Durchbruch für AMV Networks
Europas größter Autohändler Porsche Holding übernimmt Telematiksystem des kleinen Ranshofener Spezialisten – damit steht die Tür in den riesigen VW-Konzern offen. Für Ausrollen des Systems wird strategischer Investor gesucht.
RANSHOFEN (win). Nur neun Mitarbeiter groß ist derzeit die Ranshofener AMV Networks, die 2010 aus der Audio Mobil Elektronik heraus gegründet wurde. Aber AMV hat es geschafft, zum Lieferanten für Europas größten Autohändler, die Porsche Holding Salzburg, zu werden. Mit einem nicht einmal Zigarettenschachtel-großen Kästchen hat AMV-Geschäftsführer Raimund Wagner das Interesse der Porsche Holding geweckt, die in 24 Ländern Europas, Südamerikas und in China Autos verkauft. In dem DiBOX genannten Kästchen steckt ein Telematiksystem. Es vernetzt ab April VW, Audi, später Seat sowie Skoda und kann in bis zu acht Jahre alte Modelle dieser Marken eingebaut werden. Ein bisher einzigartiger Schritt in die Praxis in Sachen "Connectivity" im Automobilbereich – und der Durchbruch für AMV Networks. Der 57-jährige Wagner feiert den Erfolg bescheiden: "Wir wollen Spaß und Erfolg haben, sind nicht mehr karrieregeil. Das macht es leichter." Der Erfolg erscheint jedenfalls gesichert. Denn die Fähigkeiten des von Porsche und Telekom Austria betriebenen Systems überzeugen.
Immer wissen wo mein Auto steht – oder fährt ...
Mit Hilfe des Smartphones, an das die DiBOX ständig Daten schickt, weiß der Fahrzeugeigentümer ständig, wo sein Auto steht. Setzt es sich in Bewegung, ohne dass der Fahrer mit dem zugeordneten Smartphone an Bord ist, schickt das System eine Alarm-SMS an ihn und warnt so bei Fahrzeugdiebstählen. Zudem kann der Fahrer aus der Ferne über das Smartphone aus der Ferne überprüfen: Habe ich das Licht ausgeschaltet, die Türen zugesperrt und wie viel Treibstoff ist noch im Tank. Für Unternehmen, Fahrzeugflottenbetreiber oder Car-Sharing-Dienste besonders interessant: Das integrierte und vom Finanzamt akzeptierte vollelektronische Fahrtenbuch. In dem wird jede zurückgelegte Strecke aufgelistet. Der Fahrer muss nur noch anklicken, ob der privat oder dienstlich unterwegs war und eintragen, welchen Zweck eine Dienstfahrt hatte.
Zudem kann auch das individuelle Fahrverhalten abgerufen werden: Wie viel Zeit verbringe ich im Auto? Wie oft setze ich den Blinker, wie oft bremse ich und wie viel Sprit verbrauche ich. Fuhrparkmanager oder Rettung, Feuerwehr & Co. erhalten auch in Echtzeit Infos über die aktuelle Position der Fahrzeuge, über fällige Servicetermine und ähnliche Daten.
Daten bleiben vollkommen anonym
AMV Networks hat für sein Produkt als bisher einziger Hersteller von Telematiksystemen das European Privacy Seal bekommen. "Die DiBOX erfüllt damit als erstes derartiges System überhaupt den weltweit höchsten zertifizierbaren Datenschutzstandard und ist weltweit Benchmark in diesem Bereich", versichert AMV-Geschäftsführer Wagner. Heißt in der Praxis laut den Betreibern: Der Kunde hat stets die Hoheit über seine gesendeten Daten, entscheidet bei jedem Schritt, welche Daten er weitergibt und welche nicht.
Tür offen in VW-Konzern, der 2014 zehn Millionen Fahrzeuge verkaufte
Mit der einzigartigen Datensicherheit konnte Wagner die Porsche Holding überzeugen und hat mit dem Einsatz bei dem riesigen Händler schon mehr als einen Fuß in der Tür beim VW-Konzern, der 2014 weltweit mehr als zehn Millionen Autos verkauft hat. Es gibt auch bereits konkrete Anfragen, etwa für einen Einsatz des Systems in China. Deshalb ist für Wagner das von der Porsche Holding angepeilte Verkaufsziel von 6000 Stück im Jahr 2015 die unterste Grenze. Er rechnet mit der doppelten Stückzahl für heuer. Wenn das System aber einschlägt könnte die Nachfrage in kurzer Zeit auf mehrere Millionen steigen, weil die AMV-Entwicklung auch anderen Autoherstellern natürlich nicht verborgen geblieben ist – und weil die Fähigkeiten des kleinen schwarzen Kästchens viele weitere Anwendungen denkbar machen
Verkehrssteuerung, Stauvermeidung oder -umfahrung möglich
Dass in der DiBox die Technik steckt, um künftig auch den Verkehr effektiver zu steuern, Staus zu vermeiden oder den Fahrer davor zu warnen, ist kein Geheimnis. Denn da die Fahrzeugposition anonymisiert ausgelesen wird, könnte diese Information in Verbindung mit weiteren Daten wie etwa der Geschwindigkeit von einer Verkehrsleitzentrale entsprechend genutzt und aufbereitet werden. Und bereits jetzt wird die AMV-Technologie in Deutschland für Projekte in Sachen E-Mobilität oder für das Carsharing verwendet.
Und weil das Interesse an der AMV-Technologie groß ist, sucht Geschäftsführer Wagner derzeit auch nach einem strategischen Investor für sein Unternehmen – und nach Mitarbeitern.
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