Mistelbach/Prinzendorf
Hermann Nitsch stirbt im Alter von 83 Jahren

In seinem Atelier im Schloss Prinzendorf: Hermann Nitsch. | Foto: Potmesil
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  • In seinem Atelier im Schloss Prinzendorf: Hermann Nitsch.
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MISTELBACH/PRINZENDORF. Er war zuletzt bereits schwer gezeichnet. Nun verstarb Hermann Nitsch im Alter von 83 Jahren. Der Aktionskünstler polarisierte wie kaum ein anderer. Mistelbach würdigte den Weinviertler mit einem eigenen Museum. Zuletzt erreichten seine Bilder für die Bayreuther Wallküren Aufmerksamkeit. 

Symphonie des Weltganzen

Hermann Nitsch wurde 1938 in Wien geboren und ist Mitbegründer des Wiener Aktionismus. Sein Opus Magnum, das Orgien Mysterien Theater, ist eine neue Form des Gesamtkunstwerkes. Die Idee dazu entstand im Jahr 1957 und wurde zum Topos seines Lebens. Mit seinem Konzept und den für viele als radikal empfundenen Aktionen revolutionierte Hermann Nitsch den Theaterbegriff des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum des Gesamtkunstwerkes und dessen philosophisch-theoretischer Grundlage steht das Seinsbewusstsein. Es geht um die Gegenwärtigkeit, das unmittelbare und sinnliche Erleben von realen Geschehnissen im Zuge der Aktionen. Alle von ihm eingesetzten Kunstdisziplinen münden in eine künstlerische Gesamtkomposition, in eine von Hermann Nitsch lebenslang komponierten Symphonie des Weltganzen.

Foto: nitsch museum

Im Jahr 2007 wurde das nitsch museum in Mistelbach gegründet, welches zu den größten monografischen Museen in Österreich zählt und das Kunst- und Kulturland Niederösterreich wesentlich prägt. Es war Schauplatz von unzähligen Begegnungen und vielen Jahresausstellungen, Ausstellungshaus opulenter Installationen und zugleich ein kontemplativer Ort des Seins. Es ist im Sinne des Künstlers, dass sein Werk in die nächsten Generationen getragen wird und das nitsch museum wird diese Aufgabe mit großem Engagement und entsprechender Verantwortung für Hermann Nitsch erfüllen. (Michael Karrer, Künstlerischer Leiter nitsch museum)

„der tod ist nur ein wechsel, ein augenblick, ist ein kurzer übersprung. das sich zurückziehende ich macht dem werden, dem selbst platz.“

Hermann Nitsch

Statements aus NÖ

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zum Ableben von Hermann Nitsch

NÖ (red.)

„Hermann Nitsch war ein Künstler von Weltrang und einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler überhaupt. Wir waren und sind unglaublich stolz, dass er eine so tiefe Verbindung zu Niederösterreich hatte und bei uns in Prinzendorf ein Zuhause gefunden hat. Denn Hermann Nitsch war nicht nur ein großartiger Botschafter unseres Landes in der ganzen Welt, sondern auch eine ganz große Persönlichkeit, die gerne in unserem Land gelebt und unserem Land viel gegeben hat“, sagt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zum Ableben von Hermann Nitsch.

Maler, Aktionskünstler, Schriftsteller, Bühnenbildner, Komponist – all das war Hermann Nitsch und noch viel mehr. "Seine Werke waren und sind in den berühmtesten Museen der Welt zu sehen“, so die Landeshauptfrau. Mit dem Nitsch-Museum in Mistelbach habe das Land Niederösterreich „diesem großartigen Universalkünstler ein bleibendes Denkmal gesetzt. NÖ hat damit weltweit im zeitgenössischen Kunstgeschehen für Aufmerksamkeit gesorgt“, betont sie:

„Dieses Museum soll ein Zeichen dafür sein, wie sehr wir in Niederösterreich Hermann Nitsch geschätzt und bewundert haben. Ich bin sicher, noch viele Generationen werden dieses Museum besuchen, um sich von seinen Werken inspirieren und begeistern zu lassen.“

Hermann Nitsch war Mitbegründer des Wiener Aktionismus in den frühen 1960er-Jahren, zu dieser Zeit hat er auch das Schloss Prinzendorf in Niederösterreich erworben, restauriert und damit für die Nachwelt gesichert. Schloss Prinzendorf wurde später auch zum Aufführungsort des Orgien-Mysterien-Theaters, so fand etwa 1998 die Aufführung des 6-Tage-Spiels statt. Ein Wiederaufleben ist für heurigen Juli geplant. Leider kann er es nicht mehr miterleben.

2004 erhielt Hermann Nitsch im Rahmen des NÖ Kulturpreises den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich in der Sparte Bildende Kunst, 2007 wurde das „Hermann Nitsch Museum“ in Mistelbach eröffnet. Zuletzt gestaltete Nitsch einen beeindruckenden Beitrag zu den Bayreuther Festspielen 2021, wo er eine szenische „Walküre“ gestaltete.

