Schüler versenkten Traktor in der Donau
Vier Jugendliche mussten dem Richter in St. Pölten Rede und Antwort stehen.
BEZIRK. Einen besonderen Reiz übte ein Traktor auf vier Jugendliche aus. Mehrfach fuhren sie Mitte August dieses Jahres mit einem Auto zum Einstellplatz in Krummnußbaum, von wo aus die beiden Burschen (15 und 18 Jahre alt) mit dem Traktor ihre Runden drehten, bis das Fahrzeug beim Donauspitz im Fluss landete.
„Absichtlich versenkt?“, war eine der großen Fragen des St. Pöltner Richters Markus Grünberger im Prozess gegen die beiden Burschen, nachdem im Polizeiprotokoll vermerkt war, dass der 15-Jährige kurz zuvor davon gesprochen habe, den Traktor zu versenken.
War Traktor unlenkbar?
„Stimmt nicht“, behauptete zumindest der Jüngere, während der mitangeklagte Lehrling nur aus der Distanz beobachtet haben will, dass sich das Gefährt plötzlich nicht mehr lenken habe lassen. Er habe auch gesehen, dass der Schüler vom Traktor gesprungen und das Fahrzeug einen Hang hinunter in die Donau gestürzt sei.
Ein 14-jähriges Mädchen, das gemeinsam mit seiner Schwester bei den nächtlichen Ausflügen im Auto des 18-Jährigen saß, war als Zeugin relativ zurückhaltend, wunderte sich der Richter doch darüber, dass die Minderjährige auch noch gegen drei Uhr morgens nicht zuhause war.
Laut Staatsanwältin Julia Berger hielt sich das Quartett bereits zwei Tage zuvor in der Gegend auf. Den Aussagen der Beschuldigten zufolge habe der 15-Jährige die Idee und auch bereits den Fahrzeugschlüssel, der unter dem Sitz deponiert gewesen sei, gehabt. Er sei es auch gewesen, der den Traktor als Erster in Betrieb genommen habe. Als er beim zweiten Anlauf das Fahrzeug nicht mehr unter Kontrolle gehabt habe, sei der Schüler abgesprungen. „Da ist der Traktor dann hinter mir nachgefahren“, schilderte der Lehrling die Situation. Die Jugendlichen „entkamen“ dem „Monster“, wie der Schüler das Fahrzeug nannte und erst in der folgenden Nacht entdeckten sie den Traktor, der in einem Holzhaufen steckte.
Der nächste Ausflug, eigentlich wollte man mit dem Monster nach Persenbeug, führte zunächst in einige Maisfelder, die dabei kräftigen Schaden erlitten, wobei der Lehrling den Traktor eher dazu lenkte, um ihn aus dem Holzstoß und später aus dem Maisfeld wieder herauszubringen. Seinen unbefugten Gebrauch eines Fahrzeuges ahndete der Richter mit einer Diversion in Form von 80 Stunden sozialer Leistungen.
Verhandlung vertagt
Die Verhandlung gegen den 15-Jährigen, der so nebenbei auch ein Containerschloss aufgebrochen haben soll, wurde vertagt. Verteidiger Martin Kaufmann beantragte ein Gutachten. „Ich habe erhebliche Zweifel, ob mein Mandant aufgrund seiner geistigen Fähigkeiten schuldfähig ist“, meinte der Anwalt und legte einen Bericht vor, wonach der Schüler in seiner geistigen Entwicklung nicht einem 15-Jährigen entspreche. Aufgrund seiner sozialen Schwierigkeiten, vor allem in der Schule sei er für eine Jugendintensivbetreuung angemeldet.
Grünberger entsprach dem Antrag, wobei sich beim nächsten Prozesstermin auch klären soll, ob und von wem der Geschädigte die Kosten für den Traktor in Höhe von rund 12.500 Euro bekommt und wer darüber hinaus die aufwändige Bergung des Fahrzeuges finanzieren muss.
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