Die Wahl in Radstadt wird zur Bürgerbefragung

- <b>Die Schule </b>platzt aus allen Nähten und wurde bereits um die Räume des Hausmeisters, zwei Räume der ehemaligen Post und um zwei Container "erweitert".
- Foto: Foto: Josef Tagwercher
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Das Schulprojekt in Radstadt polarisiert stark. Die ÖVP steht für den teuren Neubau, die SPÖ für die abgespeckt Variante.
RADSTADT (jb). Wer am 9. März in Radstadt wählen geht, entschiedet nicht nur über den Bürgermeister und die Gemeindevertretung, sondern auch über die Causa Schulbau. Der Um- bzw. Neubau der Bildungseinrichtung spaltet die Gemeindestube und die Bürger. Eigentlich wollten alle Parteien das Thema Schule aus der Wahl heraushalten, aber – "Die stetige Kostenerhöhung auf mittlerweile über 20 Millionen Euro (7,8 Millionen davon müsste Radstadt selbst tragen), die Unnachgiebigkeit des Bürgermeisters und der Unwille einzusparen, hat die Schule zum Wahlkampfthema gemacht", stellt Vizebürgermeister und Bürgermeisterkandidat der SPÖ, Johann Warter seine Sicht der Dinge klar.
Positionen unverrückbar
Seit mehr als drei Jahren arbeitet Radstadt unter Ortschef Josef Tagwercher (ÖVP) am Umbau beziehungsweise Neubau der erwünschten Schule. Bis Juni 2013 waren sich alle drei Parteien (ÖVP, SPÖ, FPÖ) noch einig, in welche Richtung es gehen sollte. Dann entstand die Überlegungen, das 80 Jahre alte Schulobjekt abzureißen und ein zeitgemäßes Schulgebäude in Passivhausstandard zu errichten. Im Nachhinein kritisiert die Oppositionspartei eine ihnen zufolge fehlerhafte Projektentwicklung und eine als unzulässig gesehene Abstimmung in der Gemeinderatssitzung. Bei dieser soll eine, für die SPÖ befangene Person, für die Befürwortung des teuren Projekts, das Zünglein an der Wage gewesen sein.
Budget auf Null gestellt
Jetzt sind SPÖ und FPÖ aber auf die Barrikaden gestiegen und stellten bei der letzten Budgetsitzung das, für den Schulbau vorgesehen, Budget auf Null. "Das hat einen vorläufigen Stopp des Projektes erwirkt", ärgert sich Bgm. Tagwercher und positioniert sich klar, "Wir stehen hinter dem Neubau, der nur um 1,2 Millionen Euro teurer wäre als Umbau und Sanierung. Dafür können wir alles auf besten und neuesten Stand bringe. Außerdem sind wir für den Passivhaus-Standard, der uns 31 Energiepunkte und damit mehr finanzielle Unterstützung bringen würde." Die SPÖ ist hingegen für eine finanziell abgespeckte Version mit einer Reduktion der Fläche um rund 1.300 Quadratmeter: "Dieses Projekt wäre auch um 15 Millionen Euro (gesamt) zu bewältigen", heißt es von Seiten der Sozialdemokraten.
Umsetzung verzögert?
Dass der Baubeginn nun verzögert ist, stört den Ortschef zudem: "Wir wollten im Sommer mit dem Umbau beginnen, jetzt verlieren wir ein ganzes Schuljahr." "Blödsinn", kontert Warter, "mit Detailplanung, Baugenehmigung, einer EU-weiten Ausschreibung und Prüfverfahren, wäre sich das sowieso nie ausgegangen."
Neuer Architektenwettbewerb nötig?
Zu dem bereits laufenden Polit-Hickhack um die Schule kommt nun noch ein weiteres Problem auf Bürgermeister und Vize zu. Der zweitplatzierte Kandidat aus dem Architektenwettbewerb überlegt nun Schadensansprüche zu stellen, hätten sich doch die Vorzeichen des Schulprojekts völlig verändert. Aus der ursprünglichen "Aufstockung" des Altbestandes ist ein Neubau geworden und bei den Baukosten werde mittlerweile von über 20 Millionen Euro gesprochen. Demzufolge wäre die Juryentscheidung obsolet.
Diesen Konfliktpunkt müssen die Bürgermeister-Kandidaten lösen. Die Wähler aber gehen neben der Wahl quasi auch zu einer Volksabstimmung über ihre Zukunft in Sachen Bildung.



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