Radlobby hält nichts von Empfehlungen für Schubertstraße
In der Schubertstraße kommt es häufig zu brenzligen Situationen zwischen Rad- und Autofahrern. Bei den Lösungsvorschlägen gehen die Meinungen aber weit auseinander.
Die Unfallstatistik zeigt, dass Rad fahren in Linz nicht ungefährlich ist. Von 2012 bis 2016 wurden bei insgesamt 970 Radunfällen mit Personenschaden 765 Radfahrer leicht, 180 schwer verletzt und zwei Radfahrerinnen getötet. Das Epigus-Institut hat deshalb im Auftrag der Stadt ein Radfahrerverkehrs-Sicherheitsprogramm erstellt, das von Verkehrswissenschafter Ernst Pfleger vergangene Woche gemeinsam mit Stadtrat Markus Hein (FPÖ) präsentiert wurde.
Hotspot Schubertstraße
Besonders gefährliche Stellen wurden mit Blickuntersuchungen und Video analysiert. Im Fokus dabei: die wichtigste Nord-Süd-Verbindung für Radfahrer, die Schubertstraße. Hier kommt es aufgrund der teilweise unübersichtlichen Querungen immer wieder zu brenzligen Situationen. Eigentlich hätten Radfahrer Vorrang, doch viele Autolenker fahren aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse zu weit auf den Radweg vor. Andererseits erlaubt der breite Radweg eine höhere Geschwindigkeit – das Risiko liegt auf der Hand.
Hein setzt Empfehlungen um
Pfleger empfiehlt neben einer Informationskampagne unter anderem die gezielte Anbringung von Piktogrammen und Einfärbungen sowie klare Ausweisungen von Halte- und Ordnungslinien, verbesserte Sicht durch das Entfernen von Parkplätzen und eine Geschwindigkeitsminimierung auf 10 km/h bei gefährlichen Radüberfahrten, also jenen Stellen in der Schubertstraße. Laut Auskunft aus dem Büro Hein wurden die Empfehlungen bereits teilweise umgesetzt, auch Parkplätze wurden aufgelöst. Die zuständige Fachabteilung sei beauftragt, weitere Empfehlungen zeitnah umzusetzen, welche genau, war bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren.
Maßnahmen "realitätsfremd und ungeeignet"
Die Radlobby Oberösterreich lässt kein gutes Haar an den Vorschlägen. Besonders die Geschwindigkeitsreduktion sei – obwohl in der Straßenverkehrsordnung (StVO) vorgesehen – "realitätsfremd und für die wichtigste Nord-Süd-Route des Linzer Radverkehrs ungeeignet". Das Problem fange schon früher an, denn eigentlich hätten Autofahrer bei einem Stoppschild an der Haltelinie anzuhalten. Diese befinde sich in der Schubertstraße immer vor dem Radweg, bei unzureichender Sicht hätten sich die Autofahrer demnach langsam vorzutasten. "Wenn sich die Autofahrenden hier korrekt verhalten würden, wären Unfälle dieser Art zu vermeiden", so die Radlobby. Noch ein Argument spreche gegen die Geschwindigkeitsreduktion, denn wenn ein Radfahrer vor einer Querung auf 10 km/h abbremst, wirke dieses Verhalten auf Autofahrer wie ein Verzicht auf den Vorrang. Der Radfahrer fahre aber weiter, was erst recht zu gefährlichen Situationen führen würde.
Alternative Vorschläge
Laut Radlobby gebe es genügend andere Möglichkeiten, Radfahrerüberfahrten sicherer zu machen, ohne diese de facto zu benachrangen. Konkret empfiehlt die Initiative eine sanfte Erhöhung der Radfahrerüberfahrt auf das Radwegniveau, das bauliche Verhindern von Wildparkern in der Kreuzungszone, die Entfernung von Sichthindernissen, das Anbringen von Verkehrsspiegeln, elektronische Warnsysteme, Ampelregelungen mit Anmeldeschaltung für Autofahrer oder gar eine Sperre der Durchfahrt für den motorisierten Verkehr. Einig sind sich Pfleger und die Radlobby lediglich in der Notwendigkeit, weitere Parkplätze aufzulassen.
Anmerkung der Redaktion: Die 10 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung sind keine Empfehlung, wie in einer ersten Version des Artikels stand, sondern Teil der StVO. Die Radlobby spricht sich dafür aus, den aus ihrer Sicht "veralteten" Paragraphen aus den 1970er Jahren zu ändern.
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