Mission Titelverteidigung
Magenprobleme stoppen Wolkersdorfer Ultra-Radler
Es war alles bis ins Detail perfekt geplant und auch die bisherige Saison konnte für Philipp Kaider nicht besser laufen. Doch Magenprobleme über sieben Stunden hinweg zwangen den Niederösterreicher letztendlich bei seiner 24h-WM-Titelverteidigung in Borrego Springs (USA) zur frühzeitigen Aufgabe.
WOLKERSDORF. Nach 856 Kilometern in 24 Stunden im Vorjahr und dem erstmaligen Gewinn des WM-Titels ging es für den Niederösterreicher Philipp Kaider heuer mit großen Erwartungen zur 24h-Zeitfahr-Weltmeisterschaft nach Borrego Springs (USA). Die bisherige Saison verlief mit dem Sieg bei seinem Heimrennen dem „Race Around Niederösterreich“ im Mai, der Weltrekordfahrt Ende Juni in 19 Stunden durch Österreich und der erstmalige Sieg beim Race Around Austria Mitte August äußerst erfolgreich. Die Titelverteidigung in Borrego Springs quasi das i-Tüpfelchen einer perfekten Saison.
Kaider sammelte im letzten Jahr bei der WM viele Erfahrungen, von denen er nun profitierte. So ging es bereits am 25. Oktober in die USA, um den Jetlag in den Griff zu bekommen. Auch gegen die tiefen einstelligen Temperaturen in der Nacht und an die 30°C unter Tags hat sich der Weinviertler mit seinem Anzughersteller Maroitalia Einiges einfallen lassen. Auch an der Position am Rad wurde getüftelt. Denn je aerodynamischer und windschnittiger die Position über die 24 Stunden gehalten werden kann, umso höher die Leistung. Mit Martin Müllner und Zoltan Bogdan setzte er zudem auf ein erfahrenes Team. So ging es dann nach guter Vorbereitung vor Ort am Freitag um 17 Uhr Ortszeit (Samstag, 04. November, 01:00 Uhr MESZ) an den „Christmas Circle“ in der amerikanischen Wüstenstadt, wo der Start zur „Mission Titelverteidigung“ erfolgte. Es galt einen Rundkurs mit 18 Meilen (29 km) so oft wie möglich zu absolvieren.
Starke Konkurrenz
Wie erwartet war die Konkurrenz mit dem Slowenen Stanislav Verstovsek und dem ehemaligen norwegischen Profiradfahrer Vidar Mehl sehr stark. Auf den ersten Stunden schenkten sich die drei Nichts. Es verlief für den 38-jährigen Wolkersdorfer alles nach Plan. Doch nach rund vier Stunden und 150 Kilometern in den Beinen hatte Kaider erstmals mit starker Übelkeit zu kämpfen: „Das kenne ich eigentlich von Ultracyclingrennen, das habe ich immer wieder. Dann nehme ich aber was dagegen und dann war‘s das eigentlich in der Regel.“
Dieses Mal setzte die Übelkeit nach rund einer/eineinhalb Stunden wieder ein. „Dann habe ich wieder etwas genommen und war eigentlich schon auf der maximalen Dosis des Medikaments“, führt der Niederösterreicher fort. Er trank dadurch weniger und selbst wenn er nur Wasser zu sich nahm, löste das einen starken Brechreiz aus. Auch die Kohlehydratzufuhr war dadurch nur sehr eingeschränkt möglich. „Das ganze Spiel ging dann sieben Stunden so, sodass ich dann gar nichts mehr hinunter bekam. Ich habe dann schon gemerkt, dass ich komplett leer bin. Und ohne Treibstoff kann man natürlich nicht fahren“, gestand Kaider sich schmerzlich ein.
Nach zwölf Stunden und 270 Meilen (434 Kilometer) musste er das Rennen enttäuscht frühzeitig abbrechen: „Es ist sehr bitter. Es ist ganz was anderes, wenn man den Titel nicht verteidigen kann, weil die anderen stärker sind, dann ist das zu akzeptieren. Wenn man aber wegen sowas nicht weiterfahren kann, ist es doppelt bitter!“
Der WM-Titel ging heuer letztendlich an den Slowenen Verstovsek, der 523 Meilen (841 Kilometer) absolvierte.
Off-season
Für Philipp Kaider geht es nun über Chicago zurück nach Wien und direkt in die „off-season“. Ein bis zwei Wochen wird der Intensivkrankenpfleger im Landesklinikum Mistelbach nach eigenen Aussagen versuchen nicht ans Radfahren zu denken und sich danach Gedanken über die kommende Saison machen. Einige Ideen, die er noch nicht verraten möchte, hat der erfolgreiche Radfahrer aber bereits ins Auge gefasst.
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