Wegen Öko-Strom
"Renaturierung der Traun für die Fisch"

- Fischaufstieg nicht möglich: Die Restwasserstrecke ist das Nadelöhr für den genetischen Austausch zwischen Donau und Traun.
- Foto: Land OÖ
- hochgeladen von Felix Aschermayer
Den Fischen steht das Wasser bis zum Hals: Wieso die geplante Renaturierung der Traun in Linz zur vertanen Jahrhundertchance und zum Millionenflop werden könnte, warum ausgerechnet umweltfreundliche Stromproduktion daran schuld sein soll und die Linz AG längst etwas dagegen tun könnte.
LINZ. Etwa acht Kilometer bevor die Traun in die Donau mündet, findet der Fluss an der Wehranlage Kleinmünchen ein abruptes Ende. Der Großteil des Wassers wird dort in den Oberwasserkanal ausgeleitet, um damit einige Kilometer später die Turbinen des Wasserkraftwerks Kleinmünchen zu betreiben. Von Oberösterreichs zweitgrößtem Fluss bleibt dann nicht mehr viel übrig - ein Problem, vor allem für Fische.
Geringes Restwasser setzt Fischen stark zu
Die knapp sechs Kilometer lange Restwasserstrecke leidet wegen der Wasserknappheit unter mehreren ökologischen und auch wasserbaulichen Problemen, sind sich Experten einig. Die geringe Restwassermenge von 7,5 m³/s im Winter beziehungsweise 15 m³/s im Sommer – dazu später mehr – setzt vor allem den Fischen und ihrem Lebensraum stark zu. Die Folgen sind ein gravierender Verlust von Laichplätzen sowie ein nicht mehr funktionsfähiger Fischaufstieg am Traunwehr.
Bund und Land: 8 Millionen Euro für Renaturierung
Geplant ist, nicht zuletzt deshalb, eine ausführliche Renaturierung der Restwasserstrecke bis 2027. Bund und Land nehmen für das "Life Iris Projekt" mehr als acht Millionen Euro in die Hand, um dem Abschnitt wieder seinen ursprünglichen Fließcharakter zu verleihen.
"Das dritte Jahrhunderthochwasser innerhalb von 22 Jahren hat uns gezeigt, dass wir mehr Platz für unsere Flüsse und weniger Beton brauchen. Mit der Renaturierung der Traun schaffen wir nicht nur mehr Platz für den Fluss und damit mehr Raum bei Hochwassergefahr, wir verbessern auch den ökologischen Zustand und geben Flora und Fauna eine vielfältige Heimat zurück",
betont Umweltlandesrat Stefan Kaineder von den Grünen.
"Erhebliche Bedenken"
Auch der Oberösterreichische Landesfischereiverband (Lfvooe) begrüßt zwar grundsätzlich die Renaturierung als große Chance. Es gebe jedoch erhebliche Bedenken aus gewässerökologischer und fischereilicher Sicht, so Lfvooe-Geschäftsführer Klaus Berg.
"Der Knackpunkt ist und bleibt die sehr geringe Restwassermenge, die noch dazu zwischen Sommer und Winter um 50 Prozent schwankt",
so der Experte. Daran etwas ändern könne aber nur die Linz AG als Kraftwerksbetreiberin.
Entspricht gesetzlichen Vorgaben
"Es gäbe bereits eine Restwasserturbine, mit der man auf zumindest 30 m³/s als Basisabfluss erhöhen könnte, das würde dem angestrebten Ziel einer Verbesserung der Bedingungen für die aquatische Fauna in der Restwasserstrecke wesentlich entgegenkommen." Die Linz AG als Kraftwerksbetreiberin betont dazu auf Nachfrage nur knapp:
"Der Betrieb der Kraftwerksanlagen entspricht den aktuellen gesetzlichen bzw. wasserrechtlichen Vorgaben."
"Sofort wieder Sanierungsfall"
"Bei geplanter Umsetzung des Projekts könnte allerdings nach Hochwässsern mit dementsprechender Geschiebemobilisierung ein breites, monotones Flussbett, mit sehr geringen Wassertiefen übrig bleiben", so die Sorge Bergs.
"Dann besteht die Gefahr, dass gesetzliche Mindestwerte für die Wassertiefe und die Fließgeschwindigkeit nicht mehr erreicht werden und somit sofort wieder ein Sanierungsfall vorliegt."
Die zuständige Abteilung Wasserwirtschaft der Landesregierung verweist dazu auf eine Studie, laut der eine Aufweitung des Flussbettes bis zu 30 Meter bedenkenlos möglich sei.
Fischfeindliches Kraftwerk wird saniert
"Der Unterlauf der Traun und somit die Restwasserstrecke stellt ein ganz wichtiges Nadelöhr zwischen der Donau und der Traun dar", so Berg. Er gibt zu bedenken: "Noch besser wäre anstatt des derzeitigen Ausleitungskraftwerkes ein Laufkraftwerk zu bauen." Eine Überlegung, die es dem Vernehmen nach bei der Linz AG auch bereits gegeben haben soll, die man aber aus Kostengründen wieder verworfen hat. Stattdessen wird, zeitgleich mit der Renaturierung, der bestehende Oberwasserkanal im kommenden Jahr um 18 Millionen Euro grundlegend saniert und damit das Bekenntnis zum ökologisch fragwürdigeren Ausleitungskraftwerk auf Jahrzehnte einzementiert. Das Argument: Die Sanierung ist um ein Vielfaches günstiger als ein Kraftwerksneubau. Vergleiche sind schwierig zu finden, das letzte an der Traun gebaute Kraftwerk ist jenes in Wels Traunleiten. Kosten: knapp 50 Millionen Euro. Berg hofft nun wenigstens auf ein Einlenken bezüglich Restwassermenge, damit die Renaturierung am Ende tatsächlich und nicht sprichwörtlich für die Fisch ist.
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