Sie würde nicht entlasten, sondern den dicht besiedelten Linzer Zentralraum besonders belasten.

Trassenvarianten im Detail

Die Korridoruntersuchung unterscheidet Westvarianten, die die Anschlusspunkte A1 Knoten Ebelsberg, Anschlussstelle VOEST sowie Anschlussstelle Steyregg und die A7 Knoten Auhof oder Treffling (West) beinhalten. Für die Ostvarianten werden die Anschlusspunkte A1 Knoten Pichling/Asten und A1 Knoten Enns West, die Anschlussstelle St. Georgen und die A7 Knoten Treffling (Ost) und der Knoten Schweinbach ausgewiesen.

Auf Linzer Stadtgebiet verlaufen die Westvariantenabschnitte 1-A und teilweise der Abschnitt A-4 sowie 3 Untervarianten über das Voest-Areal. Die Westvarianten haben wesentliche Auswirkungen auf die Stadt Linz vor allem im Bereich der geplanten A1-Anschlussstelle in Ebelsberg.

A. Trassenabschnitt zwischen Westautobahn und Steyregg

Der südliche Trassenverlauf auf Linzer Stadtgebiet beginnt beim A1-Anschlussknoten. Dieser beinhaltet eine Brücke über die Westautobahn. Allein die geplante kreisförmige Auffahrtsrampe sowie die Abfahrtsrampe südseitig der Autobahn umfasst ein Areal von ca. drei Hektar. Die Lage der nordseitigen Verbindungsspange zur A1 bedingt weiters eine Brücke über die Florianer Straße. Im unmittelbaren Projektierungsbereich befindet sich eine für ASFINAG-Betreuungs- und Wartungsfahrzeuge vorbehaltene abgeschrankte Autobahnanbindung zur Mönchgrabenstraße. Der in den Projektunterlagen dargestellte weitere Trassenverlauf zeigt einen rund 400 Meter langen offenen Straßenverlauf, der großteils in Form eines Geländeeinschnittes den Schiltenbergwald durchquert. Daran schließt ein 500 Meter langer Tunnelabschnitt an. Die nachfolgende Unterflurtrasse beginnt in unmittelbarer Nähe der vorhandenen Jugendsportanlage der Wohnungsanlage Ennsfeld und führt unter der Straßenbahntrasse und der B1 sowie unter dem Areal der Ebelsberger Kaserne durch. Entsprechend den aktuellen Darstellungen des Trassenverlaufes soll die Unterflurtrasse bis zur bestehenden Hangkante in der Nähe des östlichen Endes des Panholzerweges geführt werden.

Problem 1: Brücke über siebengleisige Westbahntrasse
Der Abstand vom Tunnelportal bis zum Vierkantgehöft Angerer beträgt rund 200 Meter. Danach sieht die Planung ein im großen Bogen geführtes, ca. 1,35 km langes Brückenbauwerk vor, das sowohl die siebengleisige Westbahntrasse als auch die Umfahrung Ebelsberg und den Jaukerbach überspannt. Die Kreuzung der beiden vorhandenen Verkehrsachsen erfolgt im Bereich der jeweiligen Bestandsbrücken über die Traun und bildet somit eine besondere technische Herausforderung für die Tragwerkskonstruktion der neuen Brücke.

Problem 2: Nähe zum Wohngebiet
Das Ende der Wohnsiedlung am Panholzerweg liegt rund 450 Meter westlich der Brückenachse. In unmittelbarer Nähe des südlichen Brückenwiderlagers des geplanten neuen Überganges befinden sich zwei Wohnhäuser.

Problem 3: Nähe zum Naturschutzgebiet
Die Trassenfortsetzung der Ostumfahrung erfolgt entlang des nordwestlichen Ufers der Traun. Auch Brückenbauwerke für den geplanten Autobahnanschluss zur Voest sowie über die Hafenanlage der Fa. Felbermayr sind erforderlich. Im Trassenverlauf befinden sich mehrere Hochspannungsleitungen, wobei eine direkt im Bereich der Trassenachse situiert ist. Auf dem südöstlichen Ufer der Traun verläuft die Traunradwegroute. Unmittelbar daran liegt ein Naturschutzgebiet (Natura 2000). In diesem Naherholungsgebiet befinden sich auch der Kleine und der Große Weikerlsee.

