Neue Doku über das Massaker an 228 Juden in Hofamt Priel
Selbst 72 Jahre nach dem Mord an 228 jüdischen Zwangsarbeitern in Hofamt Priel kennt niemand die Täter.
HOFAMT PRIEL/PERSENBEUG (CR). In der Nacht von 2. auf 3. Mai 1945 wurden jüdische Zwangsarbeiter, die aus Wien evakuiert und zwischenzeitlich bei der stillgelegten Kraftwerksbaustelle Persenbeug in Baracken einquartiert waren, von acht bis zehn Personen nach Hofamt Priel zum 'Arbeitseinsatz' eskortiert.
Viele Gerüchte, wenig Fakten
In Wahrheit wurden 228 jüdische Frauen, Kinder und Alte auf drei Gräben verteilt und kaltblütig erschossen. Der Versuch, die Leichen zu verbrennen, scheiterte an massiven Regenfällen, am nächsten Morgen entdeckten Ortsbewohnern die Toten.
Seit 2015 arbeiten die Persenbeuger Brüder Hans und Tobias Hochstöger an einer Doku zu diesem kaum präsenten Kapitel der Ortsgeschichte. "Ich habe als Kind von den Judenerschießungen gehört, es kursierten viele Gerüchte. Daher die Idee, dem auf den Grund zu gehen", erinnert sich Tobias Hochstöger. Mit Bruder Hans - seines Zeichens freischaffender Filmemacher und Fotograf - machte sich Tobias auf die Suche nach Augenzeugen: "Wir haben ca. 20 Einheimische zum Massaker befragt, außerdem waren wir in Debrecen (woher das Gros der Opfer stammte, Anm.d.Red.) und in Israel." In Tel Aviv trafen die Hochstögers Yakov Schwartz, einen der ganz wenigen Überlebenden des Massakers. Schwartz, damals erst elf Jahre alt, blieb unentdeckt in den Persenbeuger Baracken zurück, seine Mutter Ilona befand sich hingegen ebenso unter den Prieler Opfern wie seine Schwestern Eva und Judith.
Schülern Geschichte vermitteln
Trotz umfangreicher polizeilicher Ermittlungen ist bis heute unklar, wer die Täter waren: "Das ist einer der größte unaufgeklärten Mordfälle. Es wird vermutet, dass es SS-Angehörige waren", erzählt Tobias Hochstöger.
1964 wurden die Leichen in den jüdischen Friedhof St. Pölten überstellt, am Ort der Morde steht seit 1993 ein Gedenkstein. In ihrem Film fragen die Hochstögers, wie vor Ort mit der Geschichte umgegangen wurde: "Wir wollen einen Anstoß zur Aufarbeitung geben, eine Gedenkkultur etablieren und in der Schule verankern", erläutert Tobias Hochstögers.
Gedenkfeier am 3. Mai
Um 17.30 Uhr wird in Persenbeug (Treffpunkt Rathausplatz) eine Gedenkfeier samt Marsch zum Gedenkstein Priel stattfinden. "Da Chor" und Schüler der NMS Persenbeug liefern Beiträge, Johannes Kammerstätter und Leonard Brown, Nachkomme eines Prieler Opfers, werden sprechen
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