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Wie der Propst zum hl. Florian wurde
Die StadtRundschau ist dem Fenster "Stift St. Florian" nach Schlierbach nachgereist. In der Glasmalerei des dortigen Stifts erfuhren wir unter anderem wie der damalige Propst zum hl. Florian wurde.
LINZ. Im April stieg die StadtRundschau auf das Baugerüst im Linzer Maria-Empfängnis-Dom und sah sich die Demontage des „hl. Florian“ ganz aus der Nähe an. Nun machten wir uns auf in die Glaserei des Stifts Schlierbach, wo 29 der 90 Glasfenster der Linzer Kathedrale bis 2030 restauriert werden.
"Wie eine große Landesgeschichte"
Das zerlegte Fenster "Stift St. Florian" ist wohlbehalten im Klosterbetrieb angekommen. Nun nehmen die Mitarbeiter die Einzelteile am Lichttisch genau unter die Lupe. Das Fenster erzählt neben der Entstehung von Stift St. Florian auch das Martyrium des hl. Florian, der von den Römern mit einem Mühlstein an den Füßen in die Enns gestürzt wurde. Gesponsert hat das Fenster vor mehr als 100 Jahren das Stift St. Florian. Daher tragen alle abgebildeten Personen die Gesichtszüge der damaligen Chorherren – das gilt auch für den hl. Florian selbst. Propst Josef Sailer höchstpersönlich stand für das Gesicht der Heiligenfigur Modell. „Der ganze Dom ist wie eine große Landesgeschichte Oberösterreichs. Es ist der wichtigste Glasmalereibestand des frühen 20. Jahrhunderts in Österreich“, sagt Kunsthistorikerin Christina Wais-Wolf von der Bedeutung der Kunstwerke.
Fehlende und gebrochene Glasfelder
Die Glasfelder sind durch Ruß, Wind und Wetter beschädigt worden. Auch die Luftangriffe auf Linz im Zweiten Weltkrieg gingen am Mariendom nicht spurlos vorbei. "Nach Bombentreffern hat man viele Fensterteile provisorisch repariert – und eben nicht fachgerecht restauriert“, nennt Petra Weiss, Landesleiterin des Bundesdenkmalamtes, den Grund warum die Restaurierung so aufwendig ist. Gerade einmal drei Fenster können in Schlierbach pro Jahr restauriert werden. Weiss gibt als Oberösterreichs oberste Denkmalpflegerin und gibt den roten Faden bei der "Detektivarbeit" vor.
Neuer Turm für das Stift St. Florian
Beim "Florian-Fenster" muss ausgerechnet die Darstellung eines der Türme des Stifts ersetzt werden. Nicht zu hell, nicht zu dunkel, farblich nicht zu warm oder zu kalt darf die Malerei sein. „Das Bild soll sich wieder gut zusammenfügen“, so Weiss. Wie genau vorgegangen wird, entscheiden Kunsthistorikerin Weis-Wolf, Landesarchivarin Weiss und das Werkstättenteam von Fall zu Fall. Eine Vorlage für die Restaurierung neogotischer Glasmalerei gibt es noch nicht – das Großprojekt der Domfenster-Restaurierung soll dazu beitragen, einen solchen Standard hervorzubringen.
Rückkehr in den Mariendom
Sind alle Fehlstellen behoben oder konserviert, dann werden die einzelnen Glasfelder in der Werkstätte in neue Bleifassungen gefügt. Danach treten die mehr als 30 Glasfelder die Rückreise nach Linz an, wo sie wieder fachgerecht an ihrem Platz hoch oben in der Kathedrale verankert werden. Seit dieser Woche ist das Fenster wieder zurück im Dom.
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