"Vögel haben es in der freien Natur immer schwerer"

Von Greifvögeln war Reinhard Osterkorn schon immer fasziniert. | Foto: Josef Limberger
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In Eigenregie hat Reinhard Osterkorn vor 30 Jahren begonnen, eine Greifvogelstation aufzubauen. Das Wissen über die wilden Tiere hat sich der Autodidakt selbst beigebracht. Heute gilt er landauf landab als Experte für Steinadler, Turmfalken und Co. „Ich war immer ein naturverbundener Mensch. Greifvögel haben mich immer besonders interessiert. Zum 40er habe ich begonnen, mir diesen Luxus anzufangen“, sagt Osterkorn. In Ebelsberg beherbergt er derzeit mehr als 150 Tiere. „Als ich damit angefangen habe, hat es noch gar keine gesetzliche Grundlage für so eine Greifvogelstation gegeben“, erinnert sich Osterkorn. Erst auf seine Initiative wurde im Tierschutzgesetz verankert, dass auch freilebende Tiere ein Recht auf Leben und Wohlbefinden haben. Träger der Einrichtung ist heute der Naturschutzbund, finanzielle Unterstützung kommt vom Land Oberösterreich.

In der Natur nicht überlebensfähig

In seiner Station in Ebelsberg päppelt Osterkorn verletzte Tiere wieder auf. Viele sind Unfallopfer, die von Tierfreunden am Straßenrand gefunden wurden, andere sind mit Glasscheiben oder Stromleitungen kollidiert oder wurden vom Wind aus dem Horst geschleudert. Die Station ist auch Gnadenhof für Tiere, die in der Natur kaum eine Chance hätten, wie etwa das Uhu-Pärchen, bei dem dem Männchen der rechte und dem Weibchen der linke Flügel fehlt. Verunfallte Pfleglinge können durch die fachgerechte Behandlung der Stationstierärztin und der Therapie auf der Station in vielen Fällen jedoch wieder in die Freiheit entlassen werden. Die gefiederten „Dauergäste“ spielen dabei eine wichtige Rolle. „Junge Vögel gewöhnen sich sehr rasch an den Menschen, können sich aber dann meist nie wieder lösen", erklärt Osterkorn. Er achtet daher darauf, dass der Kontakt zu den Menschen zu gering wie möglich ausfällt. Daher werden etwa Findlinge in die Gehege der älteren Tiere gesetzt und von diesen erfolgreich aufgezogen.

Geduld, Gespür, Glück

Unter den mehr als 150 Vögeln, die Osterkorn derzeit umsorgt, befinden sich nicht nur Steinadler, Turmfalken und Mäusebussarde, sondern auch auch die seltenen Schleiereulen und Steinkäuze. Insgesamt können 13 Arten in Ebelsberg angetroffen werden. Pro Jahr kommen rund 150 Tiere in die Greifvogelstation. Die Vögel leiden an gebrochenen Flügeln, Kopfverletzungen, Hautabschürfungen und mehr. „Damit die Tiere rasch wieder gesund werden, braucht man vor allem Geduld und Gespür, und ein kleines bisschen Glück.“ Die Freilassung seiner gefiederten Gäste ist für Osterkorn jedes Mal ein bewegendes Erlebnis. „Seit drei Jahren wird jeder Vogel vorher wissenschaftlich beringt. Insgesamt waren es bisher 314 Vögel aus 14 Arten.“ Manche der Tiere werden mit einem GPS-Sender ausgestattet – ihr Weg in die Freiheit kann also genau verfolgt werden. „Im Februar haben wir einen Raufußbussard freigelassen. Inzwischen hat er mehr als 6.000 Kilometer bis an die sibirische Küste zurückgelegt“, ist Osterkorn stolz. Ein besonderer Liebling des Linzers ist ein Mäusebussard, den er liebevoll seinen „Wächter“ nennt. „Jeder Falkner beneidet mich um diesen Vogel.“ Das Tier ist menschengeprägt und kann mit Artgenossen nichts anfangen. Es fliegt frei, entfernt sich aber nie weit von der Greifvogelstation.

Sensibilisierung für die Natur

Angefangen hat der Vogelexperte mit drei Gehegen, mit eigenen Händen gezimmert. Heute befinden sich in dem kleinen Waldstück mitten im Grünen 26 Volieren, ein Reha-Gehege und ein kleines „Klassenzimmer im Grünen“. Osterkorn ist nämlich nicht nur der Erhalt der Artenvielfalt ein großes Anliegen, sondern auch die Sensibilisierung anderer Menschen für die Natur. So hält er immer wieder Vorträge und lädt Interessierte auch zum Besuch der Greifvogelstation ein. „Zum Glück sind die Menschen heute naturbewusster und sensibilisiert.“ Immer mehr Vögel werden daher in die Station gebracht. Schade sei, dass Vögel in der Natur immer weniger Platz finden. "Die Tier finden kaum noch Möglichkeiten zum brüten. Es gibt so gut wie keine offenen Scheunen mehr, keine Gebäudenische ohne Gitter, keine alten Bäume mit Hohlräumen, keine buschigen Sträucher an den Feldrändern“, ärgert sich Osterkorn. Gefährlich sind auch große Glasflächen, wie etwa bei Wintergärten. Immer wieder fliegen Vögel dagegen und erleiden dabei schwere Schädel-Hirn-Traumata. Immer wieder halten sich Greifvögel auch in der Nähe von Straßen auf, denn der warme Asphalt lockt Insekten an, von denen sich die Tiere ernähren. Dort werden sie jedoch häufig Opfer der vorbeifahrenden Autos. Manche Arten sind deshalb bereits vom Aussterben bedroht, wie etwa der Habichtskauz. In Osterkorns Station leben derzeit jedoch einige Exemplare. Der Initiative des Linzer Vogelliebhabers ist es nämlich zu verdanken, dass der Habichtskauz wieder angesiedelt werden konnte. „Mit Naturverständnis und Engagement ist vieles möglich“, so Osterkorn.

Tipps im Umgang mit Ästlingen

Die Zeit zwischen dem Verlassen des Nestes und dem Erlangen der Flugfähigkeit ist für Greifvögel und Eulen die gefährlichste Phase ihres Lebens und wird auch Ästlings-Stadium genannt. Mit lauten Rufen halten Jungvögel mit ihren Eltern Kontakt. Wer die vermeintlich verwaisten Tiere einsammelt, bringt sie in Lebensgefahr, da eine Handaufzucht schwierig, zeitintensiv und meist von keinem Erfolg gekrönt ist. Ein Eingreifen ist nur dann nötig, wenn der Vogel sichtbar verletzt ist oder sich in der Nähe einer Straße oder anderen Gefahrenquellen befindet. Dann sollte dieser Findling in eine Kartonschachtel gesetzt und möglichst rasch an erfahrene Hände übergeben werden. Eine Versorgung mit Wasser und Nahrung ist in der kurzen Aufbewahrungszeit nicht erforderlich. Achtung: Niemals Hunde und Katzenfutter geben! Pflegebedürftige Greife und Eulen können in die Greifvogel- und Eulenschutzstation in Ebelsberg gebracht werden.

Kontakt: 0676/5496231

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