Die Spritzen bleiben wohl leer
Preisdruck führt zu Lieferengpässen – auch im Bezirk sitzt man bei Impfstoffen auf dem Trockenen.
BEZIRK (mk/ss). In Niederösterreich herrscht Medikamenten-Mangel. So ist etwa der Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Polio frühestens im Herbst wieder verfügbar. Auch bei anderen Arzneien müssen unsere Apotheker ihre Kunden immer öfter auf unbestimmte Zeit vertrösten. Experten vermuten: Die Pharma-Industrie beliefert Österreich schlecht, weil die Sozialversicherung weniger zahlt als in anderen Ländern. Die Bezirksblätter haben sich im Bezirk Mistelbach bei Ärzten und Apothekern umgehört, welche Medikamente es betrifft und ob eine Lösung in Sicht ist. Christian Dundalek, selbstständiger Apotheker aus Mistelbach, erklärt: "Die Knappheit entsteht dadurch, dass in Österreich die Sozialversicherungsträger den Preis nach unten drücken. Die Firmen liefern dann lieber in andere, größere Länder, wo sie mehr Umsatz machen können. Für die ist der österreichische Markt einfach zu klein."
Vermehrte Empfehlungen
Aber auch vermehrt ausgegebene Impfempfehlungen können ihren Teil zu den Lieferschwierigkeiten beitragen, ist Dr. Michael Cajka, praktischer Arzt aus Drasenhofen, der Meinung. Diese Empfehlungen können auch durch sogenannte "Impflücken" erfolgen. Die letzten Warnungen der WHO vor neuen Polio-Zirkulationen in Israel und frischen Polio-Ausbrüchen in Syrien haben aus Angst vor Einschleppung in Europa neue Impfempfehlungen auf den Plan gerufen. Da das die gesamte EU betrifft, kann es sein, dass gewisse Impfstoffe bis Ende des Jahres nicht lieferbar sind. Ausweichen könne man lediglich auf Alternativ-Impfstoffe aus anderen Ländern. "Die Frage ist allerdings, wie viel diese selber brauchen und weitergeben können. Für unserer Apotheke in Poysdorf haben wir zum Beispiel noch einen Impfstoff aus Deutschland bekommen", so Dundalek. Ist der Impfstoff einmal aus, bekommt man ihn in ganz Österreich nicht. "Wenn ihn die Apotheken nicht haben, haben ihn auch die Ärzte mit Hausapotheke nicht." Für die Wolkersdorfer Apotheke scheint es, zumindest was Medikamente betrifft, kein so großes Problem zu geben: "Falls ein Medikament nicht lieferbar ist, weichen wir auf andere, vorzugsweise Generica aus."
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