Bulgarisches in Wien: Joghurt, Gold und Reigentanz
Stoycho Dragnev verrät der bz, wie man einen bulgarischen Tag in Wien verbringen kann.
WIEN. Stoycho Dragnev mag seinen Vornamen. Er verbindet ihn mit seiner Herkunft, denn früher bestanden bulgarische Namen aus zwei Silben und endeten fast alle auf “nov” oder “cho”. “Das war ein bisschen wie bei Asterix und Obelix.” lacht der junge Jurist, der vor 18 Jahren mit seiner Familie nach Wien kam. Um auf den bulgarischen Geschmack zu kommen, schlägt er vor, den Tag mit “Mekiza” zu beginnen - eine Art ungefüllter salziger Krapfen, den man mit Käse und Honig oder Marmelade isst. Im Restaurant “Seasons” gibt es seiner Meinung nach “die beste bulgarische Küche in Wien”. Je nach Uhrzeit dürfe man sich dort auch Kjofte (Fleischlaibchen) oder Mussaka nicht entgehen lassen. “Und natürlich den hausgemachten Schnaps!”
Tomaten wie Zuckermelonen
“Es gibt drei wichtige bulgarische Spezialitäten”, führt er den kulinarischen Rundgang fort, “Joghurt, Käse und Tomaten. Das Joghurt ist eine kleine Angeberei von uns Bulgaren, da es in keinem anderen Land so schmeckt, wie bei uns.”, erklärt er. Der Grund dafür ist ein spezifisches Bakterium zur Herstellung, das nur in dieser Region überlebt und daher sogar nach Bulgarien benannt ist: Lactobacillus delbrueckii subspecies bulgaricus. Der Käse ist wie Fetakäse, nur aus Kuhmilch und die Tomaten sind sonnengereift, extra süß und besonders fleischig. “Die schmecken wie Zuckermelonen” schwärmt Stoycho. “Jeder Bulgare vermisst diese Tomaten.” Fündig auf der Suche nach den Spezialitäten wird er im Geschäft “Odessos” im 17. Bezirk oder am Naschmarkt.
Ein authentischer Horo am Karlsplatz
Kulturinteressierte können bei einem Ausflug ins Kunsthistorische Museum überraschendes Wissen zu Bulgarien sammeln. Dort gibt es noch bis 25. Juni die Ausstellung “Das erste Gold” über Ada Tepe, das älteste prähistorische Goldbergwerk Europas. Wer lieber selbst mitmacht, ist beim Folklorefestival “Golden Pendar”, das von 9. bis 11. Juni vom bulgarischen Kulturinstitut organisiert wird, richtig. Dort präsentieren Volkstanz- und Gesangsgruppen aus Bulgarien und anderen Ländern Europas Tänze aus ihrer Heimat. Für Stoycho ist der Volkstanz "das Ding" in Bulgarien. Er ist seit 2012 Teil der Volkstanzgruppe “Pendari Vienna”. Begonnen hat er als blutiger Anfänger und einziger Mann. Inzwischen sind sie eine bunte Truppe von ca. 25 Personen, die natürlich auch beim Festival auftritt. Wer selbst einen “Horo” (Reigentanz) ausprobieren möchte, sollte am Sonntag, 11. Juni um 14:00 Uhr beim großen Kreistanz am Karlsplatz dabei sein. Authentischer geht es kaum: “Wir sind im Freien, die Stimmung ist super und alle tanzen. Da kommt das wahre Bulgarische am besten durch.”
Bulgarische Curries mit Jazz
Beschließen kan man den bulgarischen Tag im Wirtshaus Sofia, das einen dank der Inneneinrichtung ins Bulgarien vor 200 Jahren zurückversetzt. Da die Ur-Bulgarien aus der indischen Region stammen, ähneln auch die Eintöpfe, die man dort bekommt Curries - nur sind sie nicht so scharf. In den kalten Monaten gibt es hier am Wochenende Livemusik. Besonders ans Herz legt uns Stoycho die Wladigeroff Brüder. Die Zwillingsbrüder verbinden Jazz mit Volksmusik. Und wenn sie einen Reigen anstimmen, bleibt keiner sitzen. Wer sich nicht gleich tanzen traut, darf sich an Stoycho wenden. Er kennt nicht nur die Schritte sondern bringt auch die wichtigste Zutat mit - Begeisterung, die ansteckt.
Auf einen Blick:
Seasons
5. Ziegelofengasse 17
www.sezoni.at
Odessos
Bulgarische Lebensmittel
17., Ottakringer Straße 86
www.bulgarischelebensmittel.at
“Das erste Gold”
Ada Tepe: Das älteste Goldbergwerk Europas
Kunsthistorisches Museum
1., Maria-Theresien-Platz
Ausstellung noch bis 25. Juni
www.khm.at/besuchen/ausstellungen/das-erste-gold
Folklorefestival “Golden Pendar”
9. bis 11. Juni im Haus Wittgenstein bzw. 11. Juni 14:00 Uhr Reigentanz am Karlsplatz
www.bgdance.at/de/festival-golden-pendar/
Pendari Vienna
Auftrittstermine unter www.facebook.com/pendarivienna
Sofia
5., Kohlgasse 19
restaurantsofia.at
Wladigeroff Brothers
www.wladigeroff.com
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