"Ich appelliere an die Verantwortung der Eltern"

Anita Moser bildet im AKD Baunetzwerk erfolgreich Lehrlinge aus. | Foto: Richard Haidinger
  • Anita Moser bildet im AKD Baunetzwerk erfolgreich Lehrlinge aus.
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Trotz kleinem Betrieb hat Anita Moser in ihrer 2005 gegründeten Firma AKD Baunetzwerk in Linz bereits zehn Lehrlinge im technischen und kaufmännischen Bereich ausgebildet. "Ich biete die Lehrausbildung an, um qualifiziertes Personal zu bekommen", so Moser. Die schwierigste Aufgabe dabei ist es oft, die Meinung der Eltern zu bilden. In zwei Fällen etwa musste Moser das Lehrverhältnis abbrechen. "Das hätte man verhindern können, wenn Eltern mit den Kindern genau definiert hätten, was das Beste für das Kind ist."

Das Beste für das Kind

Ein Lehrling im kaufmännischen Bereich etwa irritierte etwa durch das absichtlich falsche Ablegen von Akten oder die Verweigerung, eine Liste mit 20 Namen zu lernen. "Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt, ob das Mädchen überhaupt diesen Beruf lernen will", so Moser. Wie sich herausstellte, war der Lehrling unglücklich, weil er eigentlich einen ganz anderen Beruf ergreifen wollte. Zur Büroarbeit wurde das Mädchen von der Mutter gezwungen, die sich für die Tochter einen besseren Beruf mit guten Arbeitszeiten gewünscht hat. "Die Tochter konnte die Lehre nicht von sich aus abbrechen, dazu müssen sich die Eltern einverstanden erklären." Erst nach einem zweimonatigen Krankenstand aufgrund eines Burn-outs war die Mutter bereit, das Lehrverhältnis aufzulösen. "Ich appelliere an die Eltern, ihre Kinder nicht in etwas hineinzudrängen. Sie können sich für ihre Kinder das Beste wünschen, müssen dabei aber vor allem auf deren Bedürfnisse hören", so Moser.

Falsche Einschätzung

Die Firmenchefin rät, gemeinsam auf Berufsinformationsmessen zu fahren oder einen Berufseignungstest bei der Wirtschaftskammer zu machen. Dann kommt es auch nicht zu Fehleinschätzungen, wie bei dem Fall eines technischen Lehrlings, dessen Lehrvertrag aufgrund einer Lernschwäche aufgelöst werden musste. Moser hatte ihn trotz eines "Nicht genügend" im Zeugnis eingestellt. "Wenn jemand etwas wirklich will, ist ein Fünfer im Zeugnis keine Aussage. Viele verweigern das Lernen, weil sie einfach nicht mehr in die Schule gehen wollen." Als er in der ersten Klasse Berufsschule durchfiel, organisierte Moser Nachhilfestunden, die allerdings nichts bewirkten. Der Nachhilfelehrer attestierte dem Lehrling eine Lernschwäche. Von dieser hat die Mutter auch gewusst, sie allerdings verschwiegen, wie sich auf Nachfrage zeigte. Dem Lehrling drohte das Schicksal, drei Jahre lang immer das erste Lehrjahr zu wiederholen, bis das Lehrverhältnis beendet wäre. "Dabei wäre so viel möglich gewesen, wenn von Anfang an alle Fakten auf dem Tisch gelegen wären, etwa eine integrative Lehre mit verlängerter Lehrzeit", so Moser. Die Firmenchefin erreichte schlussendlich, dass das Lehrverhältnis beendet und der Jugendliche in ein AMS-Programm für eine integrative Lehre aufgenommen wurde.

Lehrberuf schmackhaft machen

"Seither hole ich immer gleich zu Beginn der Lehrzeit die Eltern herzu", sagt Moser, die für die qualitativ hochwertige Lehrausbildung im AKD Baunetzwerk sogar ausgezeichnet wurde. Seither kann sich die Firmenchefin vor Bewerbern kaum retten: "Firmen, die über einen Mangel an Lehrlingen klagen, tun selbst oft wenig dafür. Auch für mich war es am Anfang schwierig, als neues, kleines Unternehmen Lehrlinge zu finden. Aber ich habe viel an der Marke AKD gearbeitet und bin nun unter den besten Lehrbetrieben Oberösterreichs gelistet. Man muss den Jugendlichen das Unternehmen und das Berufsbild schmackhaft machen. Sie müssen sich im Betrieb wohlfühlen und sehen, dass das Leben im Büro auch Spaß machen kann."

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