Leitl: Der Politik fehlt für wichtige Reformen der Mut

WKO-Chef Leitl | Foto: Foto: Cityfoto

Sommergespräch mit Wirtschaftskammerpräsident im Mühlviertel (OÖ)

Von Dörfler zeigt sich Christoph Leitl enttäuscht. Von Bund, Ländern, Gemeinden und den Sozialpartnern erhofft er sich gemeinsame Reformen.
BezirksRundschau: Am Stammtisch nennt man Sie Christoph. Sagen Ihnen die Leute geradeheraus, was sie von den Politikern halten?
Christoph Leitl: Die Leut unterscheiden genau zwischen denjenigen, die in der Politik ernsthaft arbeiten, und denjenigen, die nur Schaum schlagen. Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote in der EU. Das kommt von unseren tüchtigen Unternehmern und tüchtigen Mitarbeitern. Man hat aber den Eindruck, dass man in der Politik nicht den Mut dazu hat, die großen Dinge anzugehen. Mir gefallen die Reformen in der Steiermark und in Oberösterreich. Ich wünsche mir, dass wir das auch auf Bundesebene schaffen könnten.

BezirksRundschau: Kärntens Landeshauptmann Dörfler will allerdings den Gewerkschaftsbund abschaffen.
Leitl: Mir hat Dörfler bei der Ortstafellösung sehr gut gefallen. Er hat Mut und Verantwortung bewiesen und dadurch Achtung errungen. Jetzt eine freiwillige Organisation wie den ÖGB anzugreifen, fällt nicht unter diese Kategorie.

BezirksRundschau: Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit dem ÖGB?
Leitl: Sehr konstruktiv. Schauen Sie, jedes Jahr wird uns bei den Lohnverhandlungen ein heißer Herbst prognostiziert &

BezirksRundschau: ... kommt ein heißer Herbst?
Leitl: ... aber geh! Der Herbst wird moderat wie immer, wenn heuer auch durch die hohe Inflationsrate schwieriger. Doch die Inflation haben nicht wir produziert, sondern Spekulanten an den Rohstoffmärkten. Wir müssen bei den Herbstverhandlungen Vernunft und Augenmaß zwischen der Erhaltung der Kaufkraft und der Wettbewerbsfähigkeit beweisen.

BezirksRundschau: Die Lebensmittel- und Energiepreise wachsen stetig. Wo bleibt die Antwort der Politik?
Leitl: Ich verstehe die Sorgen der Leute sehr gut. Ich bin sehr enttäuscht, dass es die Politik nach der Krise nicht geschafft hat, der Spekulation Spielregeln zu verpassen. Niemand traut sich darüber, weil die Finanzzentren stärker sind als die Regierungen der Welt. Wer aus einer Krise nichts lernt, läuft Gefahr, sie wiederholen zu müssen.

BezirksRundschau: Wie erklären Sie den Menschen die Milliardenhaftungen Österreichs an Griechenland?
Leitl: Wir hatten eine ähnliche Situation wie Griechenland. Österreich wurde zum Pleitekandidaten herabgestuft. Hätten wir damals noch den Schilling gehabt, wäre es uns fürchterlich ergangen. Und wir haben für Kärnten das Zehnfache an Haftungen übernommen als jetzt bei der Griechenlandhilfe.

Über WKO-Präsident Christoph Leitl
Der Stammtisch verleiht Bodenhaftung
So oft es geht, lässt WKO-Präsident Leitl die Hektik der Großstadt hinter sich und sucht Erholung in seinem 300 Jahre alten Bauernhaus im Mühlviertel. Während sich seine Frau Erni um die Blumen im Garten kümmert, ist Leitl für den Obst- und Gemüseanbau zuständig. Jeden Sonntag nach dem Kirchgang setzt sich Leitl ein paar Stunden an den Stammtisch. Das Gespräch mit den Menschen verleiht mir Kraft, Selbstsicherheit und prägt mein Urteilsvermögen, sagt er.

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