„Wo Menschen arbeiten passieren natürlich Fehler“

Der Präsident des OLG Linz, Johannes Payrhuber, ist für die Gerichte in Salzburg und Oberösterreich zuständig. Auf Entscheidungen der unabhängigen Richter hat er keinerlei Einfluss.
  • Der Präsident des OLG Linz, Johannes Payrhuber, ist für die Gerichte in Salzburg und Oberösterreich zuständig. Auf Entscheidungen der unabhängigen Richter hat er keinerlei Einfluss.
  • hochgeladen von Andreas Hamedinger

Johannes Payrhuber ist seit letztem Dezember der Präsident der Oberlandesgerichtes Linz (OLG) und in dieser Funktion für die Gerichte in Oberösterreich und Salzburg zuständig.
StadtRundschau: Welche Aufgaben hat eigentlich ein Präsident des OLG?
Johannes Payrhuber: Diese sind sehr vielfältig. Ich bin etwa in Zusammenarbeit mit dem Justizministerium für die Bereitstellung von Ressourcen zuständig, weiters fällt die Dienstaufsicht in meinen Aufgabenbereich.

StadtRundschau: Was versteht man bei Gericht unter Dienstaufsicht?
Payrhuber: Die tritt zum Beispiel dann in Aktion, wenn ein Richter unerklärliche Rückstände bei der Erledigung von Akten aufweist. Ganz wichtig ist aber in diesem Zusammenhang, dass Richter in ihrem Urteil immer unabhängig sind. Auf diesen Bereich habe ich keinen Einfluss und darf ich auch nicht haben.

StadtRundschau: Hat sich der Beruf des Richters in den letzten Jahren verändert?
Payrhuber: Eigentlich nicht. Geändert haben sich zwei Faktoren. Einerseits wurde und wird das Gericht immer mehr zum Dienstleister. Weiters wird der Druck der Öffentlichkeit und der Medien immer stärker.

StadtRundschau: Bleiben wir einmal bei der Dienstleistung.
Payrhuber: Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang die Barrierefreiheit der Gerichte. Ich denke hier aber nicht nur an die physische. Auch die psychische ist wichtig. Darunter fallen zum Beispiel Leitsysteme in den Gerichten, die den Bürgern die Orientierung erleichtern.
StadtRundschau: Sie erwähnten auch den Druck auf die Richter.
Payrhuber: Besonders bei Prozessen, die lange dauern oder heik-
le Themen betreffen, stehen die Richter unter enormer Belastung. Unsere Richter agieren aber in jedem Fall unabhängig von äußerlichen Einflüssen.

StadtRundschau: Wann verstehen Menschen, die keine Juristen sind, Urteile nicht?
Payrhuber: Oft verstehen es Opfer von Verbrechen nicht, dass niemand zur Rechenschaft gezogen wird. Manchmal lassen sich Straftaten nicht beweisen und dann muss der Richter im Zweifel für den Angeklagten entscheiden. Problematisch ist es auch, wenn Urteile zu kompliziert formuliert sind.

StadtRundschau: Oft wird kritisiert, dass Verfahren zu lange dauern.
Payrhuber: Viele Verfahren lassen sich einfach nicht schneller erledigen. Gerade in den letzten Jahren passiert es immer häufiger, dass Richter Tausende Seiten Akten studieren müssen. Dies braucht seine Zeit.

StadtRundschau: Warum ist dieser Anteil in den letzten Jahren so gestiegen?
Payrhuber: Wirtschaftsprozesse etwa werden immer komplexer. Dies liegt daran, dass immer mehr europäisches Recht zu berücksichtigen ist und auch unsere Gesetze öfters novelliert werden. Dazu kommt, dass Rechtshilfeansuchen an Behörden im Ausland oft lange brauchen. Dies gilt schon für die Schweiz, denken Sie dann, wie lange so etwas in den USA oder auf Karibikinseln dauern kann.
StadtRundschau: Also alles bes-
tens im Bereich der Justiz?
Payrhuber: Wo Menschen arbeiten, passieren natürlich Fehler. Aber der weit überwiegende Teil der Verfahren wird sicher einwandfrei erledigt.

StadtRundschau: Sie haben einen interessanten Lebenslauf. Haben eine Hotelfachschule absolviert und daneben Jus studiert.
Payrhuber: Stimmt! Ich habe immer die Abwechslung geliebt, auch als Richter wollte ich möglichst viele Seiten des Berufes kennenlernen.

StadtRundschau: Ist ein rechtswissenschaftliches Studium heute noch zu empfehlen?
Payrhuber: (lacht). Jus ist sicher kein „Orchideenstudium“. Nein, Scherz beiseite. Die Rechtswissenschaften bieten ein breites Betätigungsfeld. Aber man sollte in erster Linie das Fach studieren, das einen interessiert. Erst danach sollte man die Jobaussichten, die bei den Juristen weiterhin gut sind, im Auge haben.

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Foto: Oliver Hoffmann - stock.adobe.com
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