Corona im Lungau
Kommen die Kasmandln auch im Corona-Lockdown?
Die Antwort vorweg: Ja – zumindest ist die Ausübung des Brauchtums möglich. Der Regionalverband hatte dazu bereits im Oktober eine Empfehlung mit Regeln abgegeben und diese nun wegen des Covid-19-Pandemie-bedingten November-Lockdowns angepasst. Das, und was das Kasmandl-Brauchtum eigentlich genau ist: wir haben die wichtigsten Infos zum Thema für dich.
LUNGAU. In den Lungauer Ortschaften sind üblicherweise am Vorabend zu Martini die sogenannten Kasmandln unterwegs. Zumindest war das in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer so. Am Vorabend des Martinitages – Martini ist am 11. November, also sprechen wir vom Abend des 10. November – gehen Kinder in Kleingruppen von Haus zu Haus, tragen Sprüche vor und singen Lieder, und sie verteilten traditionellerweise eine Süßspeise namens "Schnurraus".
Das empfiehlt die Kommunalpolitik
Ist die Ausübung des Kasmandl-Brauchtums auch in diesem Jahr, das von der Corona-Pandemie und Covid-19 geprägt ist, heuer möglich? Weil just diese Frage in den letzten Tagen immer wieder aufgetaucht ist haben sich die Lungauer Gemeinden im Regionalverband Lungau darüber ausgetauscht. "Wir freuen uns auf die Kasmandln, auch heuer", betont Regionalverbands-Obmann Manfred Sampl (Bürgermeister in St. Michael und Abgeordneter zum Salzburger Landtag. Gleichzeitig bittet er aber eindringlich die Corona-Regeln einzuhalten.
Laut Sampl spricht der Regionalverband im Wesentlichen folgende Empfehlung für das Kasmandlgehen im Jahr 2020 aus:
- Die Gruppengröße darf maximal sechs Personen sein.
- Ein Mindestabstand von einem Meter muss eingehalten werden. Das gilt beim Proben, während der Aufführung sowie beim Standortwechsel.
- Die Darbietung der Gedichte und Lieder soll im Freien erfolgen.
- Spätestens um 20 Uhr müssen wieder alle "Kasmandln" zuhause sein.
- Die Aufteilung der Süßigkeiten sollte von einer einzigen vorher bestimmten Person/einem Kasmandl erfolgen, und das bitte unter Einhalt strenger Hygieneregeln.
- Geltende Corona-, Abstands- und Hygieneregeln sind einzuhalten.1
Bitte die allgemeine Situation berücksichtigen und Eigenverantwortung übernehmen.
(1 Ein Überblick über alle wesentlichen aktuellen Corona-Regelungen findet sich in diesem Teil der Homepage des Gesundheitsministeriums.
>> Wie das Kasmandlgehen in normalen Jahren – ohne Pandemie als Rahmenbedingung –abläuft: in diesem Beitrag aus unserem Archiv (12. November 2018) findest du ein Video zum Thema:
Beschreibung des "Käsemandel"
Im Lungau ist das Kasmandl-Brauchtum bekannt, anderswo vielleicht nicht. Was ist das eigentlich genau, worum geht es?
Nun, wie auf der Homepage der Servicestelle Lungauer Volkskultur zitieren die Tamsweger Historiker Anton und Josefine Heitzmann mit Verweis auf das Druckwerk "Der Salzburger Lungau und seine Bräuchtümer" Ignaz von Kürsinger, der dieses Brauchtum in "alter Sprache" so erklärt: „Das Käsmandel ist ein kleines Männlein von eisgrauer Farbe, mit erdfalbem, runzlichem Gesichte. Zur Sommerszeit lebt es auf den höchsten Bergzinnen in unzugänglichen Gewänden und dunklen Wäldern, wo es sich von Wurzeln und Kräutern nährt. Im Herbste, wenn der Senne von der Alm mit seiner Heerde zur Heimath gefahren ist, kömmt das Käsmandel aus seinem Schlupfwinkel zu den Almhütten, sucht und sammelt das zusammen, was die Senndinen und Hirten verworfen, verloren oder zurückgelassen haben, und käset diese Überreste, von denen er den langen Winter hindurch sich nähret“. So habe es Ignaz von Kürsinger bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts geschrieben.
Kasmandl im Jahreskreis
Das Kasmandl sei zu früheren Zeiten immer zu Martini, am 11. November, in die Alm eingeglöckelt und zu Georgi am 24. April, zur Zeit des Viehauftriebes, wieder herausgeglöckelt worden, schreiben Heitzmanns. Heute zögen am Vorabend des Martinitages Kinder in Kleingruppen und „almerischer“ Kostümierung von Haus zu Haus, trügen Sprüche und Lieder vor, bitteten um kleine Gaben und verteilten Schnurraus – tauben-eigroße Bälle aus Germteig – die in Fett heraus gebacken werden, heißt es weiter.
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