"Wir liefern sogar mit dem Hubschrauber"

Markus Liebl, Generaldirektor der Brau Union mit Sitz in Linz.
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Der Sommer hat sich noch nicht recht blicken lassen. Wie wirkt sich das bislang auf das Biergeschäft aus?
Markus Liebl: Man soll nicht klagen. Bis Ende Mai waren wir recht gut unterwegs und waren leicht im Plus. Mit unseren Innovationen ist es gut gegangen. Das Geschäft mit den Radlern wächst nach wie vor, wenn auch nicht mehr so stark wie früher. Was sich sehr gut entwickelt hat ist das alkoholfreie Bier. Das ist höchst erfreulich. Es gibt Länder, beispielsweise Spanien, da liegt der Anteil von alkoholfreien Bieren bei zehn Prozent des Gesamtausstoßes. Bei uns sind es 1,5 Prozent.

Das heißt, in die Richtung alkoholfreie Biere wird es gehen.
Mit der entsprechenden hohen Qualität natürlich. Wir erwarten uns da ganz klar eine Steigerung. In drei bis fünf Jahren wollen wir in Österreich den derzeitigen Anteil von 1,5 Prozent verdreifachen. Das wird sicherlich nicht leicht, weil alkoholfreies Bier kein positives Image hat. Da werden wir auch neue Kanäle öffnen.

Inwieweit?
Zum Beispiel beim Mittagessen. Ein alkoholfreies Bier zum Mittagessen fehlt heute. Man trinkt heutzutage Wasser oder eine Limonade.

Also nicht auf Kosten des Bierkonsums, sondern dort, wo ohnehin alkoholfreie Getränke konsumiert werden.
Genau. Ich will ja den Biertrinker nicht umpolen. Auch bei Frauen sehen wir etwas Potenzial, obwohl bei dieser Zielgruppe vor allem die Radler hohen Zuspruch gefunden haben. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch bei der Gemeinschaftsverpflegung Potenziale haben. Das wird keine leichte Aufgabe und wir wollen das über Verkostungen pushen. Denn das alkoholfreie Bier schmeckt auch wirklich gut. Im alkoholarmen und alkoholfreien Bereich denken wir also daran, unser Sortiment zu erweitern. Und zwar mit den bestehenden Marken. Die Marke Zipfer nimmt auch einen hohen Stellenwert bei uns ein. Sie ist die Edelmarke bei uns im Konzern.

Stichwort Vielfalt. Was sind da die Trends?
Der Vielfalt sind beim Bier kaum Grenzen gesetzt. Die Frage ist, was ist erfolgreich. Wir wollen Österreich zum Land mit der höchsten Bierkultur machen. Das ist zwar ehrgeizig und da gehört die Vielfalt dazu. Der weitaus größte Teil des Bieres, der in Österreich konsumiert wird, sind Märzen- und Lagerbiere. Wir haben aber in unserer Spezialitätenbrauerei Kaltenhausen auch eine neue Kreation gebraut – ein Coffee-Style-Bier. Wir sind nicht die Einzigen, das ist uns klar. Aber insgesamt durch das Bemühen und das Bewusstsein-Schaffen, steigt auch die Bierkultur.

Wie hoch ist der Pro-Kopf-Konsum in Österreich?
108 Liter. Da haben wir die Deutschen überholt und liegen weltweit auf Platz zwei hinter den Tschechen. Bei den Burgenländern haben wir noch Aufholbedarf.

Ist das Burgenland daher speziell im Fokus für die Brau Union?
Wir wollen überall in Österreich vertreten sein. Wir wollen mit unseren Marken überall in allen Bereichen vertreten sein. Also im Lebensmittelhandel, der Gastronomie, im Betriebsmarkt oder im Cash and Carry-Bereich. Wir haben starke Marken mit hoher Qualität. Immer aber zum Wohl der Mitarbeiter, der Gesellschaft, aber auch der Eigentümer.

Zum Wohl der Gesellschaft?
Das kann man aufteilen. Erstens in Hinblick auf Nachhaltigkeit. Durch geringen Ressourcen- und Energieverbrauch beziehungsweise durch sichere Arbeitsplätze. Aber auch in Hinblick auf den Bereich, wo Alkohol zum Problem werden könnte. Deshalb haben wir ja auch andere Produkte in unserer Palette.

