Augenzeugenbericht
Moria - Ein Lokalaugenschein

Foto: Bernd Nawrata
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Foto: Bernd Nawrata

MISTELBACH. Bernd Nawrata will nichts glauben, dass er nicht auch mit eigenen Augen gesehen hat. Der 55-Jährige Mistelbacher war wie bereits im vergangenen Jahr bei einer Rettungsaktion im Mittelmeer unterwegs. Sein diesjähriger Auftrag bestand aus einer siebentägigen Überstellung eines Schiffes von Sizilien nach Lesbos.

Anspannung spürbar

Schon im Hafen war die angespannte Situation auf der Insel deutlich spürbar. Erst wenige Tage zuvor ging das Flüchtlingslager in Moria in Flammen auf. In Flip-Flops, kurzen Hosen und einem neon-gelben UV-T-Shirt macht sich Bernd Nawrata auf, sich selbst ein Bild der aktuellen Situation zu machen. NGO's raten zur Vorsicht, die Lage ist unsicher. Nawrata macht sich privat auf den Weg und passiert mehrere Polizeisperren. "Die Strategie durchzukommen ist klar: kein Blickkontakt, maximal kurzes zunicken wenn überhaupt, selbstbewusst durchgehen einfach, ich gehöre dazu. Ich werde ignoriert", erzählt der passionierte Segler.

Foto: Bernd Nawrata

Am Weg trifft Bernd Nawrata auf zwei Männer, die Lebensmittel kaufen wollen. Sie möchten sich anschließen, da sie sich von der Begleitung des Österreichers ein leichteres Durchkommen erwarten. "Ich lehne ab, zu groß die Angst dann nicht mehr zurückgehen zu können", meint Nawrata.  

Und danach eine andere Welt

"Die Absperrung durch die Busse ist wie ein Vorhang, danach überschwemmt es mich, es nimmt einem kurz die Luft. Unermessliches Leid, nicht aus den Nachrichten, nicht aus den Bildern, persönlich erlebt ist es ein Irrsinn" ist der Mistelbacher immer noch erschüttert. Die völlig vermüllten Straßen erinnern an ein Schlachtfeld. Müllbehälter gibt es nicht.

Menschen brechen sich Zweige ab um damit ein Gerüst zu bauen, um es mit Stoffen zu einer Behausung werden zu lassen. Frauen waschen ihre Wäsche in einem Rinnsal seitlich der Straße . Sie schlagen die Wäsche immer wieder auf die Straße, drücken sie im dreckigen Wasser durch.

Essensausgabe

Bernd Nawrata berichtet  von einem Gespräch mit zwei afghanischen Brüdern, die nach vier Stunden in der Essensausgabe glücklich zu ihrem Platz zurückkehren. Sie sind seit über einem Jahr hier, sie fragen wie es weiter geht. 
Die Schlange zur Essensausgabe ist mehrere hundert Meter lang. Die Menschen sind diszipliniert, kaum jemand hat Masken, die Menschen stehen dicht gedrängt. Eine Ausbreitung von SARS-CoV-2 ist vorprogrammiert, es gibt keine funktionierende medizinische Versorgung. 

Foto: Bernd Nawrata

Je länger die Schlange zur Essensausgabe wird desto gedrängter stehen die Menschen. Am Dach des Lkws stehen drei Freiwillige, sie versuchen wild gestikulierend eine Eskalation zu verhindern, es gab drei Tage nichts zu essen.
Freiwillige verschiedenster Nationalitäten bilden beidseitig entlang der Schlange eine Menschenkette. Sie haben sich an den Händen gefasst und verhindern so, dass Menschen sich vorne in die Schlange reindrängen, eine notwendige Maßnahme um Unruhen zu verhindern. Auch sie stehen seit vielen Stunden in der prallen Sonne.


Tränengas

Besonders bedrückend entwickelt sich das Gespräch mit einem englischen Journalisten, der am morgen in einen Tränengasangriff geraten war. "Er berichtet, dass die griechischen Sicherheitskräfte die Tränengasgranaten in eine ruhige Menschenmenge gefeuert haben. Es waren auch Menschen betroffen die in den Zelten geschlafen haben. Für Kinder kann Tränengas lebensgefährlich sein sage ich. Er nickt mit dem Kopf und beginnt kurz zu weinen. Tränen rinnen ihm über das Gesicht während er sagt ich soll mir das Video auf Instagram ansehen", sagt Nawrata.

Foto: Bernd Nawrata

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