Mehr als das, was die Norm verlangt
Die gesetzliche Pflicht zu erfüllen reicht der Gemeinde Goldegg nicht aus. Seit vergangener Woche können daher alle Menschen mit besonderen Bedürfnissen barrierefrei auf der Gemeinde-Website surfen. Modernste Lesehilfen, neueste Vorleseunterstützung und Gebärdensprache ermöglichen dies.
Viele Monate intensiver Arbeit haben vergangenen Mittwoch um Mitternacht ihre Geburtsstunde gefeiert. Am 16. März um 0.00 Uhr ging der barrierefreie Webauftritt der Gemeinde Goldegg online und eröffnet damit Menschen mit besonderen Bedürfnissen einen optimalen und komfortablen Einblick in die drei Säulen der Ortschaft – Gemeinde, Tourismus und Schloss bzw. Kulturverein. „Nach der barrierefreien Nutzbarmachung des Haus Einklang, des Amtsgebäudes und des Schlosses, ist Barrierefreiheit zu meiner persönlichen Einstellung und Philosophie Goldeggs geworden“, äußert Ortschef Hans Mayr bei der Präsentation des Projektes, „dabei soll das Prädikat ‚barrierefreies Goldegg‘ keine werbeträchtige Headline sein, sondern ein Ausdruck der Qualität meiner Gemeinde.“
www.goldegg.at
Die gesetzliche Pflicht, ihren Webauftritt barrierefrei zu gestalten, war der Gemeinde nicht genug. Es wurde die Möglichkeit gesucht, einen Mehrwert für alle zu schaffen. „Dabei war es anfangs schwer nachzuvollziehen, was diese besonderen Menschen brauchen und wie man es ihnen anbieten kann“, weiß Mayr über die Schwierigkeiten der Planung des Projekts Bescheid. Mit Bernhard Jenny von Jennycolomb.com war bald ein kompetenter Partner gefunden: „Die Arbeit an diesem Projekt war lustvoll und ein sehr positives Erlebnis für mich“, so Jenny, der den Webauftritt vorstellt, „die Homepage, programmiert nach WAI AA Norm, ermöglicht Menschen mit Sehbeeinträchtigung oder motorischen Einschränkungen, die Inhalte ohne Probleme lesen bzw. betrachten zu können. Modernste Vorlesehilfen wurden ‚installiert‘, welche Textinhalte nicht nur auf Knopfdruck vorlesen, sondern die aktuelle Aussage markieren und das gerade ausgesprochene Wort per Highlight-Funktion hervorhebt. Dadurch ist ein sehr bequemes Vorlesenlassen samt entsprechender Orientierung im Text möglich. Weiters werden Präsentationsvideos mit Gebärdensprache angeboten.“
Skalierungsmöglichkeiten der Schrift lassen den Leser zwischen „normalem“, großem und sehr großem Text auswählen und die Kontrastansicht ermöglicht es, einen verstärkten Gegensatz zwischen Text und Hintergrund zu wählen und damit das Lesen nochmals zu vereinfachen.
Erster Betroffener ist überzeugt
Reinhard Grobbauer, Präsident des Gehörlosenverbandes Salzburg, überzeugte sich bereits bei der Erstpräsentation über die Funktionalität der Homepage und zeigt sich begeistert: (eine Gebärdensprachdolmetscherin übersetzte) „Ich finde den Webauftritt fantastisch, gratuliere und danke Bürgermeister Hans Mayr herzlich. Mit der, soweit ich informiert bin, ersten barrierefreien Gemeindehomepage im Land Salzburg ist ein wichtiger Schritt in Richtung Inklusion gesetzt worden.“ Die Notwendigkeit barrierefreier Webauftritte ist gegeben, weiß Macher Bernhard Jenny: „Menschen mit Beeinträchtigung nutzen das Internet gerne und viel, daher dürfen sie nicht ausgeschlossen oder negiert werden.“ Bleibt zu hoffen, dass viele Pongauer Gemeinden nachziehen werden.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.