„Ich kann nicht mehr“ – mitleiden
Um die 19.000 Pongauer erkranken in ihrem Leben einmal psychisch. Mit ihnen leiden auch ihre Angehörigen, die sich oft nicht mehr zu helfen wissen. AhA!, der Verein zur Förderung psychischer Gesundheit Innergebirg und das KH Schwarzach holen Betroffene, Angehörige und Professionisten an einen Tisch.
„25 Prozent aller Pongauer leiden im Laufe ihres Lebens einmal an einer psychischen Krankheit“, das vermeldet Marc Keglevic, Primar der Psychiatrischen Abteilung im Krankenhaus Schwarzach, „eine große Zahl davon tritt niemals eine Behandlung an.“ Mit ihnen leiden aber auch ihre Angehörigen – Eltern, Ehepartner, Kinder und Freunde. Besonders groß ist die Verzweiflung bei den Angehörigen, lehnt der psychisch Erkrankte trotz augenscheinlicher Depression, schwerer Angstzustände oder einem ständigen Sich-verfolgt-Fühlen Arztbesuche oder jede Therapie ab. Diese sogenannte Non.Compliance – die Krankheits-Uneinsichtigkeit – ist oft Teil des Krankheitsbildes und belastet die Angehörigen ungemein. Etwa 800 Menschen suchen daher jährlich im Land Salzburg den Kontakt zum Verein AhA! (Angehörige helfen Angehörigen), elf Fixpersonen davon die Zweigstelle im Pongau. „AhA! ist eine Initiative von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen mit dem Ziel, deren Lebensqualität und damit die eigene zu verbessern“, beschreibt die Koordinatorin von AhA! im Pongau, Mona Spannberger. „Die Angehörigen erhalten bei uns kostenlose Beratung und Unterstützung, Informationen zu psychosozialen Angeboten, Vorträge wie Seminarreihen und können auf Wunsch auch unserer Selbsthilfegruppe beitreten.“ Der Krankheitsverlauf zeigt sich meist ähnlich: Die Angehörigen registrieren eine Veränderung, die immer massiver wird. Zu diesem Zeitpunkt fangen Eltern, Ehepartner, Kinder usw. Probleme, die entstehen ab, gleichen aus und zeigen meist jede Menge Initiative. Irgendwann zeigt aber auch die Umgebung mit Arbeitgebern, Nachbarn und Freunden Reaktionen. „Spätestens jetzt brauchen die Angehörigen Hilfe, um das Unerträgliche für sich erträglich zu machen“, kennt Spannberger die Situation, „zu den Sorgen und Schuldgefühlen der Angehörigen kommt oft noch die Angst vor Stigmatisierung hinzu, sowie der Zweifel daran, dass ihnen jemand helfen könnte. Das ist auch ein Grund, weshalb viele Angehörige lange warten, bevor sie zu uns kommen.“ Mittlerweile hat sich im Verein AhA! im Pongau ein fixer Betroffenenkreis von elf Personen etabliert, die sich ein Mal im Monat für ein bis zwei Stunden treffen und sich auch privat vernetzt haben. „Vielen hilft es schon, wenn sie mit jemandem darüber sprechen können“, weiß die Koordinatorin.
Trialog
Zusammen mit dem Verein zur Förderung psychischer Gesundheit Innergebirg und dem Kardinal Schwarzenberg'schen Krankenhaus veranstaltet AhA! einen „Trialog“ – eine Gesprächsrunde zum Thema „Mein Angehöriger ist psychisch krank und lässt sich nicht helfen.“ Zwischen Betroffenen, Angehörigen und Professionisten soll ein Erfahrungsaustausch stattfinden und Lösungsmöglichkeiten für alle Beteiligten erarbeitet werden.
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