Alles ist verbunden
Die Verfilmung von David Mitchells Roman "Cloud Atlas" geht neue Wege, um Geschichten auf die Leinwand des Unterhaltungskinos zu projizieren. Dabei weiß das Epos rund um Halle Berry und Tom Hanks aber nicht immer, was es will.
Sie hatten sich einiges vorgenommen, die Regisseure Lana und Andy Wachowski (Matrix) sowie Tom Tykwer (Lola rennt). Immerhin galt der Roman "Cloud Atlas" (Deutsch: "Der Wolkenatlas"), ein Wälzer mit über 600 Seiten und in verschiedenen, sich abwechselnden Erzählformen, lange Zeit als unverfilmbar. Ihre Mühe und Visionen sind in dem Streifen deutlich erkennbar, doch auch ohne das Buch gelesen zu haben, denke ich, dass die Story als Lesestoff wesentlich besser funktioniert.
Eine einfache Angelegenheit war das leinwandgerechte Adaptieren dieses Bestsellers gewiss nicht. Schließlich erzählt "Cloud Atlas" sechs Geschichten, die alle in verschiedenen Epochen spielen und doch zusammenhängen. Die Hauptdarsteller der Erzählungen kehren als andere Menschen in jeder Erzählung wieder, was an die Vorstellung der Reinkarnation erinnert.
Die sechs Handlungsstränge werden quer durcheinander gewürfelt und wechseln einander ohne erkennbare Regelmäßigkeit ab, wodurch man mindestens eine halbe Stunde braucht, um wirklich in dem Streifen angekommen zu sein. Die verschiedenen Looks der Hauptdarsteller sind großteils toll arrangiert (unbedingt den Nachspann ansehen!), leider ist aber auch der eine oder andere Ausrutscher passiert. Vor allem bei das Geschlecht wechselnden Reinkarnationen der Darsteller hat man hin und wieder das Gefühl, in einer unfreiwilligen Komödie zu sitzen. Etwas Schuld daran trägt wohl die deutsche Synchronisierung. Stichwort Komödie: Etwas schade auch, dass sich der Streifen seinen gesamten Humor für einen einzigen Handlungsstrang aufspart.
Allerdings hat der Film auch einiges richtig gemacht. So wurde vor allem die Orwellsche Zukunftsstory um den Klon Sonmi~451 visuell und erzählerisch ansprechend umgesetzt. Auch die anderen Handlungsstränge haben ihre Stärken, wenngleich sie nicht alle qualitativ gleichzusetzen sind.
Die Verbindungen zwischen den Geschichten sind eher subtil inszeniert. Darum wird "Cloud Atlas" vor allem jenen gefallen, die nach dem Ansehen eines Films gerne noch tagelang darüber grübeln. Für alle Freunde des Action-Kinos sei gesagt: Auch ihr werdet bedient, könntet euch über die drei Stunden Laufzeit aber doch ein paar Mal langweilen. Der Film scheint nicht immer zu wissen, was er uns jetzt mitteilen will, und verlangt einem doch etwas an Geduld ab. Am Ende wird man aber einigermaßen dafür entschädigt.
Denn eines muss man dem Streifen zu Gute halten: Das Gefühl, das nach dem Ansehen bleibt, ist ein durchwegs Positives. Der Clou am Ende ist gelungen und wenngleich man etwas grübeln muss, um die Auswirkungen der Geschichten auf die jeweils Folgende zu begreifen, so zeigen sie doch, dass "ein Ozean doch nichts weiter ist als eine Ansammlung von Tropfen."
Nein, "Cloud Atlas" ist nicht das Meisterwerk, für das es sich gerne halten würde. Der Film ist letztendlich auch nicht alles, was er sein hätte können. Aber er ist intelligent, unterhaltsam und visuell gelungen. Daher gibt es 7 von 10 Regionauten-Punkte für ihn.
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