Marz
Christian Scheiber ist Behindertensportler des Jahres
Gold im neuen Paralympischen Doppelbewerb bei den Montenegro-Open, Platz fünf bei den French Open und eine eingeschweißte Fan-Community im Burgenland - so gewann Christian Scheiber die Wahl zum Behindertensportler des Jahres.
WIEN/MARZ. Der Mattersburger aus Marz, der an beiden Armen gehandicapt ist, zeigte sich bei der Award-Übergabe im Rahmen der Österreichischen Tischtennis Verband-Generalsversammlung im Wiener Haus des Sports beeindruckt. Im Zuge der Verleihung sprach ÖTTV-Medienchef Miguel Daxner mit dem 38-Jährigen über seine Entwicklung, Erfolge und sein großes Ziel.
Im Gespräch
Herzlichen Glückwunsch, Sie wurden zum Behindertensportler des Jahres gewählt. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
"Es bedeutet mit sehr viel. Man sieht, dass diese harte Arbeit, die ich nun seit Jahren auf mich nehme, anerkannt wird. Da dieses Voting auch ein Fan-Voting ist, möchte ich mich auch bei meiner Community im Burgenland bedanken. Es ist natürlich eine Wahnsinnssache vor Krisztian Gardos, der immerhin Paralympics-Fünfter wurde, zu landen."
Der fünfte Platz in Paris, für den Sie letztlich nominiert wurden. War das der schönste Erfolg in Ihrer Karriere?
"Einer, der schönsten. Aber 2017 - in meinem ersten internationalen Jahr - gewann ich die Ungarn-Open in Eger. Das war mein bisher größter Erfolg."
Sie haben sehr spät begonnen, Tischtennis auf hohem Niveau zu spielen. Wie und wann kam es dazu?
"Ich spielte zuvor knapp 20 Jahre Tennis, kam dann 2010, also mit 26 Jahren zum Tischtennis. Ich wurde gefragt, ob ich bei einem Racketlon-Tunier aushelfen könnte, um das Team im Mannschaftsbewerb zu komplettieren. Dabei spielte ich ausschließlich gegen Nicht-Behinderte und gewann alle Tischtennis-Matches. Daraufhin meldete ich mich beim burgenländischen Behindertensport-Verband und ich startete meine Karriere gleich mit Bronze bei den Staatsmeisterschaften. Ich bin froh, dass ich mich damals habe überreden lassen Racketlon zu spielen."
Kommen wir zur Gegenwart. Sie haben in Ihrer Performance seit 2020 enorm zugelegt. Wie begründen Sie diese Leistungsexplosion?
"Ich habe die Paralympics 2021 verpasst, wusste, dass ich mich verbessern muss. Seither trainiere ich intensiv täglich zwei Einheiten in Stocherau - also knapp fünf Stunden - mit dem ÖTTV-B-Kader. Dieses Sparring mit den Nicht-Behinderten Adrian Dillon, Jonas Promberger und Para-Legende Stanislaw Fraczyk ist Goldes wert. Dazu kommen Einheiten mit den Para-Trainern Clemens Gal und seit kurzem mit Christian Wolf in Wien oder auch in meinem Trainingsraum zuhause in Marz. Das ist alles nur möglich, weil ich Heeresportler bin."
Dazu haben Sie Ihr Material gewechselt und die ersten Früchte konnten Sie beim Sieg im neuen paralympischen Doppel mit Krisztian Gardos ernten. Kam der Erfolg in Monenegro überraschend?
"Sensationell war, dass wird das Turnier ohne Satzverlust gewinnen konnten. Zumal wir erst zum zweiten Mal zusammen gespielt haben. Nach der Vorrunde haben wir schon mit einer Medaille spekuliert und dann behielten wird in Semi- und Finale die Nerven. Es wäre natürlich ein Traum, wenn wir uns für Paris 2024 im Doppel qualifizieren könnten. 2023 wird für die Qualifikation ausschlaggebend sein. Ich werde alles dafür geben."
Seit Ihrer Geburt sind Sie an beiden Armen gehandicapt. Wie können Sie das Schlägerholz greifen?
"Ich habe an der linken Hand drei Finger. So begann ich zu spielen, aber bei meinen ersten Trainings mit meinem Vater rutschte mit der Schläger immer wieder aus der Hand, weil mir in den zwei Fingern schlicht und einfach die Kraft ausgegangen war. Dann hab ich bemerkt, dass ich das Holz mit meinem Tennis Schweißband fixieren kann. Später wurde mir in einem Wiener Neustädter Ortophädie-Haus eine Bandage - eigentlich eine Schale - individuell angepasst. Ich muss aber alles mit Links spielen, werfe den Ball vom Schläger aus auf. Mit Rechts kann ich dagegen im Sport nichts machen, jedoch einige Dinge des Alltags meistern."
Seit 2012 ist der 38-Jährige Mitglied im Burgenländischen Behindertensportverein. 2017 trat er dem ÖTTV Para-Nationalteam bei, Mitglied beim Tischtennisclub Mattersburg ist er seit 2018 und seit 1. Oktober 2018 auch beim Heeressportverein.
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