"Jedes Handwerk ist ein Kunstwerk"
In der "Kulturschlosserei" (Stefan Ritzer GmbH) werden aktuell acht Lehrlinge auf das Leben vorbereitet.
MAUTERNDORF, TAMSWEG. „Jeder hat seine Stärken; und genau diese Stärken soll jeder ausleben", ist Stefan Ritzer aus Tamsweg überzeugt. Er führt in Mauterndorf-Steindorf seine gleichnamige Schlosserei. 35 Mitarbeiter sind dort aktuell beschäftigt, davon acht Lehrlinge, die zu Metallfacharbeitern ausgebildet werden. Metallfacharbeiter werden landläufig auch gerne schlichtweg als "Schlosser" bezeichnet.
"Handwerk wird unterschätzt"
Stefan Ritzer ist stolz auf alle seine Mitarbeiter. "Wir im Lungau sind sowieso in der begnadeten Lage, über besonders fleißige, loyale und begabte Leute zu verfügen. Die Lungauer Fachkräfte haben – und das ist bekannt – auch außerhalb der Bezirksgrenzen einen exzellenten Ruf", betont Ritzer. "Dem Lehrberuf den Stellenwert wieder zu geben, der ihm zusteht, ist eine Aufgabe, der wir uns verstärkt widmen müssen. Daher wird meine Schlosserei auch bei der Berufsinformationsbörse in Tamsweg präsent sein", erklärt Ritzer seine Motivation.
"Handwerk ist facettenreich"
Ritzer weiß auch, warum gerade handwerkliche Berufe ein großes Maß an Befriedigung und Selbstverwirklichungspotential bieten. "Es ist ein Privileg, dass wir durch das Handwerk ständig gefordert sind, uns immer wieder unterschiedlichen Aufgaben, Problemlösungen und Aufträgen widmen müssen – vom hochkomplizierten Dampfkessel bis hin zum schlichten Stiegengeländer oder dem Bau der berühmten Jedermannbühne am Salzburger Domplatz: uns wird nie fad", beteuert der Lungauer Unternehmer.
"Handwerk gibt Feedback"
Ritzer ist sich sicher: "Wer im Handwerk beschäftigt ist, der erfährt auch ein hohes Maß an Persönlichkeitsentwicklung im Laufe der Zeit. Alles geschieht in Echtzeit; du bekommst eine Aufgabe gestellt, legst Hand an, siehst das fertige Werkstück vor dir und auch das Feedback des Kunden ist sofort da. So lernst du ständig dazu, was dich auch persönlich vorwärts bringt."
"Handwerk ist Kunstwerk"
"Handwerk ist Kunstwerk", sagt Stefan Ritzer, "daher ist auch der Übergang vom Handwerk zur Kultur nicht weit; der Übergang ist sogar naheliegend." Ritzer spielt dabei auf seine immer wiederkehrenden "Kultur in der Werkstatt"-Veranstaltungen an. Neben Musikevents sind vor allem die Theateraufführungen, bei denen heimische Kulturschaffende gemeinsam mit der Belegschaft (auf freiwilliger Basis) Bühnenprojekte verwirklichen, in bester Erinnerung. Im Vorjahr haben bei der Inszenierung von Nikolai Gogols Revisor rund drei Viertel der Ritzer-Mitarbeiter mitgewirkt; auch der Chef selbst stand auf der Bühne.
"Handwerk oder Kopfwerk"
In der Stefan Ritzer GmbH ergänzen sich intellektuelles Vermögen und handwerkliches Geschick; das ist in jedem Beruf so. "Der eine ist mehr dafür geboren, intellektuelle Aufgaben zu lösen; der andere meistert handwerkliche Problemstellungen besser; und wieder eine anderer kann beides", konstatiert Ritzer und wiederholt sein Eingangszitat: „Jeder hat seine Stärken; und genau diese Stärken soll jeder ausleben." Er ergänzt nun diesmal allerdings: "Leider Gottes haben das viele vergessen, vor allem Eltern – jene nämlich, die ihre Kinder mit unzähligen Nachhilfestunden durch eine schulische oder akademische Ausbildung boxen, wo doch ihre Schützlinge oftmals weit besser im handwerklichen Bereich aufgehoben wären."
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