Privatinitiative heißt Flüchtlinge am Römerberg willkommen
Private Hilfsaktionen für Asylwerber kommen immer häufiger vor. Gut zu wissen: Auch als Einzelperson kann man viel bewegen. Wie zuletzt am Linzer Römerberg, wo 47 Flüchtlinge im Turnsaal der Volksschule untergebracht wurden.
„Es kann niemals zu viel Hilfe geben. Wichtig ist nur, dass man auch den tatsächlichen Bedarf analysiert. Das geschieht durch die Betreuer vor Ort, deren Informationen kann man dann weitergeben “, erklärt Christina Holzner, Gründerin der Privatinitiative ‚Hallo Fremder’. Ihre ersten Versuche, sich an Aktionen der Hilfsorganisationen zu beteiligen, scheiterten allesamt an deren ausgeschöpften Kapazitäten. „Diese Menschen sind teilweise mehr als zehn Stunden täglich im Einsatz für die Asylwerber. Hier bleibt verständlicherweise keine Zeit mehr, um zusätzliche Helfer zu koordinieren.“ Helfen wollte Holzner trotzdem. „Mir gefiel die Idee, jeden Asylwerber mit einem Willkommenspackerl zu begrüßen – unbürokratisch und spontan.“
Wunsch zu helfen stark ausgeprägt
Mehr als 200 Haushalten hinterließ Holzner ihren Spendenaufruf im Postkasten, ausschließlich am Römerberg. „Man kann nicht allen Menschen helfen, aber man kann in seiner nächsten Umgebung damit anfangen“, ist die gebürtige Linzerin überzeugt. Die Resonanz hat sie schlussendlich positiv überrascht. Täglich trudeln Willkommenspakete, die nach einem einheitlichen Schema gepackt werden, im Elternhaus am Römerberg ein. „Viele rufen mich an und erzählen mir, dass sie schlichtweg nicht wussten, wie sie helfen können, oder wo sie anfangen sollen. Der Wunsch zu helfen ist allerdings stark ausgeprägt.“ Einigen Menschen gab sie mit dieser Aktion den Impuls, selbst etwas zu tun und eigenständig in der Volksschule vorbeizuschauen. „Wenn mir jemand mein Zuhause nimmt, bin auch ich auf fremde Hilfe angewiesen“, sagt Holzner.
Ängste ernst nehmen
Dass mit dem Thema Asyl viel negative Stimmung gemacht wird, ist für die „Hallo Fremder“-Initiatorin mehr als bedenklich. Um Asyl anzusuchen sei in der Menschenrechtscharta als Menschenrecht niedergeschrieben. Wie die einzelnen Staaten damit verfahren, sei hingegen eine eigene Geschichte. In der Nachbarschaft besorgte Menschen verstehe sie sehr wohl, verweist aber auf einen konstruktiven Diskurs. „Wenn es jemand mit der Angst zu tun bekommt, weil neben ihm Asylbewerber einziehen, dann muss man das ohne Verurteilung offen aussprechen dürfen, aber im Anschluss dringend darüber reden“, so Holzner. Generell rät sie, über den eigenen Schatten zu springen und die Fremden kennenzulernen. Auch für sie war die erste Kontaktaufnahme die größte Hürde. „Doch dann hab ich mir gedacht: Dann machst du es halt einfach. Was soll schon passieren?“
Passiert ist einiges: Mehr und mehr Menschen besuchen die Asylwerber, die vorwiegend aus Somalia, Afghanistan und Syrien kommen, und bieten ihre Hilfe an. Gestern werden die Willkommenspakete überreicht. Bis Ende August dürfen die Flüchtlinge noch im Turnsaal der historischen Volksschule bleiben. Was danach kommt ist bis dato ungewiss. Was sich Christina Holzner persönlich von der Aktion erhofft? „Wenn die Initiative auch nur einen einzelnen Menschen dazu bewegt, selbst aktiv zu werden, dann haben sich meine Bemühungen bezahlt gemacht.“
Spenden:
Dringend gesucht werden noch verschließbare Koffer bzw. Reisetaschen mit Schloss. Diese können direkt in der Römerbergschule abgegeben werden.
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