Kein Platz für die Kleinsten im Bezirk

BEZIRK MELK. Niederösterreich gilt als Vorreiter der Kinderbetreuung. Der Gratiskindergarten, bei uns längst Alltag, wird in anderen Bundesländern zaghaft eingeführt. Doch es gibt noch Lücken. Die Arbeiterkammer hat sie im Kinderbetreuungsatlas erhoben und der Bezirk schnitt schlecht ab. Wir haben uns umgehört, was gut funktioniert und wo Aufholbedarf besteht.

Kaum Krippen im Bezirk
Größter Kritikpunkt: Im Bezirk gibt es derzeit nur eine Kinderkrippe und drei gemischte Einrichtungen, wo auch einjährige Kinder betreut werden. „Immer mehr Familien können aus finanziellen Gründen die Karenz nicht ausschöpfen. Die würden unbedingt Betreuung der Kinder bis zweieinhalb Jahre brauchen", sagt der dreifache Familienvater und Melker SPÖ-Gemeinderat Jürgen Eder. Tatsächlich gibt es in der Bezirkshauptstadt momentan aber kein Angebot für die ganz Kleinen.

Pöchlarn disponiert um
Besser, aber unsicher, ist die Situation in Pöchlarn: Derzeit bietet die Volkshilfe mit "Service Mensch" Betreuung ab einem Lebensjahr an, aber nur noch bis Jahresende, da der Vertrag seitens der Gemeinde nicht verlängert wurde. Der zuständige Stadtrat Gerald Albrecht sagt: "Wir gründen ab Mai oder Juni eine Krabbelgruppe im Niederleitnerhaus." Eine Überbrückung wird aktuell verhandelt. "Wir reden mit der Volkshilfe, es gibt aber auch andere Anbieter", will sich Albrecht nicht festlegen, wie es weitergeht. Er garantiert aber: "Es wird im neuen Jahr eine Kleinkindbetreuung geben."

KIGAs sind nicht sehr "VIF"
Auch qualitativ hapert es bei den Bezirks-KIGAs. Keine Einrichtung entspricht den VIF-Kriterien, die Mindestanforderungen für Personalqualifikation, Öffnungszeiten und Mittagessen definieren. "Nachmittagsbetreuung ist beitragspflichtig, mindestens drei Kinder sind nötig. Da fehlt ein einheitliches Verfahren zur Bedarfserhebung", so Christoph Kunz.

Zur Sache
Der Bezirk Melk weist aktuell 56 Kindergärten mit 2.523 Kindern in 146 Gruppen auf. Nur 15,5 Prozent der Kinder essen auch im Kindergarten zu Mittag. Ein leichtes Plus von zehn Personen gibt es beim Personal: 380 Personen.

Stimmen
"Eine Forcierung von Betriebskindergärten wäre wichtig, dafür bräuchte es Landesförderungen." - Peter Reiter, AKNÖ Melk

"Wir wollen im Niederleitnerhaus ein echtes Haus der Generationen schaffen, unser Vorbild ist Grimmenstein." - Pöchlarns Stadtrat Gerald Albrecht