Mistelbach
Hitzige Debatte um Biogasanlage
Die Idee an sich ist begrüßenswert, ist man sich im Mistelbacher Gemeinderat einig, nur über das Wie und das Wo bleiben Fragen offen.
MISTELBACH. Klima- und Gaskrise haben den Wunsch nach umweltschonenden Alternativen in der Energiegewinnung in die Breite der Bevölkerung getragen. Mit dem Wunsch der Errichtung einer Biogasanlage liegt die Firma Green Gas Gabmeier also völlig am Plus der Zeit. Leider hat sie aber einen wesentlichen Punkt übersehen: die Bürger – und später Kunden – vorab mit ins Boot zu holen.
Doch zurück zum Anfang. Die EVG Energieversorgung Green Gas Gabmeier GmbH stellte am 27. Juli beim Land Niederösterreich einen Antrag auf Feststellung der Umweltverträglichkeitsprüfungs-Pflicht für eine geplante Biogasanlage zwischen Mistelbach und Siebenhirten und übermittelte Projektunterlagen. Die Stadtgemeinde wurde eingeladen, binnen 14 Tagen eine Stellungnahme zu übermitteln. Aus diesem Grunde wurde die Gemeinderatssitzung am 3. August genutzt, eine solche zu beschließen, Bürgerinteressen zu formulieren und berechtigte Sorgen ernst zu nehmen. "Wir haben unsere Bedenken formuliert, auch dass die Stadt Biogas grundsätzlich aufgeschlossen ist, dieses Projekt aber dem derzeitigen Informationsstand geschuldet, ablehnt", fasst Bürgermeister Erich Stubenvoll zusammen.
Auf dem Grundstück zwischen Mistelbach und Siebenhirten soll nach dem Wunsch der Projektwerber eine Biogasanlage inklusive einer Gasaufbereitung und einer Biomethan-Tankstelle sowie einer CO2 – Aufbereitung und eines Blockheizkraftwerkes errichtet werden.
Entsprechend der Projektbeschreibung soll eine Substratmenge von 71.000 Tonnen pro Jahr eingesetzt werden. 34.500 Tonnen – und damit gerade noch unter der UVP Grenze von 35.000 Tonnen – sind als Abfälle deklariert.
Verkehrsbelastung
Sauer stößt der Bürgermeisterpartei ÖVP auf, im Vorfeld nicht ausreichend informiert worden zu sein: "Wie verstehen nicht, warum das Projekt nicht fundiert und mit gehaltvollen Informationen Gemeindevertretern und Bürgern präsentiert wurde, bevor es zu einer Einreichung kommt." Ungenauigkeiten in den Unterlagen und offene Fragen versetzten den größten Teil des Gemeinderats in Alarmbereitschaft: So wurden die Abstände zum Wohngebiet mit 1,6 Kilometer angegeben, sie betragen allerdings nur 1,1 Kilometer.
Ebenso sei „eine gute Anbindung ohne Ortschaften durchqueren zu müssen“ nur im Süden mit der Umfahrung richtig. Richtung Norden müssten die Katastralgemeinden Siebenhirten und in der Folge Hörersdorf und Frättingsdorf durchfahren werden, eben jene L 46-Gemeinden, die ohnehin bereits und der Verkehrsbelastung stöhnen.
Für eben jene will SPÖ-Vizebürgermeister Manfred Reiskopf durch das Projekt aber einen Entlastungsjoker ziehen. Um Mautflüchtlinge von den Landstraßen zu fischen, braucht es einen Verkehrskontrollplatz. Ein ebensolcher soll im Zuge des Projekts gleich vom Errichter auf Eigengrund mitgebaut werden
Standortfrage
Die Frage, ob sich für das geplante Projekt nicht auch andere Standorte mit schlechterer Bodenqualität eignen würden, sehen ÖVP und Grüne im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung von Experten geklärt. Eine solche würde Bürgern die Möglichkeit sich in einem öffentlichen Verfahren zu informieren und Stellung zu beziehen.
ZUR SACHE
In der Biogasanlage werden die Substrate vergoren. Dadurch wird Gas produziert, welches auf Erdgas Qualität aufbereitet und in der Folge ins öffentliche Netz eingespeist beziehungsweise über eine am Grundstück befindliche Tankstelle an Fahrzeuge abgegeben werden soll.
Zudem wird über ein Blockheizkraftwerk Strom und Wärme erzeugt. Sowohl der Strom als auch die Wärme, welche nicht für den Eigenbedarf verwendet werden, sollen in die Netze abgegeben werden. Der Gärrest wird als zertifiziertes Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt.
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