Günter Fuhrmann
Weinviertler Weltgeschichte aus Brasilien
Günter Fuhrmann nimmt die Weinviertler Spuren im brasilianischen Kaiserreich auf.
STEINEBRUNN/RIO. Warum wird eine Habsburgerin in Brasilien verehrt wie Queen Victoria? Wieso führen die Spuren bis nach Walterskirchen und was hat ein Steinebrunner an der Copa Cabana damit zu tun?
Maria Leopoldina
Die Geschichte des brasilianischen Kaiserhauses war zwar, verglichen mit europäischen Maßstäben, nicht besonders lange, nichts desto trotz umso spannender. Wie in vielen guten Familien führte ein Vater-Sohn-Konflikt letztlich zur Gründung des brasilianischen Kaiserreiches. Während der von Napoleon vertriebene König zurück nach Portugal ging, machte sich sein Sohn als Pedro I. von Brasilien aus dem Hause Braganza é Bourbon unabhängig. Als treue Gattin an seiner Seite: Erzherzogin Maria Leopoldina von Österreich, ihres Zeichens die Tochter Kaiser Franz I. Im zarten Alter von 19 Jahren wurde die hochgebildete Prinzessin ins größte Reich der Welt verheiratet. Sieben Kinder entsprangen der anfangs glücklichen Ehe, in der "Poldi", wie sie liebevoll in Wien genannt wurde, die wachsende Untreue ihres Gatten zu erdulden hatte. Abseits der persönlichen Krisen trug sie wesentlich zur Unabhängigkeit des Landes von Portugal bei, was ihr heute noch hohe Beliebtheit in Brasilien und den Beinamen "Mutter der Nation" bescherte. Mit 30 Jahren verstarb die Habsburgerin an einer Fehlgeburt. Erst da erkannte Pedro I. was er an seiner Gattin gehabt hatte. Ihr Sohn Pedro II. sollte mit der Abschaffung der Sklaverei Brasilien nachhaltig verändern.
Rios Kapuzinergruft
Nun wurde der Steinebrunner Historiker Günter Fuhrmann von der österreichischen Botschaft nach Rio eingeladen, um anlässlich der Feierlichkeiten zu 200 Jahre Unabhängigkeit zu sprechen.
Als Österreicher ist er dabei in Brasilien ganz frei von kolonialem Dunkel: "Österreich hatte keine Machtansprüche in Brasilien, sondern nur verwandtschaftliche Beziehungen."
"Bei der Gelegenheit werden wir auch vor Ort drehen und an einer Dokumentation arbeiten," verrät der ausgewiesene Adelskenner. Dabei fügt er immer wieder Anekdoten ein, die von Rio direkt ins Weinviertel führen. "Pedro V. von Portugal (ein Enkel Leopoldinas) besuchte immer wieder seine Coburger Großmutter Maria Antonia in Walterskirchen", verrät Günter Fuhrmann. So schließen sich viele Kreise, die europäische Adelsfamilien über die letzten Jahrhunderte über den Globus gespannt haben und die teils im Hintergrund immer noch bestehen.
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