„Es war mir eine große Freude und Ehre, Hermann Nitsch in vielen Gesprächen und Zusammentreffen begegnet zu sein. Er war eine schillernde, zuweilen auch polarisierende und umstrittene, aber immer spannende Künstlerpersönlichkeit von weltweiter Bedeutung. Unsere Gedanken sind nun bei seiner Witwe Rita und seiner Familie“, so die Landeshauptfrau abschließend.

3. Landtagspräsidentin Mag. Karin Renner, Kultursprecherin der SPÖ NÖ, zum Ableben von Hermann Nitsch:

3. Landtagspräsidentin Karin Renner, Kultursprecherin der SPÖ NÖ, zum Ableben von Hermann Nitsch | Foto: SPÖ NÖ
  • 3. Landtagspräsidentin Karin Renner, Kultursprecherin der SPÖ NÖ, zum Ableben von Hermann Nitsch
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„Mit dem Tod von Hermann Nitsch verliert Niederösterreich einen großartigen Künstler und eine einzigartige Persönlichkeit, die weit über die Landesgrenzen hinweg bekannt und angesehen war. Hermann Nitsch war ein Botschafter Österreichs in der ganzen Welt, dessen Kunstwerke als Inspiration für viele Generationen gelten und auf Ewigkeit für Begeisterung sorgen werden!“

Auch Landtagspräsident Karl Wilfing drückte seine Trauer aus.

Landtagspräsident Karl Wilfing | Foto: SEPA Media

"Hermann Nitsch hat das Weinviertel geliebt: Der Lebensmittelpunkt von Nitsch, einem der international bedeutendsten österreichischen Künstler, war das Schloss Prinzendorf – die großartigen Weine (Nitsch-Doppler) sein Lebensgenuss. Mit tiefer Betroffenheit haben wir heute vom Ableben dieser spannenden, wenn auch Zeit seines Lebens polarisierenden Persönlichkeit, erfahren. Das nitsch museum in Mistelbach ist dem großen Aktionisten gewidmet und erst vor kurzem wurde Hermann Nitsch bei „Pace“ gelistet, einer der drei weltweit marktführenden Galerien. Damit ist er einer von nur wenigen österreichischen Künstlern, dem die Aufnahme dort gelang.
Wir sind dankbar für viele unvergessliche gemeinsame Erlebnisse sowie für das unermüdliche künstlerische Schaffen und Wirken in Niederösterreich – Ruhe in Frieden. Mein herzliches Beileid gilt Hermann Nitsch´s Ehefrau Rita und allen Hinterbliebenen."

Schloss Prinzendorf

Nitschs zweite Ehefrau Beate hatte Schloss Prinzendorf 1971 gekauft, hier lebte Nitsch bis zum Schluss, hier arbeitete er in seinem Atelier im Speicher, hier fanden die Sechs-Tage-Spiele statt. Heuer im Juli war wieder ein solches geplant, ob es auch nach seinem Ableben stattfinden wird, ist noch offen. Hermann Nitsch war Ehrenbürger der Gemeinde Hauskirchen, hier weht seit heute vor dem Gemeindeamt die schwarze Fahne. Der Bürgermeister von Hauskirchen (Prinzendorf), Helmut Arzt trauert: „Wir sind stolz, einen international anerkannten Künstler in unserer Gemeinde gehabt zu haben und haben durch sein Ableben einen großen Verlust erlitten.“ Der Nitsch hatte zwei historische Gebäude - das Schloss und die Mühle - in Prinzendorf sanieren lassen und damit zu deren Erhalt beigetragen.

Michael Martin aus Neusiedl/Zaya ist ebenfalls vom Ableben des Künstlers tief betroffen. Der Winzer war nicht nur Produzent des legendären, in Dopplern abgefüllten Nitsch-Weins, dessen erste und wichtigste Eigenschaft es war, frei von allen Zusatzstoffen zu sein, er war auch seit 20 Jahren mit dem großen österreichischen Künstler befreundet. „Er war mein großväterlicher Freund. Mein Opa mit Weitblick.“

Stimmen aus Mistelbach

Mistelbachs Bürgermeister Erich Stubenvoll würdigt den Ausnahmekünstler.

Hermann Nitsch im Gespräch mit Judith Weissenböck, Johanna Mikl-Leitner und Erich Stubenvoll
  • Hermann Nitsch im Gespräch mit Judith Weissenböck, Johanna Mikl-Leitner und Erich Stubenvoll
  • hochgeladen von Ilse Reitner

"Nitsch hat Österreichs Kunstszene nahhaltig geprägt und wird im nitsch museum Mistelbach ewig weiterleben. Er war eine polarisierend, tiefgründige, vielfältige und unglaublich starke Künstlerpersönlichkeit von weltweiter Bedeutung. Mein Mitgefühl gilt seiner Gattin Rita und seiner Familie."

Große Bestürzung herrscht natürlich auch im nitsch museum Mistelbach, wie der Museumsleiter Christoph Mayer ausdrückt.

Christoph Mayer | Foto: Matthias_Ledwinka

„Hermann Nitsch zählte zu den bedeutendsten Künstlern dieses Landes und weit darüber hinaus. Das nitsch museum wird sein Werk in mit großem Engagement und entsprechender Verantwortung auch für zukünftige Generationen präsentieren.“

Hermann Nitsch und seine Bayreuth Walküre

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