B. Trassenabschnitt zwischen Steyregg und Stadtteil Katzbach

Auf Steyregger Gemeindegebiet münden die projektierten Donaubrücken bei allen Varianten direkt in einen Tunnel, der den Pfenningberg durchquert. Der ursprünglich nach zwei Kilometern als Hangtrasse mit mehreren Brücken geplante Streckenverlauf wird teilweise durch Tunnelvarianten (Streckenlängen 2,1 bzw. 3 Kilometer) ersetzt. Die auf Steyregger Gebiet verbleibende offene Trassenführung wird somit auf 2,2 Kilometer reduziert. Eine Untervariante davon beinhaltet eine Tunnelführung von der Donaubrücke bis zum geplanten Talübergang über die Freistädter Straße (B125) mit einer Länge von ca. 6 Kilometern. Im Bereich der Alten Pfenningbergstraße erreicht der Trassenverlauf wieder das Linzer Stadtgebiet. Die neu angedachten Tunnelanlagen ersetzen zwei geplante Talübergänge. Im Anschluss an die Tunnelstreckenvarianten folgt eine 200 Meter lange Brücke über die Freistädter Straße (B125) nördlich des Hauses 496.

Probleme: Neue Brücke über die A7: hoher Flächenbedarf und Gefahr für Trinkwasserhochbehälter
Die in Fortsetzung für den neuen Autobahnknoten erforderliche Anordnung einer Brücke über die A7 erfordert die Entfernung des vorhandenen FußgängerInnenübergangs. Die geplanten Auf- und Abfahrtsrampen umschließen eine Fläche von ca. fünf Hektar. Direkt im Trassenverlauf liegt auch der Trinkwasserhochbehälter Katzbach. Im Bereich des geplanten Brückenwiderlagers-Ost für die neue A7-Überquerung verläuft überdies eine Gashauptversorgungsleitung (OÖ Ferngas). Die Auffahrtsrampe Richtung Freistadt quert die Autobahnabfahrtsspange des Projektes Autobahnhalbanschluss Auhof/Universität. Die Anbindung dieses bereits von der ASFINAG beim Ministerium eingereichten Projektes an die Altenberger Straße erfolgt nördlich der Kleingartenanlage Koglerweg.

C. Trassenabschnitt zwischen B3 / Steyregg bis A7 / Treffling West

Dieser Trassenverlauf beinhaltet eine 5,5 Kilometer lange Tunnelstrecke von der Donaubrücke bis zur angedachten Anschlussstelle Treffling West. Die östlich von Steyregg verlaufende Variante zwischen dem Voest-Areal und der Anschlussstelle Treffling West wurde vom Projektteam noch nicht fachlich geprüft bzw. bewertet.

Verkehrsplanerische Beurteilung und Konfliktpunkte
Die verkehrsplanerische Beurteilung der „Westvarianten“ aus der Sicht der Linzer Flächenwidmungsplanung brachte Ergebnisse, die nicht im Einklang mit den Zielen der Stadtplanung stehen und zeigt gravierende Belastungspotenziale für Menschen und Umwelt auf: Von der geplanten Trasse 1-A-4 befinden sich im Bereich Ebelsberg bzw. südlich der VOEST bis zur Donau rund 5,4 Kilometer auf Linzer Stadtgebiet. Im Bereich Katzbach beträgt die Trassenlänge je nach Tunnelvariante zwischen 2 und 2,7 Kilometer, wobei bereits beim längeren Tunnelabschnitt ein Teil der Trasse (0,9 Kilometer) auf dem Gemeindegebiet von Engerwitzdorf zu liegen kommt. Insgesamt werden somit 7,2 bis 7,4 Kilometer der Trasse auf dem Gebiet der Stadt Linz ausgewiesen.

Bei Berücksichtigung der ausgearbeiteten Untervarianten über das Voest-Areal erhöht sich die Länge auf 7,8 bis 8,1 Kilometer. Die Gesamtrassenlängen liegen zwischen 13,3 und 14,7 Kilometern. Der mehrheitliche Teil der Trasse kommt demnach auf Linzer Stadtgebiet zu liegen.

Linz am meisten von Emissionen und erhöhter Feinstaub-Belastung betroffen
Somit müsste die Landeshauptstadt einen Großteil der Emissionen des Durchzugsverkehrs übernehmen, wobei bei der stadtnahen Trasse in der Korridoruntersuchung einen Wert von 25.300 KFZ pro 24 Stunden im Bereich der neuen Donauüberquerung angeführt wird. Die bestehende Feinstaubproblematik im Großraum Linz bei Inversionswetterlagen würde damit verschärft.

