Gumpendorfer Straße
Ist das grüne Verkehrskonzept eine Farce?
Am Mittwoch, 22. Jänner, präsentierten die Grünen Mariahilf ein Verkehrskonzept für eine mögliche Umgestaltung der Gumpendorfer Straße. Dieses stößt bei allen anderen Parteien auf starken Widerstand.
MARIAHILF. Harte Kritik müssen die Grünen Mariahilf derzeit von allen anderen Parteien des Bezirks einstecken. Nicht verwunderlich, haben sie doch vergangenen Mittwoch ein fertiges Verkehrskonzept für die Gumpendorfer Straße – ohne Absprache mit den anderen Fraktionen – veröffentlicht.
Geplant wäre eine völlige Verkehrsberuhigung. Zum einen Begegnungszonen am Fritz-Grünbaum-Platz und Kurt-Pint-Platz, zum anderen eine neue Einbahnregelung um die zwei Kilometer lange Straße zu entlasten (die bz berichtete).
Scharfe Kritik wird laut
Gemeinsam mit Verkehrsplaner Harald Frey von der TU Wien präsentierte der stellvertretende Bezirksvorsteher Michi Reichelt (Grüne) das Vorhaben der Presse. Beinahe im gleichen Atemzug wurde von allen anderen Parteien harte Kritik geübt.
Allen voran die SPÖ Mariahilf. Denn sie hatten erst in der Bezirksvertretungssitzung am 12. Dezember eine Potentialanalyse als Ausgangspunkt für eine Umgestaltung der Gumpendorfer Straße gefordert. Diese wurde zur weiteren Bearbeitung aber in die Bezirksentwicklungskommission weitergeleitet – auch mit Zustimmung von den Grünen. Die Roten sind somit vor den Kopf gestoßen und fordern Erklärung. "Die technischen Gegebenheiten und Möglichkeiten müssen vor einem solchen Projekt von Fachleuten aufbereitet werden, damit klar ist, was möglich ist und was nicht", so SPÖ-Bezirksrat Sandro Beer.
Neos Klubvorsitzende Elisabeth Kattinger zeigt sich im ersten Statement schockiert und verweist auf eine mittlerweile liebgewonnene Tradition im Bezirk – die Bürgerbeteiligung: "Die erfolgreichen Projekte der letzten Jahre zeigen, wie innovativ die Mariahilfer sind, wenn man ihnen Raum gibt. Umso sprachloser bin ich, dass diese Arbeitsweise nun wieder verworfen wird und die Politik versucht über die Köpfe der Menschen hinweg zu bestimmen."
ÖVP und FPÖ befürchten eine sehr einseitige Verkehrsplanung, die sehr gegen Autofahrer gerichtet ist. "Wir begrüßen die Neugestaltung und Attraktivierung der Gumpendorfer Straße. Die realitätsfernen Pläne der Grünen, eine zentrale Verkehrsader zu kappen und einmal mehr Verkehrsteilnehmer gegeneinander auszuspielen, lehnen wir aber entschieden ab", so Gerhard Hammerer von der ÖVP.
Sehr harte Worte kommen von Seiten der FPÖ. Bezirksobmann Leo Kohlbauer meint sogar das Verkehrskonzept der Grünen sei eine "regelrechte Hass-Orgie auf Autofahrer". Er zweifelt zusätzlich an der Unabhängigkeit des Verkehrsexperten Harald Frey und ist von dessen Wortwahl während der Pressekonferenz schockiert. Mit dem Wort "Virus" bezeichnete Frey die bisherige Verkehrsplanung und verglich Autos mit verdreckten Schuhen, die vor der Haustüre abgestellt werden sollten.
Mit Widerstand gerechnet
Michi Reichelt zeigt sich von seinen Kritikern eher unbeeindruckt. Im Gespräch mit der Bezirkszeitung stellt er ganz eindeutig klar: "Das positive Echo auf die Präsentation unserer Vorschläge ist unglaublich, wie freuen uns sehr darüber. Natürlich haben wir mit Kritik der anderen Fraktionen im Bezirk gerechnet, schon allein deshalb, weil wir die einzige Partei sind, die eine klare Vision zur Gumpendorfer Straße hat und diese auch deutlich kommuniziert."
Für Reichelt zähle aber allein die Reaktion der Mariahilfer Bevölkerung, die laut dem Bezirksvize überwältigend positiv war. "Das überrascht uns nicht, denn wir sprechen natürlich schon lange mit den Menschen im Bezirk über die Gumpendorfer Straße", erläutert Reichelt. Das Einbinden der Mariahilfer in politische Arbeit bestehe für ihne nämlich darin, auch außerhalb von Wahlkampfzeiten und abseits von Bürgerversammlungen ihre Wünsche, Ideen und Anregungen zu hören. "Wir wissen daher: Die Menschen wollen mehr Grün, mehr Freiraum, mehr Verkehrssicherheit und mehr Ruhe. Und das wollen wir auch."
Wie nun damit weiter gearbeitet wird und ob sich SPÖ und Grüne in einem gemeinsamen Antrag vereinen um das Projekt Gumpendorfer Straße 2.0 auf Schiene zu bringen, bleibt abzuwarten. "Wir sind für Gespräche bereit", so Michi Reichelt noch vor der Präsentation.
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