Jüdische Gemeinde in Mistelbach
Hautnah an der Kultusgemeinde Mistelbach
Was nie in Vergessenheit geraten soll, archiviert und hütet Christa Jakob wie einen Schatz. Über Jahre zusammengetragene Informationen sind in der Jüdischen Gedächtnisstätte in Mistelbach zu sehen.
MISTELBACH. Kaum wahrzunehmen ist der Eingang zum alten jüdischen Friedhof, auch ist er nur im Rahmen einer Führung zu betreten. Dieser Ort wirkt verlassen, doch das ist er nicht. Christa Jakob, Hüterin jüdischer Kultur in Mistelbach, bringt mit jeder ihrer Geschichten, Leben in diese atmosphärische Umgebung.
In einer Dauerausstellung präsentiert sie das Leben und Wirken der Israelitischen Kultusgemeinde in Mistelbach. Christa Jakob erzählt Geschichten von Familien und Menschen, welche die wirtschaftliche Entwicklung Mistelbachs maßgeblich beeinflusst haben - bis der Holocaust sie stoppte.
Eine faktenbasierende Installation, interessant und plakativ verarbeitet, informiert den Besucher bis ins kleinste Detail und lässt nicht eine Frage über die jüdische Gemeinde offen.
"Alles was über die ehemalige jüdische Gemeinde in Mistelbach gefunden wird, landet bei mir", erzählt Christa Jakob, "ich archiviere jedes Foto und schreibe jede Geschichte, die man mir darüber erzählt, auf. Man weiß mittlerweile über die Grenzen von Mistelbach hinaus, dass die auch noch so kleinste Information für mich wichtig sein kann", freut sich Christa Jakob über die große Bereitschaft, die Gedenkstätte weiter wachsen zu lassen.
Unterstützt wird Frau Jakob von ihrer Tochter Brigitte Kenscha-Mautner und Heinz Eybel. Ein Team, das sich aus vollem Herzen dem Thema "Jüdische Vergangenheit in Mistelbach" annimmt und dieses grafisch, technisch sowie kreativ aufbereitet und umsetzt.
Nie wieder!
Bereits in der Volksschule zeigte Christa Jakob reges Interesse an historischen Begebenheiten. Diese Vorliebe, hat die ehemalige Bankangestellte und alleinerziehende Mutter von fünf Kindern bis heute in ihren Bann gezogen. "Tagsüber habe ich gearbeitet, nachts genäht, gestrickt und bereits den Plan für den nächsten Tag im Kopf gehabt", erzählt Mistelbachs Zeitreiseführerin und Kuratorin der Jüdischen Gedenkstätte.
Mit Pensionsantritt intensivierte sie ihre Vergangenheitsrecherchen, die sie bereits mehrfach publizierte.
"Man sprach, wie überall sonst, auch hier nicht viel über das Schicksal der ehemaligen jüdischen Gemeinde, was meine Neugierde umso mehr steigerte", erzählt Jakob.
"Dank dem Internet entwickelte sich bald ein weltweiter, sehr kommunikativer Freundeskreis aus überlebenden Mistelbacher Juden und ihren Nachkommen. Ein reger Austausch über das Leben damals und heute, Heimweh und auch darüber, dass es nicht immer einfach war, hier zu wohnen fand statt. Ich darf mich auch glücklich schätzen, viele Geschichten und Informationen aus erster Hand erhalten zu haben, da ich auch noch die Möglichkeit hatte, mit Zeitzeugen sprechen zu können. Menschen die aus Mistelbach vertrieben wurden und in Konzentrationslagern das Grauen der Internierung überlebten", erzählt Christa Jakob.
"Die Jüdische Gemeinschaft war ein Teil unserer Stadt. Es waren Freunde, Nachbarn, Mitschüler, Geschäftspartner, Vereinskollegen und Helfer. Ich wünsche uns allen, dass wir aus der Geschichte lernen".
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