Einbahn oder Tempo 30
Neue Pläne für alte Reinprechtsdorfer Straße
Die SPÖ Margareten fordert eine Neuplanung zur Umgestaltung der Reinprechtsdorfer Straße und will bestehende Pläne überarbeiten. Dabei geht es vor allem um die Beibehaltung der derzeitigen Einbahnregelung.
MARGARETEN. Schauplatz Amtshaus Margareten: Dienstagabend trat das Margaretner Bezirksparlament erstmals in diesem Jahr zusammen. Zugleich war es auch die erste Sitzung mit der neu gewählten Bezirksvertretung sowie der neuen Bezirkschefin Silvia Janković (SPÖ).
In sechseinhalb Stunden wurden acht Anfragen sowie 77 Anträge behandelt. Hoch her ging es dabei allemal. Der erste Antrag der zur Abstimmung kam, sorgte bei den Mandatarinnen und Mandataren für ordentlich Gesprächsstoff.
SPÖ "erschüttert" über Pläne
Die SPÖ will eine „klimafitte Reinprechtsdorfer (Geschäfts-) Straße“ und will die bereits bestehenden Pläne für eine Umgestaltung nochmals überarbeiten. Hauptargument: aufgrund des U-Bahn-Baus wird die Reinprechtsdorfer Straße seit vergangenem Jahr als Einbahn Richtung Matzleinsdorfer Platz geführt. Die SPÖ möchte nun mittels den zuständigen Magistratsabteilungen prüfen lassen, „inwieweit die derzeit gut funktionierende Einbahnlösung sowie weitere soziale Klimaanpassungsmaßnahmen in die Planung (…) einbezogen werden können“.
Neben der Miteinbeziehung der Einbahn fordert die SPÖ auch deutlich mehr Begrünung. Die würde in den bereits vorhandenen Umbauplänen weitgehend fehlen. SPÖ-Bezirksrat und Vorsitzender der Mobilitätskommission Klaus Mayer dazu: „Ich war erschüttert über die derzeitigen Pläne, es gleicht einer Beton- und Asphaltwüste“.
Einbahn oder Begegnungszone?
Hintergrund: Bereits 2014/15 gab es unter der damaligen Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery ein großangelegtes BürgerInnenbeteiligungsverfahren. 2016 wurden die Ergebnisse vorgelegt. Schon damals war klar, dass die Umgestaltung erst erfolgen kann, wenn der U-Bahn-Bau im Bezirk abgeschlossen ist. Lediglich der untere Teil der Reinprechtsdorfer Straße bis zur Arbeitergasse kann bereits vorher umgebaut werden.
Kurz vor der Wien-Wahl im vergangenen Herbst präsentierte Schaefer-Wiery – damals bereits aus der SPÖ ausgetreten und somit parteilos – zusammen mit Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) und dem heutigen Bezirksvize Thomas Kerekes (Grüne) Visualisierungen zur „Reinprechtsdorfer Straße Neu“. Wichtigstes Detail dabei: eine Begegnungszone zwischen Arbeitergasse und Leitgebgasse. Der Rest der Straße soll Tempo 30 werden – ohne Einbahn.
SPÖ will Einbahn und mehr Grün
Nun will die SPÖ diese Pläne im Detail begutachtet haben und zu dem Schluss gekommen sein, dass es zu wenig Begleitgrün wie etwa Hochbeete oder Sträucher gibt. Auch von einer Begegnungszone halten die Roten wenig und plädieren für die Beibehaltung der Einbahn.
„Wir haben die Chance und die Erfahrung der derzeitigen Einbahnlösung erkannt und wollen darauf aufbauen“, sagt Mayer dazu. Zu einer zeitlichen Verzögerung würde es nicht kommen, da der Umbau im heurigen Jahr so oder so nicht budgetiert ist, betont Mayer.
Reinprechtsdorfer Straße mit Gegenverkehr
Der Antrag wurde mehrheitlich durch die Stimmen von SPÖ, ÖVP, FPÖ und Links angenommen. Grüne und Neos stimmten dagegen. Beide Parteien sträuben sich gegen die dauerhafte Einbahnregelung. „Die zuständigen Dienstellen haben damals eine Einbahn nicht für praktikabel erachtet. Der Verkehr, der früher über die Reinprechtsdorfer Straße kam, wird nun auf die Ramperstorffergasse abgelenkt“, sagt Bezirksvize Thomas Kerekes (Grüne).
Die Idee der SPÖ, den Durchzugsverkehr auf der „Reinpi“ mittels Einbahn zu reduzieren, nennt Kerekes „löblich“. Allerdings würde sich der Verkehr dadurch lediglich in die Nebenstraßen verlagern. Mit dem Planungsprozess komplett neu anzufangen, davon hält Kerekes nichts. „Es steht der neuen Bezirksvorsteherin Silvia Janković zu, Details zu ändern. Das ist völlig in Ordnung. Aber komplett von vorne anzufangen, das ist nicht in Ordnung.“
Einbahn negativ für Handel
Neos sehen das Verkehrsproblem ähnlich. „Auf unserer Unternehmertour haben wir von den Wirtschaftstreibenden nachteiliges zur Einbahnführung gehört“, sagt Neos-Klubvorsitzender Markus Österreicher. Diese werde eher als Nachteil für die Händler im Bezirk gesehen. Denn jene, die vom Matzleinsdorfer Platz kommend auf der Reinprechtsdorfer Straße einkaufen möchten, müssen erst eine Schleife über die Ramperstorffergasse fahren um auf die Reinpi zu kommen.
„Der Ausweichverkehr in der Ramperstorffergasse ist für den U-Bahn-Bau notwendig. Eine Dauerlösung kann es aber nicht sein“, so Österreicher weiter. Die Reinprechtsdorfer Straße zu verkehrsberuhigten „klingt nach einer guten Idee. Aber eine Nebenstraße damit zu einer Hauptverkehrsstraße zu machen, das geht nicht“, sagt Österreicher.
Neue Reinprechtsdorfer Straße für alle
Wie es nun weitergeht? Der mehrheitlich angenommene Antrag geht an die zuständigen Magistratsstellen der Stadt Wien. Diese werden alle genannten Punkte überprüfen. "Wir hoffen, dass wir über den Sommer bereits erste Pläne zur Umgestaltung bekommen", zeigt sich Klaus Mayer optimistisch.
"Die nun zuständige amtsführende Stadträtin Ulli Sima und ich haben viele Verbesserungsvorschläge zugunsten alle VerkehrsteilnehmerInnen und auch der UnternehmerInnen. Die Reinprechtsdorfer Straße soll eine klimafitte Wohlfühlstraße für alle werden", sagt Bezirksvorsteherin Silvia Janković in der Bezirksvertretungssitzung.
"Ich freue mich schon, wenn wir uns auf unserer neuen Reinpi treffen, auf einem beschatteten Bankerl verweilen und gemeinsam ein Eis essen. Die Umsetzung in der jetzigen Legislaturperiode wird ein weiterer Schritt für mehr Lebensqualität in Margareten sein", so die Bezirkschefin abschließend.
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