Haus des Meeres
Wie kann der Aquazoo überleben? (Video)
Nachdem das Haus des Meeres wieder öffnen durfte, sprach Direktor Mitic mit der bz sehr offen über Probleme aber auch über die positiven Seiten der Schließung.
MARIAHILF. Jeder Besuch im Haus des Meeres ist einzigartig. Erlebt man diesen jedoch in Begleitung des Direktors Michael Mitic persönlich, werden plötzlich auch die vermeintlich unspektakulären Tiere zum Highlight. Denn eines ist klar: Egal wie die derzeitige finanzielle Situation des Aquazoos aussieht, die Tiere brauchen sich keine Sorgen zu machen – Mitic würde sein letztes Hemd für sie geben, so sehr schätzt er jedes einzelne von ihnen. (Einen Liebling hat er aber trotzdem: Puppi – sie ist schon länger dort als er.)
Grund für die private Führung durch seinen doch extravaganten Arbeitsplatz war die Wiedereröffnung des Haus des Meeres nach dem Lockdown. 490.000 Euro benötigt der Zoo jedes Monat, um seine Fixkosten, darunter zum Beispiel Personal, Reinigung und Tierfutter, zu decken. Das wird und kann der Zoo in den nächsten Wochen, mit den vorgeschriebenen Maßnahmen, wie der Besucherbeschränkung von nur 150 Personen, nicht erwirtschaften. Hilfszahlungen der Regierung, ein siebenstelliger Betrag vom Jahr 2020, ist ebenfalls noch ausständig und die bürokratischen Wege, um auch 2021 an Zahlungen zu kommen sind sehr aufwendig. Wie überlebt das Haus des Meeres diese Krise?
Finanzielle Talfahrt
"Natürlich haben wir überlegt, weiterhin geschlossen zu haben. Wirtschaftlich wäre es sinnvoller für uns gewesen", erzählt Mitic und ergänzt: "Doch aus moralischer Sicht mussten wir öffnen." Denn: "Nicht nur die Bevölkerung giert danach wieder kommen zu können, sondern auch für unsere Mitarbeiter und Tiere war die Öffnung wichtig."
Und finanziell ist es wirklich nicht rosig im Haus des Meeres. Denn neben den hohen Fixkosten und den ausständigen Hilfszahlungen sind auch noch Kredite des neuen Zubaus, der im Sommer 2020 eröffnet wurde (die bz berichtete), offen. Beinahe 18 Millionen Euro hat dieser gekostet. "Wir bemühen uns natürlich die Raten zu begleichen, doch in erster Linie geht es darum den Tieren an nichts fehlen zu lassen", so Mitic.
Und das dem auch wirklich so ist, wird dem Besucher spätestens klar, wenn der erste Fuß in die sogenannte "Tropenabteilung" gesetzt wird. Das blühende Leben erwartet dort den Gast. Neben den zahlreichen Vögeln und den Fledermäusen, die um die Menschen herumsausen, sind besonders die kleinen schwarzen Äffchen, die Springtamarine, sehr zutraulich und sogar ein klein bisschen frech. Diese waren bereits vor der längeren Lockdown-Schließung den Menschen nicht abgeneigt, doch jetzt wird ganz deutlich sichtbar, wie sehr der menschliche Besuch den Affen doch gefehlt hat. "Diese Tiere werden nicht nur von uns Menschen bestaunt, die Affen bestaunen auch uns", so Mitic.
Während der Führung durch die Tropenabteilung teilt Direktor Mitic noch mit, dass neben dem bereits bestehenden Zubau noch ein zusätzliches Becken, eine Meeresschutz- und eine Mangrovenausstellung, sowie zwei zusätzliche Stiegen geplant wären. Die Umsetzung dessen liegt jedoch an den weiteren Maßnahmen rund um Corona und dem guten Willen der Bank. "Wir machen uns keine Sorgen, dass wir die Corona-Krise nicht überleben, doch das ständige Intervenieren, das Warten und das Bangen ob es sich im nächsten Monat wieder ausgeht, das zehrt an den Nerven."
Große Hilfe von Besuchern
Ein großes Dankeschön spricht Mitic den Besuchern oder auch Fans des Haus des Meeres aus: "Nicht nur die zahlreichen Spendenzahlungen helfen uns sehr, auch der Kauf von Online-Tickets in Lockdown-Zeiten war unterstützend. Doch gerührt haben uns vor allem die unzähligen E-Mails die uns zum Durchhalten aufgefordert haben und Mut zusprachen."
Doch wie bereits erwähnt, das Haus des Meeres braucht trotz Wiedereröffnung Hilfe. "Mit der Personenbeschränkung können wir froh sein, ein Drittel der Fixkosten einzunehmen," so Mitic. Neben Spenden ist der Kauf eines Tickets und der Besuch des Aquazoos die beste Unterstützung. Und ganz ehrlich: Nie wieder wird man die Möglichkeit haben, das Haus des Meere so leer und entspannt zu erleben. Kein langen Warteschlangen, kein Gedränge an den Terrarien oder Aquarien.
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