CAP. – Gymnasiasten in der Lehre

Nur wenige Jugendliche wissen mit 14 Jahren wirklich, ob sie eine Lehre machen oder eine weiterführende Schule besuchen sollen. "Ich hatte immer eine gewisse Affinität zur Technik, wollte aber auch Sprachen lernen und eine gute Allgemeinbildung", sagt Paul. Der mittlerweile 18-Jährige hat als einer der ersten das Programm CAP. abgeschlossen. Dieses bietet in Linz seit vier Jahren die Möglichkeit, neben der gymnasialen Oberstufe eine Mechatronik-Ausbildung zu machen.

Allgemeinbildung und technisches Wissen

CAP. kommt vom englischen Wort "capability" und steht für "Fähigkeit". Vier Jahre lang dauert das parallele Ausbildungssystem von Matura und Lehre. Ziel ist es, Generalisten auszubilden, die neben einer guten Allgemeinbildung sowie sprachlicher und sozialer Kompetenzen auch technisches Rüstzeug mit sich bringen. Die Idee zu dem Ausbildungskonzept entstand 2010 auf Initiative der Privatstiftung "Future Wings" sowie engagierter Eltern und Unternehmen, um motivierte junge Menschen auf die komplexen Herausforderungen im Wirtschaftsleben einer technikorientierten Welt vorzubereiten. "Das Programm ist europaweit einzigartig", sagt Projektleiterin Ruth Arrich.

Anspruchsvolle Ausbildung

Im vergangenen Herbst haben die ersten acht Teilnehmer das Programm mit der Lehrabschlussprüfung abgeschlossen – sechs mit Auszeichnung, zwei mit gutem Erfolg. Die Lehre selbst beruht auf den Säulen Mechatronik, Management und betriebliche Praxis. Der Hauptteil der Technikausbildung findet am WIFI in Linz statt. "Wir greifen nicht in die Schulzeit ein. Die Teilnehmer arbeiten jeden zweiten Freitagnachmittag und Samstag in den Werkstätten am WIFI. Dazu gibt es Blocktermine in den Ferien und Ferialpraktika in den Unternehmen", sagt Arrich. Kooperationspartner sind etwa Cemtec Cement & Mining, die Greiner Group, die Siemens VAI, TGW, Tiger Coatings und die Industriellenvereinigung OÖ. Partnerschule in Linz sind das Kollegium Aloisianum, das Europagymnasium Auhof, das BRG Hamerlingstraße, das Akademische Gymnasium Linz, das Europagymnasium Baumgartenberg und das BG/BRG Ramsauerstraße.

Top-Talente

Viel Freizeit bleibt den Teilnehmern nicht. Jeder investiert pro Schuljahr rund 300 Stunden Freizeit sowie einen Monat Ferialpraxis. "Die Zeit habe ich gerne investiert. Statt nur herumzuhängen, haben wir fast jede freie Minute produktiv genutzt", sagt Christian, der die Matura am Aloisianum gemacht und die Lehrabschlussprüfung mit Auszeichnung bestanden hat. Dennoch kann nicht jeder ein so großes Pensum bewältigen. Für Arrich ist CAP. ein "Top-Talent-Programm": "Das heißt nicht, dass wir nur Einserschüler aufnehmen. Man braucht jedoch eine hohe Motivation und ein gutes Zeitmanagement. CAP ist ein Programm für jene, die die Ressourcen dafür haben." Die Bewerber müssen sich daher auch mit einem Motivationsschreiben bewerben und sich einem Aufnahmegespräch stellen. "Wir sprechen auch mit den Lehrern und Direktoren und lassen, um der Jugendliche eine solche Zusatzausbildung schaffen kann."

Hoher Frauen-Anteil

Jedes Jahr starten etwa zehn bis 14 Jugendliche mit dem Programm, Bewerbungen gibt es derzeit etwa doppelt bis drei Mal so viele. Auffällig hoch ist das große Interesse von Mädchen an der Ausbildung. "Mädchen haben oft sehr breite Interessen und wollen sich nicht gleich spezialisieren. Dem kommt unser Angebot sehr entgegen", erklärt Arrich den mit 20 Prozent hohen Anteil weiblicher CAP.tains. Viele Jugendliche würden die Ausbildung laut Arrich auch zur Absicherung wählen. Das Resümee der Teilnehmer fällt meist sehr positiv aus. "Durch die kleinen Gruppen konnten die Trainer viel besser auf unsere Stärken und Schwächen eingehen. Wir sind durch CAP. extrem gut auf die Praxis vorbereitet und schnell angelernt", sagt Valentin, der die Matura am BORG Linz absolviert hat.

Infonachmittag
Für Interessenten am nächsten CAP.-Jahrgang mit Start im September 2015 und deren Eltern findet am Freitag, 6. Februar 2015 von 15.30 bis ca. 17 Uhr eine Informationsveranstaltung inklusive Werkstattbesichtigung im WIFI Linz statt.  Anmeldung bis spätestens 30.1.2015 unter office@cap-future.eu

Mehr Infos: www.cap-future.eu