Wirbel um FPÖ-Sommerkampagne

- Keine städtische Imagekampagne, sondern das Sommerplakat der FPÖ.
- hochgeladen von Christian Diabl
Zahlreiche Beschwerden – Werberat erklärt sich für nicht zuständig – Bürgermeister distanziert sich.
Am Wochenende sind in Linz Plakate mit dem Wappen der Stadt Linz und dem Slogan "Stolz auf Linz" aufgetaucht. Zu sehen ist der Oberkörper einer Frau im Bikini mit einem "Stolz auf Linz"-Tatoo auf der Brust. Ihr Kopf hat es nicht mehr auf das Bild geschafft, ähnlich ist es ihrem muskelbepackten männlichen Pendant ergangen. Hinter der Kampagne steckt die Linzer FPÖ, das erfährt man aber erst, wenn man auf die angeführte Website geht. Dort finden sich weitere Testimonials, darunter Günter Hager, der Pächter vom Stadtbräu Josef und Wilhelm Holzleitner vom LINZA stadtmagazin. Das Plakat erinnert stark an ein Wahlkampfvideo des Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) aus dem Jahr 2015, das damals für heftige Kritik sorgte. Die Kampagne hat zu vielen Anrufen in unserer Redaktion geführt. Kritisiert wird das als sexistisch empfundene Motiv und der Eindruck, es würde sich um ein offizielles Plakat der Stadt Linz handeln.
Offener Sexismus
Scharfe Kritik kommt von den Grünen: „Plakatsujets, die mit offenem Sexismus arbeiten, können nicht im Sinne der Stadt sein. Noch dazu, wo gerade an einer Image-Kampagne (City Branding) für Linz gearbeitet wird, die in aller Munde ist", sagt die grüne Klubobfrau Ursula Roschger. Außerdem sollte laut Roschger diskutiert werden, in welchem Rahmen das offizielle Stadtwappen verwendet werden darf. „So etwas darf einfach nicht den Anschein erwecken, ein offizielles Plakat der Stadt zu sein, geschweige denn womöglich Teil einer städtischen Imagekampagne. Durch die Verwendung des offiziellen Stadtwappens wird aber genau das suggeriert“, so Roschger.
FPÖ versteht Kritik nicht
Für die FPÖ Linz ist die Kritik an der Kampagne "nicht nachvollziehbar". Ein Sprecher von Vizebürgermeister Detlef Wimmer verweist auf die dazugehörende Webseite, wo man auch den Kopf der Dame sehen könne und außerdem noch mehr Testimonials zu finden sind. Darunter auch Wilhelm Holzleitner vom LINZA stadtmagazin und Günter Hager, der Pächter vom Stadtbräu Josef. Wimmer in einer Aussendung: "Müsste die Dame etwa einen "Burkini" tragen, damit sich niemand aufregt?"
Luger distanziert sich
Aufgrund mehrerer Anfragen von Bürgern hat sich auch Bürgermeister Klaus Luger zu Wort gemeldet. Es stehe jeder Fraktion frei, das Stadtwappen zu verwenden. "Im konkreten Fall distanziert sich die Stadt von den aktuellen Plakaten und den Motiven darauf“, so Luger.
Schobesberger: Bürgermeister knickt ein
Die grüne Stadträtin Eva Schobesberger hat Bürgermeister Klaus Luger aufgefordert, der FPÖ die Bewilligung das Stadtwappen auf den Plakaten zu verwenden, zu entziehen. Die Rechtslage sei eindeutig: „Wenn von dem Wappen ein der Stadt abträglicher Gebrauch gemacht wird, ist die Bewilligung (...) zu widerrufen,“ so das Linzer Stadtstatut laut Schobesberger. Der Bürgermeister begnüge sich jedoch damit, die FPÖ zu bitten, ihr Logo auf die Plakate zu kleben. „Es wäre angebracht, wenn der Bürgermeister hier Haltung zeigen und dem Statut entsprechend handeln würde“, kritisiert Schobesberger.
Peinliche Aktion
Auch ÖVP-Klubobmann Martin Hajart geht auf Distanz: „Diese Aktion ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten und schadet dem Ansehen der Stadt sowie der Politik insgesamt. Im Übrigen glaube ich, dass die FPÖ die aktuelle Diskussion darüber ganz bewusst vom Zaun brechen wollte.“
Köpfe mit Hirn?
"Sexistisch, frauenverachtend und geschmacklos" sind die Plakate auch für die Frauensprecherin der Neos Linz Elisabeth Leitner-Rauchdobler. "Bei den oberösterreichischen Freiheitlichen scheint ein Wettbewerb um die einfältigste Entgleisung ausgebrochen zu sein: nach Podgorschek und seinen bemerkenswerten Politikbetrachtungen nun halbnackte Oberkörper. Köpfe mit Hirn standen offensichtlich nicht zur Verfügung.“
Werberat nicht zuständig
Beim Österreichischen Werberat sind bereits Beschwerden eingegangen, dieser erklärte sich aber für nicht zuständig. Werbung von politischen Parteien fallen nicht in den Aufgabenbereich der Selbstkontrolle der Werbewirtschaft: "Wenn man sich beschweren will, muss man sich an die Partei selbst wenden", heißt es beim Werberat.
"Altbacken und von gestern"
Die StadtRundschau hat bei einem Werbeprofi nachgefragt. Für Wolfgang Preisinger, Geschäftsführer der Kommunikationsagentur "Die Fabrikanten" sei die Kampagne "altbacken und von gestern", wie FPÖ-Plakate meist seien. Durch das "sehr tiefe Niveau" falle sie aber auf und wirke. Die Aufregung in den Medien unterstütze diese Wirkung zudem noch. Sein Tipp: "Nicht nur wegschauen, sondern auch darüber hinwegschauen."
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