Offene Trasse beim Schiltenberg: Nur 100 bis 200 Meter Abstand zum Wohngebiet
Die offene Trassenführung im Anschluss an den geplanten A1 Knoten stellt zudem eine außerordentliche Beeinträchtigung für den südlichen Teil dieses ausschließlich durch Wohnnutzung bestimmten Siedlungsbereichs dar. Laut dem prognostizierten Verkehrsaufkommen folgen naturgemäß Lärm- und Schadstoffemissionen, die die Wohnqualität besonders zwischen Ennsfeldstraße, Florianer Straße und Hofmannsthalweg deutlich senken würden. Hinzu kommt, dass die im Funktionsplan des Linzer Örtlichen Entwicklungskonzepts ausgewiesene Grünraumverbindung (Spazierweg zum Jugendspielplatz Ennsfeld-Schiltenberg) am südlichen Abschluss der Siedlung ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen würde.

Verlegung Mönchgrabenstraße
Durch den neuen Autobahnknoten bei der A1 müsste die Mönchgrabenstraße abgeändert werden und bedingt damit weitere Eingriffe in den Schiltenbergwald. Der Schiltenbergwald bildet für Ebelsberg, Ennsfeld sowie für die westlich der Florianer Straße lebenden Menschen ein wichtiges Naherholungsgebiet. Von der Linz AG wurden markierte Lauf- und Wanderstrecken eingerichtet. Die Waldflächen des Schiltenberges stellen zudem einen der drei wichtigen Naherholungsräume von Linz südlich der Traun dar (neben den Traun-Donauauen und dem Pichlinger See). Daher sind diese im Funktionsplan als landschaftliche Vorrangfläche mit besonderer Bedeutung für die Naherholung ausgewiesen. Durch den teilweise offen geführten Trassenverlauf würde die Freizeitqualität abgewertet werden. Eine Erhöhung der Lärmbelastung für die nahen Wohnbebauungen wäre eine weitere Negativkonsequenz.

Neue Voest-Anbindung - zukünftiges Siedlungsareal wird massiv berührt

Bei Berücksichtigung der neuen Voest-Anbindung kann zwar von einer Entlastung des zentrumsnahen Verkehrs ausgegangen werden. Für die Siedlungsentwicklung im Bereich Ebelsberger Kaserne bedingt diese Trassierung jedoch einen erheblichen Nachteil. Durch die Trassenführung wird das zukünftige Besiedlungsareal jedenfalls massiv berührt. Das Ziel einer Siedlungserweiterung ist im kürzlich rechtskräftig gewordenen Örtlichen Entwicklungskonzept enthalten. Der Anschlussknoten selbst müsste wegen der vorhandenen Platzverhältnisse sehr engräumig gehalten werden.

Neue Donaubrücke wäre erforderlich
Der geplante 1,7 Kilometer lange Brückenbau über die Donau und über das Auwaldgebiet von Steyregg wird eine gravierende Veränderung im Ortsbild bedeuten. Projektierte Alternativvarianten über das Voest-Areal vermindern zwar diese Auswirkungen, aber die dadurch verlängerte Trassenführung auf Linzer Stadtgebiet würde den Belastungsanteil beim Durchzugsverkehr für die Stadt Linz erhöhen.

Folgen des Projektes für Auhof

Im Ortsteil Katzbach wären im Bereich der Brücke über die B125 und beim A7 Anschlussknoten nahe gelegene Wohnhausanlagen und insbesonders die Kleingartenanlage Koglerweg von der geplanten Trassenführung erheblich betroffen. Bereits bei der Variantenuntersuchung für den A7-Anschlussknoten Universität wurde aus Rücksicht auf die BewohnerInnen der Kleingartenanlage ein südlicher Verlauf der Rampenanbindung zur Altenberger Straße ausgeschlossen.

Wegeverbindungen abgeschnitten
Über die derzeit vorhandene Fußgängerbrücke über die A7 und den Koglerweg gibt es eine direkte Verbindung zum Aubrunnerweg und dem Schulzentrum Auhof. Die neuen Wegeplanungen beim Halbanschluss Universität /Auhof berücksichtigen diese Verbindung. Durch den geplanten zusätzlichen Anschlussknoten für die Ostumfahrung würde diese aber mehrmals unterbrochen.

Anschlussknoten Auhof: drohende Zerschneidung der naturnahen Wälder
Der Anschlussknoten durchschneidet des Weiteren ein naturnahes Waldgebiet laut Biotopkartierung. Dieses ist im ÖEK als landschaftliche Vorrangzone mit besonderer ökologischer Bedeutung ausgewiesen. Im Themen-, Ziel- und Maßnahmenkatalog ist zudem die Prüfung des Areals als Naturschutzgebiet oder Naturwaldreservat vorgesehen.

Fotos: Stadtplanung/Pertlwieser

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