Vorsorge
Was ein Blackout für Linz heißen würde

Europas Stromnetze werden komplexer und digitalisiert – damit steigt auch das Risiko eines großflächigen Ausfalls.  | Foto: MarkusH/panthermedia.net
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  • Europas Stromnetze werden komplexer und digitalisiert – damit steigt auch das Risiko eines großflächigen Ausfalls. 
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Kein Strom, keine Heizung, kein Trinkwasser und irgendwann auch kein Benzin mehr. Ein großflächiger Stromausfall ist durchaus auch für Linz eine reale Gefahr. Welche Vorsorgemaßnahmen kann jedeR Einzelne von uns treffen?

LINZ. „Ein Blackout erscheint für uns unvorstellbar. Doch es gibt kein System, das nicht ausfallen könnte, schon gar nicht unter den derzeitigen Rahmenbedingungen“, sagt Herbert Saurugg, Energieexperte und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge. Wie hart Linz ein Blackout – also ein langfristiger und überregionaler Ausfall der Stromversorgung – träfe, das liege auch an jedem Einzelnen selbst. „Jeder Haushalt sollte zumindest zehn Tag autark sein“, will Sicherheitsstadtrat Michael Raml (FPÖ) das Bewusstsein zur Eigenvorsorge stärken.

Notfallradio und Medikamente

Die Frage, ob es möglich ist, Wohnung oder Haus länger als eine Woche nicht verlassen zu müssen, hat sich vermutlich im Corona-Jahr 2020 schon jeder einmal gestellt. „Wer auf einen Blackout gut vorbereitet ist, ist auf fast jede Krise gut vorbereitet“, so Raml. Neben ausreichend Lebensmitteln und Getränken, empfehlen die Experten des Zivilschutzes ein Notfallradio, eine Notkochstelle, Ersatzbeleuchtung sowie Hygieneartikel und Medikamente. „Solche Produkte sind leicht anzuschaffen – vorsorgen geht ganz einfach und beruhigt ungemein“, sagt Josef Lindner, Geschäftsführer des Zivilschutzverbandes.

Linz Netz trainiert für Ernstfall

„Die Linz Netz ist für den Blackout vorbereitet: Es gibt mit den anderen Netzbetreibern und mit Kraftwerksbetreibern abgestimmte Konzepte für den Netzwiederaufbau, die regelmäßig geübt werden“, so Johannes Zimmerberger, Geschäftsführer der Linz Netz. Diese Übungen finden im eigenen europäischen Simulationszentrum DUTRAIN statt. Darüber hinaus erfolgt die Kommunikation im Krisenfall über ein eigenes, von der Linz Netz betriebenes Netzwerk, das unabhängig vom öffentlichen Mobilfunknetz ist.

Sollte in einem Haushalt der Strom ausgefallen sein, ist ein Blick in die nähere Umgebung sinnvoll: sollte der Nachbar nicht stromlos sein, liegt meist nur eine Störung in der eigenen Installation vor. Für den Fall, dass die Nachbarn auch keinen Strom haben, steht die Störungshotline der Linz Netz unter 0732/3409 zur Verfügung. Informationen zu aktuellen Störungen gibt die Linz Netz auch online bekannt auf linznetz.at/portal/de/home/online_services/aktuelle_stoermeldungen bekannt gegeben.

Stromnetz anfälliger für Störungen

Vor allem Photovoltaik und Windkraft machen das Stromnetz immer komplexer. Die schwankende Stromproduktion und lange Transportwege stören das sensible Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und Verbrauch halten. Auch Wetterextreme oder Cyber-Sabotage kann einen Blackout heraufbeschwören. 2015 sorgte etwa ein Hackangriff in der Türkei dafür, dass bei 80 Millionen Menschen der Strom ausfiel. Stadtrat Raml dazu:


„Es soll jedem Bürger bewusst sein, dass im Fall eines längerfristigen Blackouts es nicht möglich sein wird, Lebensmittel und Getränke zu kaufen. Supermärkte können nicht mehr abrechnen, der Bankomat gibt kein Geld mehr, öffentliche Verkehrsmittel, die mit Strom betrieben werden fahren nicht mehr, die Ampeln schalten nicht mehr um, was vermutlich ein enormes Verkehrschaos verursacht, Heizungen in den Häusern funktionieren nicht mehr und so weiter. Die Informations- und Kommunikationsnetze (Telefon, Internet, Zeitungen) fallen aus. Als einzige Quelle wird der Rundfunk Informationen ausstrahlen können – doch es wird bei vielen Bürgern am Empfang scheitern, weil kein stromunabhängiges Radio zur Verfügung steht. Nur Einrichtungen mit einer Notstromversorgung können weiterbetrieben werden – und das nur solange die Treibstoffversorgung gewährleistet ist. Dazu kommt, dass nur wenige Tankstellen notstromversorgt sind. Die Liste ist quasi endlos lange und zeigt, wie abhängig wir vom Stromnetz sind."


