Story der Woche
Sparvereine sind nicht totzukriegen
Sparvereine wurden schon oft totgesagt. Viele aber trotzen den Umständen und sparen munter weiter.
LINZ. Für Sparvereine waren die letzten Jahre nicht leicht: Es gibt praktisch keine Zinsen mehr, traditionelle Wirtshäuser – die Heimstätten der Vereine – sperren zu und der Nachwuchs bleibt aus. Hinzu kommen strenge Geldwäschebestimmungen. "Der Aufwand ist größer geworden", sagt Walter Brunner, seit zehn Jahren Obmann der "Sparrunde Golden Pub". Aus den oft informellen Sparrunden sind richtige Vereine geworden. Es gilt eine Obergrenze von 1.500 Euro pro Sparer und Jahr. Um das gegenüber der Bank nachzuweisen, muss man genau Protokoll führen. Vielen war der Aufwand zu hoch, so Brunner.
Geselligkeit zählt mehr als Zinsen
Seit Ende der 1970er-Jahre residiert sein Verein im gleichnamigen Wirtshaus in Urfahr. Alle 14 Tage trifft man sich zur "Einzahlung", die meisten der 44 Sparer zahlen zwischen zehn und 70 Euro, manchmal auch einen Hunderter. Es geht um Geselligkeit, nicht um die 50 Euro Zinsen, die das Sparen im letzten Jahr insgesamt abgeworfen hat. Um die Vereinsaktivitäten zu finanzieren, legt jeder noch einen Euro pro Einzahlung drauf. Ab und zu wird gekegelt, einmal im Jahr ein gemeinsamer Ausflug gemacht.
Die Gemeinschaft zählt
Früher war das Sparen wichtiger. Man hat sich gegenseitig motiviert. "Wenn man ein bisschen was gehabt hat, dann hat man das gespart", sagt Brunner. Meist wurde das Geld für Weihnachten verwendet. So auch bei der Wirtin Anita Schöppl, die schon als junge Kellnerin im Golden Pub mitgespart hat. 2005 hat sie das Haus mit ihrem Mann übernommen und ist stolz auf den Sparverein. Vor zwei Jahren ist noch ein Verein aus der Nähe "eingezogen", dessen Heimstätte zugesperrt hat.
"Von der Putzfrau bis zum Juwelier"
Die Mitglieder von Brunners Sparverein kommen nicht nur aus dem Grätzel, sondern auch aus anderen Ecken von Linz, wie dem Bindermichl oder sogar aus Gallneukirchen. Altersmäßig dominieren die höheren Semester, 86 Jahre zählt der Älteste. Beruflich ist alles vertreten, vom Techniker bis zur Reinigungskraft, von der Buchhalterin bis zur Verkäuferin. Nur Industrielle seien keine dabei, meint ein Sparer mit Blick auf die aus seiner Sicht übertriebenen Gesetzesvorschriften: "Bei uns hat noch nie jemand was geparkt."
Gegründet 1909
Sparvereine werden oft als ländliches Phänomen gesehen, doch auch Linz hat eine Tradition. Seit 1909 gibt es den Sparverein St. Peter, der sich nach mehreren Ortswechseln im Restaurant Stadt München beim Sportplatz der ASKÖ Blaue Elf trifft. 15 Mitglieder gibt es noch, ursprünglich waren es 115. Der rüstige Obmann heißt Hermann Wöss und ist 80 Jahre alt. Ihm geht es um die Menschen, die Geschichten und die Geselligkeit. Wie im Golden Pub ist das Sparen nicht der Hauptzweck. Da wie dort naht der Höhepunkt im Jahreszyklus eines Sparvereins: die große Auszahlung. Im Golden Pub gibt es dann eine Tombola, viel zu essen und der Abend wird sicher länger, ehe das Sparen wieder von vorne beginnt.
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