Schwerer Rückschlag für Urfahraner "Herbergsuche"
Eine Spendenaktion sollte das Flüchtlingswohnheim Rudolfstraße retten. Trotz großem Einsatzes der Zivilbevölkerung droht das Projekt aufgrund von Förderabsagen nun zu scheitern.
"Viele waren anfangs skeptisch, ob wir das schaffen", weiß Sarah Kotopulos, Geschäftsführerin von SOS-Menschenrechte. 300.000 benötigte der Verein für die dringend notwendige Sanierung des Flüchtlingswohnheims Rudolfstraße und wollte diese durch eine Spendenaktion aufbringen. Heute, knapp eineinhalb Jahre nach dem ersten Aufruf, kann sich der Verein über Geldspenden im Ausmaß von knapp 250.000 Euro für die Aktion "Dach über dem Kopf" freuen. "Da ist eine Bewegung ins Rollen geraten und hat eine Welle der Hilfsbereitschaft gestartet", so Kotopulos. Alleine heuer fanden 32 Benefizveranstaltungen statt – vom Fairness-Fußballcup bis zur "Rock das Dach"-Konzertreihe in verschiedenen Linzer Kulturbars.
Keine Wohnbauförderung
Doch die Freude bei den Verantwortlichen ist getrübt. Trotz des großen Spendenerfolgs steht das Projekt nun auf wackeligen Beinen. Grund dafür sind schmerzhafte Förderabsagen. "Uns wurde 2011 und 2015 vom damaligen Wohnbaulandesrat Manfred Haimbuchner die Möglichkeit eines Wohnbaukredits des Landes in Aussicht gestellt, wenn das Sozialressort den Bedarf bestätigt. Genau das ist zuvor passiert. Jetzt haben wir in einem Dreizeiler trotzdem eine kommentarlose Absage erhalten", ärgert sich Kotopulos. Ein Schlag ins Gesicht für den gemeinnützigen Verein: „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren mehr als 40 Gespräche mit hochrangigen politischen Vertretern zu dem Thema geführt. Wie es aussieht, waren unsere Bemühungen vergeblich. Dabei ist die Wohnbauförderung ja kein Geschenk, das wird ja auch wieder zurückbezahlt."
Haus der Menschenrechte
In dem 140 Jahre alten Gebäude sind derzeit 60 Personen im Rahmen der staatlichen Grundversorgung während der meist mehrmonatigen Dauer ihres Asylverfahrens untergebracht. Auch eine Wohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge befindet sich hier. "Es ist jedoch mehr als ein reines Wohnheim, es ist ein Haus der Menschenrechte, mit offenen Türen für alle. Zudem ist das Haus in der Nachbarschaft gut integriert. Sogar der nahegelegene Kindergarten hat für uns gesammelt", erzählt Kotopulos. Auch die vielen Projekte von SOS-Menschenrechte, wie "Amigo" oder "Stand-up", sowie ein interkultureller Gemeinschaftsgarten sind hier untergebracht.
Erste Sanierungsmaßnahmen
Der Verein bangt nun um seine Zukunft, denn statt geplanten 300.000 Euro an Eigenmitteln sind nun plötzlich 800.000 Euro notwendig. Stoppen lassen will sich der Verein davon aber nicht. "Wir verlängern unsere Spendenaktion um ein weiteres Jahr. Das bereits gespendete Geld wird auf jeden Fall für die Sanierung verwendet", kündigt Kotopulos an. Mit dringenden Arbeiten wurde bereits begonnen. Dafür kam auch große Hilfe aus der Wirtschaft. "Die Firma Actual hat 47 Fenster und zwei Türen gespendet und die Firma Grüne Erde hat eine neue Heizung finanziert." Derzeit finden außerdem Gespräche mit Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer statt. Kotopulos weist auf die Bedeutung des Hauses für die Stadt Linz und das Land Oberösterreich hin: "Eine Nutzung wäre auch in Zukunft wertvoll. Sozialer Wohnraum wird im Zentralraum immer benötigt werden. Das Haus muss auch nicht immer ein Flüchtlingsheim bleiben, wir passen uns dem Bedarf flexibel an." Bevor der Verein das Gebäude 1996 übernahm, war darin etwa 13 Jahre lang das erste Frauenhaus des Landes untergebracht.
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