Letzter Blackout vor mehr als 40 Jahren

„Wichtig ist, dass wir aufgrund dieser Informationen proaktiv die richtigen Maßnahmen setzen. Als Sicherheitsstadtrat ist es mir ein besonderes Anliegen, die Menschen für dieses Thema behutsam zu sensibilisieren, um Haushalte vor einem bösen, stromfreien Erwachen zu schützen. Ein derartiges Ereignis könnte jederzeit eintreten“, so Raml. Eigentlich planten Stadt, Zivilschutzverband und Linzer Berufsfeuerwehr im Herbst 2020 eine Informationsveranstaltung zum Thema – die derzeitigen Corona-Bestimmungen machten eine Durchführung unmöglich.

Den letzten größeren Blackout erlebte Österreich am 19. April 1976. Aufgrund eines Waldbrandes entwickelte sich ein Dominoeffekt, der Teile der Schweiz, Österreichs und Deutschlands stundenlang lahmlegte.

Was tun im Ernstfall?

Der Zivilschutzverband auf folgende Vorsorgemaßnahmen und Verhaltensregeln hin:

• Führen Sie keine unnötigen Ortswechsel durch, warten Sie auf weitere Informationen und leisten Sie den Anweisungen der öffentlichen Krisenstäbe Folge.
• Alle Geräte, die beim Eintreten des Blackouts eingeschalten waren, ausschalten, weil dadurch verhindert werden kann, dass ein am E-Herd vergessenes Geschirrtuch Feuer fängt. Die Ausschaltung aller Sicherungen in Ihrem Sicherungskasten ist nicht sinnvoll, da für den Netzwiederaufbau eine Netzbelastung notwendig ist.
• Obwohl die normalen Kommunikationskanäle wahrscheinlich nicht mehr funktionieren, sind die Systeme des öffentlichen Rundfunks für einen mehrtägigen Notsendebetrieb ausgestattet. Nutzen Sie ein stromunabhängiges Notfallradio, um sich zu informieren.
• Rufen Sie keine Notrufnummern an, wenn nicht wirklich ein Notfall vorliegt.

Was Sie im Haus haben sollten

Lebensmittel- und Getränkevorrat: Getränkevorrat (Mineralwasser, Fruchtsäfte) für zehn Tage, Lebensmittelvorrat für zehn Tage, der Inhalt der Tiefkühltruhe sollte zuerst verbraucht werden – aber nicht in erster Linie als Vorrat verwendet wenden
Wasservorrat für Hygiene
Ersatzkochgelegenheit, zum Beispiel Zivilschutz-Notkochstelle, Campingkocher, Fonduekocher 
Ersatzbeleuchtung: Am besten kurbelbetrieben – durch den Verzicht auf Kerzen kann die Brandgefahr verringert werden
Bargeld
Hygieneartikel: Zahnbürste, Zahnpasta, Seife, Shampoo, Toilettenpapier, Binden oder Tampons, Müllbeutel
• Erste Hilfe – Zivilschutzapotheke
Alternative Heizmöglichkeit, wie Heizgeräte, die mit Petroleum oder Flaschengas betrieben werden, Kachelöfen, Kaminöfen usw.

Ausführliche Informationen gibt es bei den Vorsorge-Experten des Zivilschutzverbandes in der Petzoldstraße beim Landes-Feuerwehrkommando unter Tel. 0732 65 24 36 sowie zivilschutz-ooe.at. In Kooperation des Sicherheitsressorts der Stadt Linz mit dem Zivilschutzverband wurde zudem ein Folder zum Thema Blackout produziert, der in den Rathäusern sowie in städtischen Einrichtungen wie dem Wissensturm gratis erhältlich ist.

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Josef Lindner (Geschäftsführer des Zivilschutzverbandes OÖ), Johannes Zimmerberger, MBA (Geschäftsführer der Linz Netz GmbH) und Sicherheitsreferent Stadtrat Michael Raml informieren über Vorsorge und Verhaltensregeln im Falle eines Blackouts (v. l.). | Foto: privat
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