Nachhaltigkeit ist Ihnen ein wichtiges Anliegen.
Ja. Beispielsweise bei der Energie. Wir nehmen im Herbst in Göss in der Steiermark eine Solarthermie-Anlage in Betrieb mit der wir drei bis fünf Prozent unseres Primärenergiebedarfs decken werden können. Dort beziehen wir seit Jahren schon Energie aus einer benachbarten Biomasseanlage, was den Energieverbrauch um 25 Prozent reduziert hat. In Wieselburg machen wir das ab Herbst ebenfalls. All das sind Dinge, die extrem nachhaltig sind und in Summe ist das für uns wichtig. Nämlich für Österreich insgesamt.

Woher holt man sich die Ideen bei der Forschung?
Von überall. Obwohl der Biermarkt sehr lokal ist. Alle Ideen von Übersee kann man nicht umsetzen, aber wir schauen uns das sehr wohl an. Genauso auch von Mitbewerbern und natürlich im eigenen Haus. Nicht nur beim Wein gibt es diese Bandbreite, auch beim Bier. Und daher haben wir ja jetzt auch dieses Coffee-Style-Bier entwickelt. In dieser Richtung werden wir auch weiterforschen.

Wie ist die Entwicklung bei den Rohstoffpreisen?
Heuer haben wir wesentlich höhere Rohstoffkosten. Das zieht sich bis zwei, drei Monate nach der Ernte hin. Vor allem im Getreidebereich, nicht beim Hopfen. Momentan steht das Getreide recht schön. Wenn es so bleibt, ist es gut.

Wird es eine Preiserhöhung geben?
Das können wir dann sagen, wenn die Preise für Getreide feststehen. Auch Energiekosten, Verpackungskosten oder Mitarbeiterkosten fließen da rein. Es gibt jetzt schon sichtbare Steigerungen, aber die genauen Auswirkungen kann man noch nicht definieren.

Bei den Brauereien. Sind die lokalen Standorte auf lange Sicht zukunftsfähig?
Ich habe noch nie eine Standortgarantie abgegeben. Das wäre unverantwortlich. Aber derzeit wird sich nichts ändern. Jede Brauerei und jede Marke hat ihren Auftrag. Schladminger stellt beispielsweise im Ennstal einen hohen Marktanteil sicher. Regionalisierung ist ein Thema, aber auch Globalisierung. Und wir versuchen beiden Trends mit unseren Marken gerecht zu werden. Gösser werden wir in Österreich noch stärker etablieren.

Gibt es Bereiche, die man durch einen Zukauf besetzen will?
Natürlich gibt es regional Überlegungen. Aber allein aufgrund unseres Marktanteils wäre das schwierig. In andere Getränke werden wir nicht gehen. Wir haben als Handelsmarken eine breite Palette, etwa Coca-Cola, Fanta oder Schweppes. Wir wollen starke Marken. Wir sind ja auch regionaler Nahversorger im Gastronomiebereich. Wir fahren ja auf jede Hütte. Zum Teil fliegen wir dort mit dem Hubschrauber hin. Wir fahren in jedes Tal hinein, wir versorgen die Städte. Wir sind der bei weitem führende Nahversorger in Österreich.

Wie kann man dem Wirtesterben entgegenwirken?
Durch neue Produkte. Man muss den Wirten etwas anbieten, das diese auch verkaufen können. In Summe ist die Gastronomie ein wichtiges Standbein für uns. Dennoch, der Handel ist mittlerweile das größere Standbein.

Wie entwickelt sich die Mitarbeiteranzahl?
Die bleibt im wesentlichen gleich. Bei Zipfer haben wir in Oberösterreich insgesamt 602 Mitarbeiter. Und es ist ganz klar: Als Unternehmen braucht man gute und gut ausgebildete Mitarbeiter. Diese sind die Basis eines jeden Unternehmenserfolgs. Derzeit ist ein Projekt, die Unfallanzahl gegen Null zu bringen. Und das gelingt uns ganz gut.

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Foto: Cityfoto
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