Das Ende des Rauchfangs
Wohlfühlfaktor versus Platzverschwendung. Niederösterreich schafft den Notrauchfang ab.
BEZIRK. Für die einen ist es ein Stück Freiheit, im Ernstfall die eigenen vier Wände auch selbst beheizen zu können. Für die anderen ist es eine Platzverschwendung, deren Sinnhaftigkeit längst überholt ist.
Eine Änderung der Niederösterreichischen Bauordnung sieht vor, dass der Notkamin bei Mehrparteienhäusern nicht mehr wie bisher Pflicht ist, etwa wenn der Bau durch Fernwärme oder ein zentrales Heizwerk versorgt wird. Die Bedingung: Binnen 48 Stunden muss bei Heizungsausfall ein Ersatzsystem verfügbar sein. Besondere Brisanz erhält der Entwurf durch die Ukraine-Krise. Sollte Putin den Gashahn abdrehen, fehlt die Möglichkeit, in Wohnungen mittels Notkamin zu heizen.
Vor allem Rauchfangkehrer, Ofensetzer und Holzhändler laufen gegen diesen Entwurf Sturm. Viel Zeit bleibt nicht mehr, denn das Gesetz soll am 25. September im Landtag beschlossen werden. Der Bezirksinnungsmeister der Rauchfangkehrer Adalbert Svec setzt in diesem Fall auf Information: "Man will die Leute in eine Abhängigkeit zwingen." Der Rauchfangkehrer in zehnter Generation spricht nicht vom Notkamin, sondern vom "Wohlfühlfeuer". Man kann Übergangszeiten und Spitzenbedarf abdecken.
Höchst an der Zeit
"Es war höchst an der Zeit, dass dieses Gesetz novelliert wird", kontert Bauträger Reinhard Pacejka von AC-Wohnen. Das Gasargument lässt er nicht gelten, schließlich wird bei Neubauten eher auf andere geförderte Heizformen zurückgegriffen. "Kurzfristig könnten gar nicht genügend Öfen und Brennholz organisiert werden", ist sich Pacejka sicher, der auf Lösungen in größerem Rahmen setzt. Für den Bauträger stellt der Notkamin unnötige Kosten in der Errichtung und verschwendete Quadratmeter dar, denn Stauflächen für Brennstoffe seien ohnehin nicht vorgesehen.
Adalbert Svec bezweifelt, dass der Wohnbau günstiger wird, wenn der Kamin wegfällt. Er bringt die ganze Diskussion aber auf den Punkt: "Es geht ums Geld. Ich bin gespannt, was als Nächstes eingespart wird." K. Seidl
Hintergrund für die Novelle ist übrigens die Ersparnis für die Wohnbauträger, wenn der Kamin wegfällt.
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